Gegen zusätzliche Flächen für mögliche neue Windräder westlich der Autobahn regt sich Protest bei einer Infoveranstaltung im Rathaus. Die Stadt möchte diese Gebiete jedoch in den Regionalplan bringen – als Zusatzangebot.

Die Meinungen in Bezug auf neue Vorranggebiete für Windräder auf Leonberger Markung gehen weit auseinander. Während die Gegner ihrem Ärger Luft machen, kritisieren Befürworter alternativer Energien das Planungsverfahren. Bei einer Informationsveranstaltung treffen beide Seiten am Donnerstagabend im Rathaus aufeinander.

 

Wie ist die Ausgangslage? „Bislang wurde nur das Gebiet am Frauenkreuz zum Vorranggebiet erklärt“, sagt Norbert Geissel vom städtischen Planungsamt. Doch das Angebot soll ausgebaut werden: „Die Stadt möchte weitere Standorte aufnehmen lassen“, sagt er. Insgesamt sollen statt der 11,5 Hektar auf der Erddeponie 29,4 Hektar in den Flächenplan des Regionalverbands eingetragen werden. Die Gebiete liegen westlich des Frauenkreuzes entlang der Kreisstraße 1008 Richtung Warmbronn.

Bei der Veranstaltung hatten die Bürger Gelegenheit, ihre Bedenken zu äußern. „Ich habe Angst um das Klima in Warmbronn“, sagt einer der Anwesenden, „ich befürchte, dass die Rotoren den Wind stauen und die Talaue nicht mehr durchlüftet wird.“ Auch das Argument, dass der Wind in aller Regel aus Westen weht und die potenziellen Flächen im Osten des Teilortes liegen, kann den Mann nicht beruhigen. „Dann staut sich der Wind an den Rotoren“, entgegnet er. Ein weiter Einwand gegen die neuen Vorranggebiete: „Die Windräder machen einen Haufen Krach“, sagt eine Bürgerin aus Warmbronn, „wir sind durch den Klang der Autobahn schon genug Lärmbelästigung ausgesetzt.“

Der Stadtplaner Norbert Geissel verweist auf die Mindestabstände zu Wohnhäusern, die er berücksichtigen musste. „Wir haben zuerst Flächen identifiziert, die aus verschiedenen Gründen auf keinen Fall in Frage kommen“, erklärt Geissel. Der Windenergieerlass der Landesregierung legt unter anderem folgende Einschränkungen fest: Zu Wohngebieten muss ein Mindestabstand von 700 Meter gewahrt werden, Gewerbegebiete müssen mindestens 300 Meter von einem Windrad entfernt liegen.

„Das östlichste Haus in Warmbronn liegt rund 1,5 Kilometer vom westlichen Rand der geplanten Flächen entfernt“, erklärt die Sprecherin der Stadt Leonberg, Undine Binder-Farr, auf Anfrage dieser Zeitung. „Nach diesen Vorgaben konnten wir einen großen Teil der Gemarkungsfläche bereits ausschließen“, sagt Geissel. Weitere Einschränkungen haben ihren Grund im Artenschutz. „Hier geht es um seltene Greifvogelarten“, sagt der Mann vom Planungsamt.

Raubvögel und ihre Brutgebiete sind in der Leonberger Gegend bereits durch ehrenamtliche Arbeit sehr genau erfasst und kartografiert. „Zu den Horsten von bedrohten Arten wie Wanderfalke und Rotmilan müssen wir einen Abstand von 1000 Metern wahren“, sagt Geissel, „Flugschneisen und Trassen von Stromleitungen müssen ebenfalls bedacht werden.“

Der nächste Schritt ist es, die Gebiete zu finden, in denen der Wind kräftig weht. „Wir brauchen eine Mindestgeschwindigkeit von 5,3 Metern pro Sekunde in 100 Metern über dem Boden“, sagt Geissel. Übrig bleiben die drei genannten Flächen. „An diesen Standorten sind nach unserer Meinung alle genannten Punkte erfüllt“, erklärt Norbert Geissel. Seine Planung habe nichts mit einem Bauprojekt zu tun, betont er zum Schluss: „Es geht lediglich darum, geeignete Flächen zu finden. Sollte dort ein Investor eine Anlage errichten wollen, werden alle Punkte nochmals im Detail geprüft und der Wind wird am Standort genau gemessen.“

Die Bürger zweifeln an den Angaben des Windatlasses: „Ich glaube, dass die Wind darin viel zu stark geschätzt wurde“, sagt einer der Windkraftgegner im Publikum. Doch es gibt auch andere Stimmen. „Dieses Verfahren begünstigt die Leute, die den Ausbau erneuerbarer Energiequellen behindern wollen“, entgegnet Axel Gueth, vom Energiekreises der lokalen Agenda. „Die Messungen am Frauenkreuz zeigen bessere Werte, als wir erwartet haben. Die Kritik am Windatlas ist also falsch.“

Es gibt allerdings einen Punkt, der die Aufnahme der Zusatzflächen in den Regionalplan tatsächlich verhindern könnte. „Die Gebiete liegen im Landschaftsschutzgebiet (LSG) Glemswald. Dafür ist das Regierungspräsidium in Stuttgart zuständig“, sagt Norbert Geissel. Eine Aussage, ob die Flächen aus dem LSG herausgelöst werden, steht derzeit noch aus.