Josefa Schmid hat einen steinigen Weg zurückgelegt, um ihr Wunschamt zu erreichen. Nun müssen alle gemeinsam die Aufgaben anpacken.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Dass im Leonberger Gemeinderat Bürgermeisterwahlen äußerst knapp ausgehen, gehört sozusagen zum guten Ton. Doch dass es fast ein halbes Jahr dauert und auch noch ein Gericht bemüht werden muss, bis endlich eine an und für sich attraktive wie einflussreiche Position besetzt werden kann, das ist nicht nur in Leonberg außergewöhnlich.

 

Das Hin und Her der vergangenen Monate hat der Stadt nicht nur überregionale Medienpräsenz beschert, sondern dürfte sich zudem in der kommunalpolitischen Branche herumgesprochen haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei einer möglichen erneuten Ausschreibung, über die ja ernsthaft diskutiert wurde, politische Schwergewichte beworben hätten, darf als gering angesehen werden.

Führung ist gefragt

Doch all das ist Vergangenheit. Zum Glück! Leonberg hat eine Erste Bürgermeisterin. Josefa Schmid tritt am 1. Juni ihr Amt an und übernimmt im Rathaus die wichtigen Dezernate Finanzen, Soziales und Ordnung – allesamt Bereiche, in denen kreative, umsichtige, aber entschlossene Führung dringend gefragt ist.

Und die darf man der 47-Jährigen getrost zutrauen. Als resolute Bremer Regionalchefin des Bundesamtes für Migration hat Schmid Recht und Gesetz sehr genau ausgelegt, für manchen Politiker aus dem linken Lager zu genau, aber im Ergebnis korrekt. Um sich gegen ihre plötzliche Rückbeorderung zu wehren, schreckte sie auch vor Intervention an höchster Stelle, sprich beim Bundesinnenminister, nicht zurück. So handelt niemand, der im Verdacht mangelnder Durchsetzungsstärke steht.

Ein Spagat

Dennoch ist Josefa Schmid gut beraten, wenn sie für ihre schweren Aufgaben in Leonberg den Schulterschluss mit dem Gemeinderat wie auch mit ihrem Dienstherrn, dem Oberbürgermeister, sucht. Sie weiß, dass dies ein Spagat ist, erwarten doch viele Ratsmitglieder von der künftigen Vize-OB einen selbstbewussten wie eigenständigen Kurs. Andererseits hat das Beispiel ihres Vorgängers gezeigt, wie lähmend ein Kleinkrieg an der Stadtspitze sein kann. Ulrich Vonderheid hatte in der Tat seine Dezernate nach eigenem Gusto geführt und dabei den Oberbürgermeister allenfalls punktuell eingebunden. Ein Zustand, den der machtbewusste Martin Georg Cohn nicht sehr lange duldete.

Standfest und fleißig

Aber auch der OB handelt klug, lässt er die neue Kollegin ihre eigenen Duftmarken setzen. Schmid hat sich im Vorfeld sehr intensiv mit den Leonberger Themen auseinandergesetzt. Dass sie standfest und fleißig ist, hat sie allein während der nicht enden wollenden Bewerbungsphase bewiesen. Sie wird ihre Arbeit mit Eifer und Ausdauer aufnehmen.

Nach äußerst schwierigen Monaten ist nun die Chance für einen echten inhaltlichen wie atmosphärischen Neuanfang an der Stadtspitze und im Gemeinderat gegeben. Die Beteiligten sollten ihn nutzen.