In der Karl-Georg-Haldenwang-Schule in Leonberg leisten junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr. Fünf erzählen von ihrem Jahr, das sie mehr als begeistert hat.

Es ist ein besonderes Jahr gewesen, ein lehrreiches und vor allem ein richtunggebendes. Darin sind sich die fünf jungen Frauen hundertprozentig einig. Nach einem gefühlsbetonten Abschied jüngst am letzten Schultag in der Karl-Georg-Haldenwang-Schule in Leonberg, haben sie sich noch einmal dort getroffen und Rückschau gehalten. Eines steht fest: Das hier Erlebte und Gelernte ist einzigartig, und die gewonnenen Erfahrungen wollen sie nicht missen.

 

Monique Steck, Janina Brekow, Lara Gradi, Vivien Godyn und Vanessa Handl haben nämlich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Karl-Georg-Haldenwang-Schule (KGHS) geleistet. Diese ist eine öffentliche Schule für Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung in der Trägerschaft des Landkreises Böblingen. Die offizielle Bezeichnung lautet „Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung“.

Entsetzen über die Nachrichten aus Berlin

Timur Erdem, der Leiter der Haldenwangschule, und seine Stellvertreterin Tanja Ostertag sind begeistert davon, was die fünf in den elf Monaten ihres Einsatzes in der Leonberger Schule geleistet haben. „Sie waren etwas Besonderes, sie haben mitgeschafft und mitgedacht“, sagt der Schulleiter. „Sie haben ein großes Verantwortungsbewusstsein mitgebracht und eine außergewöhnliche Bereitschaft gezeigt“, ergänzt Ostertag.

Deshalb sind beide auch entsetzt über die Nachrichten aus Berlin: Der Bund will nämlich seinen Etat für Freiwilligendienste deutlich kürzen. Die Ampelkoalition hat im Haushalt für das nächste Jahr für diese Dienste weniger Geld vorgesehen. Nach Angaben von Sozialverbänden sollen 78 Millionen Euro gestrichen werden. Das entspreche rund 24 Prozent aller Bundesmittel, heißt es. Also praktisch jede vierte Stelle fällt weg. „So etwas ist eine Katastrophe für alle, die FSJ-Einsatzstellen haben, denn die jungen Menschen schenken uns ein Jahr ihres Lebens“, sagt Tanja Osterberg. Sie weiß, wovon sie redet, denn die KGHS hat acht FSJ-Stellen.

Noch Plätze frei fürs kommende Schuljahr

„Doch es wird immer schwerer, diese auch zu besetzen“, schildert Timur Erdem. Im letzten Schuljahr waren lediglich fünf belegt, und auch für das kommende haben nur fünf Interessierte vorgesprochen. Ob die dann im Herbst auch zusagen werden, steht noch nicht fest. Bisher sei es unproblematisch gewesen, Freiwillige zu bekommen. „Aber solche Signale aus Berlin sind nicht hilfreich“, meint Timur Erdem.

Was hat die Abiturientinnen, die alle durch das persönliche Umfeld von der FSJ-Stelle bei der Haldenwagschule erfahren haben, zu diesem Schritt bewogen? „Es sollte eine Pause werden nach dem Schulstress und dem Druck, aber auch die Möglichkeit, sich selbst besser kennenzulernen und nicht einfach herumzusitzen“, sagt Vivien Godyn. „Es wurde viel besser, als ich es mir vorgestellt habe“, ergänzt Monique Steck. „Es war ein cooles Jahr im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, die einem mit einer besonderen Ehrlichkeit begegnen“, blickt Vanessa Handl zurück.

„Durchhalten war angesagt und Verantwortung zu übernehmen und körperlich und geistig immer da zu sein – und wenn da mal eine Bindung entstanden war, dann waren wir ein Herz und eine Seele“, ist Janina Brekow begeistert. „Es war eine neue nicht immer einfache Rolle, in der oft abgewogen werden musste zwischen Nähe und Distanz, Vorbehalte abzulegen und sich auch mal selbst etwas zuzutrauen“, meint Lara Gradi.

Überzeugtes Nicken rund um den Tisch, auf die Frage, ob sie ein Jahr anderen jungen Menschen weiterempfehlen würden. „Es war eine Bereicherung“, sagt eine der jungen Frauen. „Diese Zeit hat letztendlich bei uns die Weichen für die Berufswahl neu gestellt“, sagt eine andere. Alle seien mit einem Faible für das Lehramt angetreten. Und nun? Viermal kommt die Antwort „Sonderpädagogik“ und einmal überraschend „Polizei“, auf die Frage, wie es nun weitergehen soll.

Ansprechpartner und eine echte Unterstützung

Für alle Interessierten, die auch gerne ein solches Jahr an der Haldenwang machen möchten: Die FSJlerinnen waren für die Begleitung und Unterstützung einzelner Schülerinnen und Schüler oder für die gesamte Klasse zuständig. Sie waren wichtige Ansprechpartner und Bezugspersonen für die Kinder. „Unsere fünf jungen Mitarbeiterinnen haben diese Aufgaben mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein, großem Engagement und vor allem erfolgreich gemeistert“, ist Schulleiter Erdem voll des Lobes.