Nach nur rund eineinhalb Jahren macht die Wirtschaft am Eingang zur Leonberger Altstadt wieder zu. Auch die Pläne der Betreiberin mit dem Naturfreundehaus „Wanne“ sind somit hinfällig.

Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)

Das kommt für viele überraschend: Das Untere Tor schließt – obwohl es erst Ende 2022 in komplett neuem Gewand wieder eröffnet wurde. Nach dem Ende der Kultkneipe Blauer Engel hatte es einen Neustart gegeben, initiiert von der neuen Wirtin Samantha Porsche Mafham. Und von außen betrachtet lief die vollständig umgebaute Wirtschaft gut, Gäste kamen und lobten das Essen sowie die Atmosphäre. Nun kommt das für Außenstehende völlig unerwartete Aus, das Ende vergangener Woche auf den Social-Media-Kanälen sowie der Homepage des Lokals verkündet wurde. Am 1. April, also am Ostermontag, hat das Untere Tor zum letzten Mal geöffnet.

 

Ursachen sind unklar, Statements gibt es noch keine

Die Rede ist im offiziellen Statement von „betriebsbedingten“ Gründen. Vieles ist derzeit jedoch noch unklar. Zumindest schweigen die Beteiligten über die Ursachen für den Schritt. Klar ist indes: Auch die Lokalität „Wanne“ ist betroffen. Samantha Porsche Mafham und ihr Team wollten das Naturfreundehaus zwischen Leonberg, Warmbronn und Silberberg wieder auf der Biergarten-Landkarte etablieren. In einem Statement schreibt die Wirtin auf Facebook nun, „dass wir die Wanne nicht übernehmen werden“. Bis März habe man sie für Veranstaltungen nutzen können, dies werde „aber nicht mehr weiter stattfinden“.

Zu Gründen und Hintergründen gibt es auch von Martin Blume auf Nachfrage keinen Kommentar. Der Leonberger Rechtsanwalt ist Eigentümer der Immobilie an der südlichen Zufahrt zur Leonberger Altstadt, in der sich das Untere Tor befindet. So rätseln viele Leonbergerinnen und Leonberger derzeit weiter darüber, warum die von ihnen hochgeschätzte Wirtschaft bald schon wieder Geschichte sein wird.

Das Aus des Lokals ist ein weiterer herber Schlag in Sachen Ausgeh-Attraktivität der Altstadt. Erst am 24. Februar hatte sich für die Kneipe Domizil mit einer großen Abschiedsparty der letzte Vorhang gesenkt. In diesem Fall war der Grund für das Ende der Verkauf des historischen Gebäudes in unmittelbarer Nähe zum Unteren Tor an eine Investmentgesellschaft. Elf Jahre lang hatten Wirt Lothar Mattner und seine Frau Marie die Kneipe und den dazugehörigen Gewölbekeller dort betrieben. Insgesamt existierte das Domizil an verschiedenen Standorten in Leonberg 33 Jahre lang.

Unteres Tor und Domizil werden fehlen – nicht nur am Pferdemarkt

Sowohl Domizil als auch Unteres Tor – Letzteres über viele Jahre natürlich auch als Blauer Engel – gehörten lange Zeit auch zu den festen Anlaufstellen beim Pferdemarkt und auch bei Partynächten, jeweils mit DJ oder Live-Musik. Die Wände beider Lokale könnten so manche Geschichte erzählen.

Wie es im Unteren Tor nach Ostern weitergeht, darüber will im Augenblick noch niemand offiziell sprechen. Fakt ist, dass das gesamte Interieur des Lokals quasi neuwertig ist. „Wir haben hier mehr als ein Jahr lang umgebaut“, hatte Samantha Porsche Mafham Ende 2023 zu Protokoll gegeben, als sie nach knapp zwölf Monaten Betrieb eine erste Bilanz zog. „Es ist kaum ein Stein auf dem anderen geblieben.“

Im Unteren Tor gibt es zum Schluss noch ein Ostermenü

Im Unteren Tor wird es zum Abschluss noch ein Ostermenü geben. „Und an den Wochenenden bis dahin werden wir verschiedene Cocktails und Longdrinks auf der Karte haben“, fügt Samantha Porsche Mafham auf Nachfrage hinzu, „damit die Leute, die uns noch mal besuchen, aber zum Beispiel nicht essen wollen, zu späterer Stunde trotzdem noch vorbeikommen können.“

Und dann ist Schluss für die „Perle am Marktplatz“, wie ein Facebook-Nutzer schreibt. Und es bleibt abzuwarten, wie die Leonberger Altstadt in Sachen Einkehr-Qualität diese Verluste verarbeitet.