Im Stuttgarter Süden erfüllt die neue Pizzeria L.A. Signorina die kulinarische Sehnsucht nach Großstadt. Die Pizzen trumpfen mit ungewöhnlichem Belag auf, hier wird mit Kürbis, Süßkartoffel oder Chorizo experimentiert.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Längst ist es ein offenes Geheimnis, dass sich der Marienplatz zu einem urbanen Ort der Stadt gewandelt hat. Schuld daran ist die Gastronomie, die oft ein wirkungsvolles Mittel der Stadtentwicklung ist. Angefangen hat die wundersame Eroberung des Marienplatz-Betons durch den Menschen mit dem Café Kaiserbau und seiner Außenbestuhlung auf der Sonnenseite des Lebens.

 

Als Martina Schneider vor fast zehn Jahren im Service des Kaiserbaus angefangen hat, hätte sie sich wohl nicht träumen lassen, dass sie eines Tages vier Lokale rund um den Marienplatz mitverantworten würde. Kürzlich hat sie gemeinsam mit Francesco Troiano die Pizzeria L.A. Signoria eröffnet. Troiano gehört das Café Kaiserbau und die schrecklich hippe Eisdiele daneben, Martina Schneider fungiert derzeit noch als Geschäftsführerin beider Objekte. Und als ob das nicht schon genug wäre, verantwortet die 34-Jährige auch noch die Bar Rakete im Theater Rampe, wenige Meter vom Marienplatz entfernt.

Mit der L.A. Signorina hat sich Martina Schneider nun endgültig zur heimlichen Prinzessin des Marienplatzes gemausert. Die Handschrift der studierten Modedesignerin ist in der reduzierten Inneneinrichtung klar erkennbar. Einrichtungsdetails wie die bunten Mosaikfenster im Eingangsbereich links, der Pizza-Ofen aus einem Familienbetrieb in der Nähe von Florenz oder die Kombination aus neuen Tischen und bunt zusammengewürfelten Stühlen signalisieren Sehnsucht nach Großstadt. Hier orientiert man sich eher am namensgebenden L.A. wie Los Angeles und nicht wie sonst so oft in Stuttgart stilistisch an der Größenordnung L.E. wie Leinfelden-Echterdingen.

Der Belag bei den weißen Pizzen ist spektakulär

Die Karte der kalifornischen Signorina wechselt vier Mal im Jahr. Immer gleich ist die Unterteilung der Pizzen in Rossa und Bianca. Die „roten Pizzen“ basieren auf Tomatensoße. Die weißen Pizzen haben als Grundlage Crème fraîche oder einfach nur Käse. Spektakulär ist jeweils der Belag, besonders bei den „weißen Pizzen“: Die Pizza Tigertail kommt mit Kürbis, würzigem Gruyère und Rosmarin (9 Euro) daher. Ein Knaller! Die Pizza Palm Grove ist dank Crème fraîche, Süßkartoffeln, Chorizo und Orangenöl eine Wucht (9 Euro). Die Pizza dreht sich im Ofen auf einem sizilianischen Lavastein, so veredelt die Hitze den Teig gleichmäßig. Zu den Pizzen teilen wir uns einen Spinatsalat mit Büffelmozzarella (12 Euro), an dem es nichts zu mäkeln gibt.

Die Getränke-Auswahl ist klein, aber originell: Die Tel-Aviv-Schorle ist ein spätsommerlicher Gruß aus Granatapfelsirup, Zitrone und Soda (€ 3), das naturtrübe Gruibinger (€ 3) ein charaktervolles Bier zur Pizza. Wem der Sinn eher nach Wein steht, findet drei solide Rotweine auf der Karte. Die Bedeutung des Namens des Lokals lässt Martina Schneider übrigens offen: Wer solche Pizza macht, darf ruhig ein Geheimnis für sich behalten.

+++++ = herausragend, ++++= überdurchschnittlich, +++ = gut, ++= Luft nach oben, + = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.