Der Inhaberin eines Geschäfts in der Ludwigsburger Innenstadt wird der Name ihres Ladens zum Verhängnis: Vor 20 Jahren taufte sie diesen nach einer ägyptischen Göttin, nun wird sie wegen der gleichnamigen Terrorgruppe angefeindet.

Ludwigsburg - Sabine Deutscher ist fassungslos. Nicht im Traum hätte sie daran gedacht, dass der Name ihres Kostümladens in der Lindenstraße einmal zum Problem werden könnte. Doch seit einigen Wochen wird sie regelmäßig angefeindet, weil ihr Geschäft den gleichen Namen trägt wie die islamistische Terrorgruppe, die in Syrien und im Irak Schlagzeilen macht. Zumindest bis vor Kurzem, bis diese ihren Namen von Isis in IS verkürzte.

 

Es habe im Spätsommer angefangen, erzählt Sabine Deutscher. Immer öfter hätten sie Leute auf das Schild an ihrem Laden aufmerksam gemacht und gefragt, ob sie schon bemerkt habe, dass ihr Laden genau so heißt wie die Terrorgruppe. Viele hätten das Schild mit der Aufschrift „Isis Promotion“ lustig gefunden und fotografiert. Aber einige seien auch unangenehm geworden. „Manche tun so, als würde ich in einer Burka im Laden stehen und Kalaschnikows verkaufen“, sagt Deutscher. Dabei habe sie den Laden vor 20 Jahren lediglich nach der ägyptischen Göttin Isis benannt. Zudem seien die Buchstaben S und I die Initialen der Vornamen von ihr und ihrer damaligen Geschäftspartnerin gewesen.

Anfeindungen ein bis zwei Mal pro Woche

Doch dieser Hintergrund scheint manche Leute nicht zu interessieren. Erst jüngst sei ein junger Mann völlig aufgebracht in ihren Laden gestürmt und habe sie auf derbe Art „richtig mies“ beschimpft. Erklärungen hätten da nicht mehr geholfen. Aber auch von anderen hat Deutscher schon heftige Kritik einstecken müssen: Im Schnitt passiere es ihr derzeit ein bis zwei Mal pro Woche, dass sie auf unangenehme Art auf den Namen ihres Ladens angesprochen werde – auch telefonisch sei sie schon angefeindet worden.

Sabine Deutscher ist es ein Rätsel, warum diese Menschen so reagieren. „Es ist erstaunlich, was die Leute dabei wohl denken – vielleicht denken sie auch gar nichts?“ Tatsächlich ist das Angebot im Laden alles andere als verdächtig. Unter dem Namen Isis fertigt die Ludwigsburgerin, die seit Jahren auch ehrenamtlich für die Stadt aktiv ist, Barockkleider für Stadtfeste oder die Venezianische Messe an.

Im gleichen Gebäude verkauft Sabine Deutscher zudem seit mehr als 30 Jahren Lebensmittel in einem Bioladen. Allerdings würden diese Vorfälle sie nicht dazu bringen, etwas am Namen zu ändern, sagt Deutscher: „Auch dieser Wahnsinn wird an uns vorübergehen“, glaubt sie.

Harmlose Anfragen zur Getränkereihe Isis

Derart heftige Erfahrungen hat Thomas Maier, der Geschäftsführer des Saftherstellers Beutelsbacher in Weinstadt (Rems-Murr-Kreis), nicht gemacht. Aber er hat durchaus Anfragen zu der Getränkeserie Isis aus seinem Hause erhalten. „Wir distanzieren uns natürlich ganz klar von der Terrorgruppe“, sagt Maier. Und die Leute verstünden das. Immerhin gebe es die Getränkeserie seiner schwäbischen Traditionsfirma bereits seit den 90er Jahren unter diesem Namen, sagt Maier – damals habe die Terrorgruppe hier wohl noch keiner gekannt. Ihn jedenfalls habe der Bezug zu der ägyptischen Göttin ebenso fasziniert wie die binäre Schreibweise des Namens Isis. Letzteres komme auch im EDV-Bereich gut an: Er kenne so einige IT-Firmen, die sich ebenfalls so nennen. Ob diese angefeindet werden, weiß er allerdings nicht.