Seit 2006 unterstützt die Ludwigsburger Initiative „Lebendiges Dorf Kamerun“ den Ort Mfida. Mit ihren Mitteln sind ein Krankenhaus, eine Schule und eine Markthalle gebaut worden.

Ludwigsburg - Was die Mitglieder der Initiative „Lebendiges Dorf“ seit 2006 im afrikanischen Mfida erreicht haben, kann sich sehen lassen: Dank der Hilfe aus Ludwigsburg wurden in dem kleinen Ort in Kamerun ein Krankenhaus, eine Schule sowie eine Markthalle gebaut, drei Trinkwasserbrunnen und ein Fischteich angelegt. Seit zwei Jahren ist das 500-Seelen-Dorf auch ans Stromnetz angeschlossen. „Die Qualität des Lebens ist jetzt zehnmal besser“, sagt Monsignore Thomas Tchoungui. Und was ihm als auch den Vorsitzenden des Hilfsvereins, Inge Neumann und Peter Keim, sehr wichtig ist: „Die Menschen dort haben ihre Identität bewahrt.“

 

Computerraum in der Schule

Von Anfang an sei es um Hilfe zur Selbsthilfe gegangen, sagen die ehrenamtlichen Helfer. Und darum, in Mfida Lebensumstände zu schaffen, die die Landflucht stoppen. Inzwischen würden die Dorfbewohner, die beim Bau der Schule und des Krankenhauses mit angepackt hätten, als Fachleute angesehen. „Das ist ganz wichtig für das Selbstbewusstsein“ sagt Tchoungui. Außerdem habe es dazu geführt, dass diese Männer jetzt auch Arbeitsaufträge aus benachbarten Orten bekämen. „Wir betrachten das Dorf als Pilotprojekt, und es hat schon Nachahmer gefunden“, sagt der Priester, der auch die Schule für sechs Jahrgangsstufen leitet.

Der Ludwigsburger Verein hat es fertig gebracht, seit der Gründung pro Jahr durchschnittlich 25 000 bis 30 000 Euro aufzubringen. „Wir haben auch große Spender dabei, die aber nicht namentlich genannt werden wollen“, sagt die Initiatorin und Vorsitzende Inge Neumann. Nachdem die Gruppe praktisch im Jahres-Takt Einzelprojekte gestemmt habe, brauche sie jetzt erst mal etwas Zeit zum Durchatmen. Ganz neu sei in diesem Jahr die Einrichtung eines Multimediaraums an der Schule. „Was bei uns hier sehr kontrovers diskutiert worden ist“, sagt Neumann. Tchoungui dagegen verteidigt die Ferienkurse am Computer: „Auch wenn wir kein Internet haben, es ist wichtig, dass die Kinder den Umgang damit erlernen.“ Langsam habe sich auch ein Kindergarten entwickelt, sagt Neumann. „Das war immer unser Wunsch.“ Ergeben hat sich das, weil in der Regel die älteren Kinder auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen müssen, wenn die Eltern auf dem Feld sind. Folglich hingen auch die Kleinen an der Schule herum. Diese bis sechs Jahre alten Kinder wurden zur einer Gruppe zusammengeschlossen. „Und jetzt gibt es eine Person, die den Kindergarten leitet“, sagt Thomas Tchoungui.

Den Kontakt lebendig halten

Der Monsignore hält sich zurzeit in Ludwigsburg auf, weil er über die Ferien die Seelsorgevertretung in den katholischen Pfarreien St. Johann und Thomas Morus übernommen hat. Der in Mfida geborene Priester hat unter anderem in Rom studiert. Der Ludwigsburger Verein hat eine Entsprechung in seinem Heimatdorf, und Tchoungui fungiert als Mittler. „Ich bin eine Brücke zwischen Mfida und Ludwigsburg“, sagt er. „Für uns ist er ein Gewährsmann dafür, dass das Geld dahin kommt, wo es hin soll“, sagt Peter Keim, der stellvertretende Vorsitzende von „Lebendiges Dorf“. Sein Aufenthalt in Ludwigsburg wird deshalb auch für den Austausch von Erfahrungen und Informationen genutzt.

Im Gegenzug reist regelmäßig ein Vereinsmitglied nach Mfida, um sich selbst ein Bild zu machen – und um den Kotakt lebendig zu halten. „Das ist aber nicht einfach“, sagt Keim. „Wer reist, muss den Flug selbst zahlen. Alles auf eigene Rechnung und Gefahr.“ Denn Mfida ist Malariagebiet. Dank der Brunnen und der Fischteiche habe die Krankheit aber deutlich eingedämmt werden können, sagt Tchoungui.