Die A-Standard-Formation des 1. TC Ludwigsburg bekommt den Hans-Peter-Stihl-Preis. Die Vereinsvorsitzende Gaby Wulff setzt darauf, dass als Ergänzung zu der undotierten Auszeichnung nun endlich auch Sponsoren die Tänzer unterstützen.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Sie brauchen Zähigkeit und Durchhaltevermögen wie jedes Wirtschaftunternehmen. Denn wer in der 1. Bundesliga der Tänzer ganz oben dabei sein will, kann das Tanzen nicht nur als Hobby betreiben. Wer da mitmischen will, ist Leistungssportler mit einem wöchentlichen Trainingsprogramm von 16 Stunden in der Gruppe. Dazu kommen Einzelstunden. Für viel anderes bleibt da kaum Zeit.

 

Die A-Standard-Formation des 1. TC Ludwigsburg mit ihren 16 Tänzerinnen und Tänzern ist eine dieser verschworenen Gemeinschaften. Sie steht ganz oben in der Bundesliga und vertritt den deutschen Tanzsportverband im Ausland. Sie verkörpert so die weichen Standortfaktoren der Region. Deshalb erhalten die acht Tanzpaare nun den Hans-Peter-Stihl-Preis des Forums Region Stuttgart. Verliehen wurde der undotierte Preis in Ludwigsburg, dem Heimatort des Spitzensportvereins. Gaby Wulff, die Präsidentin des 1. TCL, nahm ihn von Hans Peter Stihl entgegen.

Günther Oettinger ist der Laudator

Der nach dem Waiblinger Unternehmer benannte Preis wird seit 1999 vergeben. Zu den Preisträgern gehören neben dem Namensgeber selbst unter anderen der SWR-Moderator Wieland Backes, der 2003 verstorbene Schwaben-Rocker Wolle Kriwanek, der VfB Stuttgart, der frühere Daimler-Chef Jürgen Schrempp, der einstige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, die Vesperkirche Stuttgart, der Entertainer Harald Schmidt, der Stuttgarter Ballett-Tänzer Eric Gauthier und der frühere Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft Hans-Jörg Bullinger.

Die Laudatio hielt in diesem Jahr der EU-Kommissar Günther Oettinger, der es sich nicht nehmen ließ, die Tänzerinnen mit Küsschen zu begrüßen. Er sprach dem 1. TCL „Wertarbeit mit Präzision und das im Team“ zu. Er freue sich, dass das Forum Region Stuttgart sportliche Höchstleistungen und das über Jahrzehnte hinweg in diesem Jahr auszeichne. Die Standardformation hat in den Jahren ihres Bestehens seit 1983 zehn Weltmeistertitel errungen.

Die Jury attestiert den Sportlern, sie seien ein Aushängeschild des Tanzsports. Das Trainerteam und die Tänzerinnen und Tänzer, die aus der gesamten Region Stuttgart stammen, repräsentierten diese und die Stadt Ludwigsburg in vorbildlicher Weise. Wahrscheinlich sind sie auch die jüngsten Preisträger. „Das Durchschnittsalter der Formation liegt bei 18 Jahren“, sagt die Vereinsvorsitzende Gaby Wulff. Sie hat von 1989 bis 1994 selbst in der A-Standard-Formation getanzt und ist mit ihr zweimal Weltmeister geworden. Ein bisschen Wasser in den Wein gießt Wulff trotz aller Freude über die Auszeichnung, indem sie den Blick auf die finanzielle Zwänge des etwa 1000 Mitglieder starken Vereins lenkt. Die Ausgezeichneten seien allesamt Amateure, die zum Teil noch in die Schule gingen und neben ihrer Zeit auch jede Menge Geld in ihren Sport investierten – von den selbst bezahlten Einzelstunden bis hin zu den Kostümen. Dazu kämen die Kosten für die Musik einer siebenminütigen Choreografie, die der Verein selbst zusammenstelle, zum Teil komponieren und dann – ebenfalls in Ludwigsburg im Tonstudio Bauer – einspielen lasse.

In einer Region, in der die Tänzer mit Fußball und Basketball konkurrieren müssen, habe es ein Tanzverein schwer, Sponsoren zu finden. Genau davon aber träumt Wulff. „Vielleicht schaffen wir es, durch unsere Präsenz jetzt welche zu finden“.