Am Ende jubeln die Ludwigsburger: Die Riesen dürfen nach einem 88:76-Sieg in Tübingen an der Pokal-Qualifikationsrunde teilnehmen.

Tübingen - arblich waren die beiden gelb-schwarzen Fan-Blocks kaum zu unterscheiden, Lautstärke-technisch hingegen schon: Das 88:76 (49:44) im Auswärtsspiel bei den Walter Tigers Tübingen versetzten die 300 mitgereisten Fans der MHP Riesen Ludwigsburg in Exstase. Nach zwei Niederlagen im Vorjahr gegen den Rivalen war der Sieg Balsam für die Seele der Barockstädter. Die Mannschaft von Trainer John Patrick hatte aber in einem sehenswerten Baden-Württemberg-Derby in der Basketball-Bundesliga aber lange um den Sieg kämpfen müssen.

 

„Tübingen hat deutlich aggressiver verteidigt, als wir das erwartet haben“, sagte John Patrick. Sein Trainerkollege Tyron McCoy meinte: „Wir hatten eine sehr schwierige Woche und mit Jared Jordan hat einer unserer besten Spieler gefehlt.“

Die Tigers steckten den kurzfristigen Ausfall von Spielgestalter Jordan zu Beginn aber überraschend gut weg. Mauricio Marin ersetzte den besten Vorlagengeber der Liga (8,6 Assists pro Partie) in der Anfangsphase hervorragend und erzielte acht der ersten 15 Tigers-Punkte. Marin, der in dieser Saison bislang kaum gespielt hatte, war am Ende mit 17 Punkten bester Tigers-Akteur.

Der Neuzugang kann nicht überzeugen

„Ich hab immer gewusst, dass der Trainer mir vertraut. Heute habe ich wegen unseres Verletzungspechs meine Chance bekommen“, sagte der 22-Jährige. Tigers-Neuzugang Eric McClellan, der den an der Hand verletzten Barry Stewart ersetzt und einen befristeten Vertrag (zwei Monate) erhält, stand bei seinem Debüt zwar 15 Minuten auf dem Feld, konnte mit vier Punkten aber nicht überzeugen.

Dass die Tigers zur Halbzeit noch in Schlagdistanz lagen, hatten sie auch ihren guten Trefferquoten aus dem Zwei-Punkte-Bereich zu verdanken. Die Riesen, bei denen David McCray (wegen Fußtritt im Spiel bei medi Bayreuth) die letzte Partie seiner Drei-Spiele-Sperre absaß und Jason Boone (angeschlagen) fehlten, trafen ihrerseits gut aus der Distanz – ungewöhnlich, denn mit gerade einmal knapp über 30 Prozent Trefferquote gehören die Barockstädter ligaweit zu den schlechtesten Teams. Bis zur Pause versenkte das Patrick-Team sieben seiner zwölf Versuche – drei in Folge ließ Drew Crawford zur 49:44-Halbzeitführung durch den Ring fliegen. Der 26-Jährige, der in seinem vierten Ligaspiel mit 21 Punkten eine persönliche Bestmarke im Trikot der Riesen aufstellte, war zusammen mit dem überragenden Kelvin Martin (23) bester Werfer.

Hart spielen – und gewinnen

„Wir haben zwar langsam angefangen, uns dann aber reingesteigert. Hart spielen und Spiele gewinnen, so wollen wir das haben“, sagte Kelvin Martin.

Auch nach der Halbzeit sahen die 3132 Zuschauer in der ausverkauften Paul-Horn-Arena eine hoch unterhaltsame Partie, die vor allem von schnellen Abschlüssen lebte. Weil die Riesen, die durch den Sieg in der Qualifikationsrunde für das Top-Four-Turnier in Berlin stehen, ihr heißes Händchen von der 6,75-Meter-Linie behielten und immer wieder mit dem Extrapass den freien Mann fanden, gingen sie mit einer Neun-Punkte-Führung (68:59) in den Schlussabschnitt. Dort drehte Mauricio Marin, der zwischenzeitlich untergetaucht war, noch einmal auf. Auf mehr als fünf Punkte konnte aber auch er sein Team nicht mehr heranbringen.

„Drew Crawford hat in der ersten Halbzeit stark gespielt, im zweiten Durchgang waren dann vor allem Kelvin Martin und Cliff Hammonds stark“, sagte Riesen-Coach Patrick und verteilte ein Extralob. Für die endgültige Entscheidung sorgte zwei Minuten vor dem Ende Hammonds mit einem Dreier zum 82:73 – und ab da jubelten nur noch die Ludwigsburger.