Die Ludwigsburger Stadtverwaltung will die alten Bima-Häuser abreißen und mehr als 400 neue Wohnungen bauen. Die Stadträte befürchten, der Stadtteil Grünbühl verkrafte das nicht.

Ludwigsburg - Im einstigen Bima-Quartier in Grünbühl soll alles umgekrempelt werden – aber so, dass am Ende doch noch der Charakter einer Gartenstadt erhalten bleibt. Darum ist der Jury eines Architektenwettbewerbs für den Umbau des Areals zwischen Neiße- und Weichsel- sowie Elbe- und Donaustraße die Entscheidung offenbar leicht gefallen. Nur bei einem von sechs eingereichten Entwürfen hielten die Preisrichter die Mischung aus Grün und Wohnungsbau für gelungen. Einwände gab es indes von Seiten einzelner Stadträte, die befürchten, die Bebauung sei zu dicht.

 

Niemand wird von hier vertrieben

„Das verträgt Grünbühl nicht“, meinte etwa Margit Liepins (SPD). „Wir möchten schon eine Veränderung der Sozialstruktur dort erreichen“, sagte sie bei der Vorstellung des Projekts in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. „Aber wir sind uns nicht sicher, ob das mit dieser Dichte erreichbar ist.“ Auch Elga Burkhardt (Lubu) kann sich „nicht vorstellen, dass das im Stadtteil Akzeptanz findet“. Sie vertraut aber darauf, dass die Entwürfe noch einmal überarbeitet werden. Auch die Freien Wähler und die CDU sind skeptisch. Sie fürchten auch, die Parkplätze könnten für so viele Bewohner nicht ausreichen. Schon jetzt gehe es auf manchen Straßen in Grünbühl sehr eng zu, so Bernhard Remmele (FW).

Gegenwärtig wohnen in dem Quartier etwa 360 Menschen in 112 Wohnungen. Auch wenn die alten Häuser, die die Stadt der Bundesanstalt für Immobilien (Bima) im Juni 2013 abgekauft hatte, nach und nach abgerissen werden, müsse niemand von dort wegziehen, versichert der Baubürgermeister Michael Ilk. „Wer möchte, kann in Grünbühl wohnen bleiben.“ Der Siegerentwurf des Stuttgarter Büros Pesch + Partner sah in diesem Areal zunächst nur den Bau von drei- und viergeschossigen Gebäuden vor. Damit könnten dort bis zu 348 Wohnungen entstehen. Der Ludwigsburger Fachbereich Bauen kam jedoch zu dem Schluss, dass das nicht ausreiche, um ausreichend viel bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können. Er wünschte eine Nachbesserung des Entwurfs.

Das Planerbüro ist diesem Wunsch nachgekommen und hat nun ein Konzept vorgelegt, das es gestattet, auf einzelnen Gebäuden noch ein bis zwei Geschosse höher zu gehen. An einer Stelle könne sogar ein sogenanntes Punkthaus entstehen, das bis zu sieben Geschosse hoch werden dürfte, erläuterte der Stadtplaner Martin Kurt. Dadurch könnte die Zahl der Wohnungen auf 428 gesteigert werden.

Grün trotz höherer Wohndichte

Stadträtin Liepins hat das auf Personen hochgerechnet und kam zu dem Ergebnis, dass dann bis zu 1200 Menschen im Quartier leben könnten. „Wir können gerne etwas dichter bauen“, sagt sie, „aber das geht so nicht.“ Die Grünen könnten sich eine dichtere Bebauung dagegen gut vorstellen. Statt noch mehr Parkplätze anzulegen, sollte man lieber den Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) ausbauen, meinte Christine Knoß: „Je mehr Leute dort wohnen, desto mehr lohnt sich auch eine gute Busverbindung.“

Eine gewisse Dichte sei nötig, betonte Bürgermeister Ilk. Andernfalls seien die Neubauten zu teuer. „Viele Menschen in Grünbühl sorgen sich doch, ob sie sich die neue Wohnung dann auch noch leisten können“, sagte er. Auch das müsse berücksichtigt werden. „Es geht um die Frage, wie weit wir verdichten können, damit das Gebiet trotzdem noch ein grüner Stadtteil bleibt“, sagte Kurt. Um diesem Ziel näher zu kommen, werde man auch die Anregungen der Bürger aufnehmen, denen das Konzept von Mittwoch an in einer Ausstellung präsentiert wird. Was die Jury und den Fachbereich am Siegerentwurf überzeugt habe, sei die klare Gliederung, die Raum für grüne Dorfplätze lasse. Der Umbau werde schrittweise erfolgen. Den Anfang könne man sich zwischen Weichsel- und Warthestraße-Nord vorstellen – um von dort in sechs bis sieben Etappen voranzugehen.