Die neu gegründete Jägervereinigung Ludwigsburg hat mittlerweile 370 Mitglieder – und nun auch einen gewählten Vorstand. Die unendliche Geschichte Schießstand und dessen 1,4 Millionen Euro teure Sanierung ist damit aus Sicht des Vereins beendet.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Die Jägervereinigung Ludwigsburg gibt es nun fast auf den Tag genau ein halbes Jahr. Am 17. September vergangenen Jahres hat sie sich um den Ersten Vorsitzenden Hans Gessler gegründet. Etwa 370 Mitglieder des gut 600 Mitglieder starken Vorgängervereins, des insolventen Kreisjägervereins Hubertus, sind inzwischen in den neuen Verein hinübergewechselt. Auf dessen Homepage ist zu lesen, dass für den neuen Zusammenschluss keinerlei rechtliche Verbindung zu dem bisherigen Verein bestehe und auch keinerlei Haftung begründet werden könne. Die Erklärung zielt auf die Forderung des Landkreises Ludwigsburg ab, die Hubertus-Vereinsmitglieder an der auf 1,4 Millionen Euro geschätzten Sanierung der Neckarweihinger Schießanlage zu beteiligen, an der Schützenverein und Jägervereinigung lange Jahre trainiert hatten. Der Boden dort ist durch Millionen von Bleikugeln belastet. Im Moment trägt der Kreis die Sanierungskosten, und damit alle Bürger.

 

Der Blick soll in die Zukunft gehen

Diese Entstehungsgeschichte lag in Form einer deutlich spürbaren Gereiztheit wie ein Grundrauschen über der ersten Mitgliederversammlung, zu der die junge Jägervereinigung am Freitagabend in die Kelter in Ludwigsburg- Poppenweiler eingeladen hatte. Der Blick sollte in die Zukunft gehen, manchmal ging er jedoch auch zurück in die Vergangenheit. Die Meinung, man hätte sich frühzeitig auf eine Umlage für alle Vereinsmitglieder verständigen müssen, wurde an diesem Abend nicht öffentlich thematisiert. Aber es gab sehr wohl das im Zweiergespräch vereinzelt geäußerte Bedauern, dass man mit einem solchen Vorgehen „nach außen hin besser dastehen würde.“

189 stimmberechtigte Mitglieder waren gekommen. Sie bestätigten den Ersten Vorsitzenden Hans Gessler in seinem Amt. Offenbar ist vielen Jägern im Kreis daran gelegen, schnell wieder einem handlungsfähigen Verein anzugehören, dessen Kapital nun jedoch nur noch aus den Mitgliedsbeiträgen des ersten Jahres besteht. Die 140 000 Euro Vermögen des Vorgängervereins sind in die Insolvenzmasse geflossen.

Der Vorsitzende des alten Vereins wird Ehrenkreisjägermeister

Doch der Abend machte auch klar, dass sich der neue Verein nicht so sehr von seiner Vorgeschichte lossagen will, wie er das nach außen demonstriert. So war einer der ersten Tagesordnungspunkte die Ehrung der Jubilare für 25-, 40- und 50-jähriges Jägertum. Das steht für Kontinuität. Mitglieder berichten, viele altgediente Jäger und Vereinsmitglieder habe die Sorge umgetrieben, dass ihnen im neuen Verein diese Ehrung nicht mehr zu zuteil werden könne. Außerdem ehrte der neue Verein an diesem Abend auch Robert Kühn, den Vorsitzenden des alten Vereins, und machte ihn zum Ehrenkreisjägermeister. Kühn hatte das Insolvenzverfahren betrieben und verglich in seiner kurzen Ansprache den Weg aufs Insolvenzgericht mit dem Gang zu einer Leichenschau. In seinem Bericht an die Versammlung brachte Hans Gessler die neue Stoßrichtung in knappen Sätzen zusammen. „Die unendliche Geschichte Schießstand ist jetzt vorbei.“ Jetzt könne man sich endlich wieder um das kümmern, was den Jägern wichtig sei: „Jagd, Natur und alles, was dazu gehört“.