Feinstaub ist nicht nur in Stuttgart ein Problem: auch in Leonberg und Ludwigsburg werden die Grenzwerte immer wieder überschritten. Doch der Trend ist positiv – die Maßnahmen zeigen offenbar Wirkung.

Ludwigsburg - Beim Feinstaub steht seit Jahren das Stuttgarter Neckartor im Fokus. Die EU-Kommission hat bekanntlich ein so genanntes Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, weil in den Ballungsräumen Stuttgart und Leipzig zu wenig gegen die Luftbelastung getan wird. In ihrem Bericht erwähnt sie auch die Umweltzonen Ludwigsburg und Leonberg. Seit 2013 ist de facto eine große zusammenhängende Umweltzone zusammen mit der Landeshauptstadt entstanden. In der Region gibt es sonst nur noch in Herrenberg eine solche Zone. Das soll Anlass sein, diese beiden Verkehrsbrennpunkte außerhalb von Stuttgart genauer unter die Lupe zu nehmen: Was hat sich verändert? Haben die Aktionspläne gewirkt?

 

Ludwigsburg und Umgebung

Er brauche keine Hinweise aus Brüssel, sagt der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk. „Ich weiß auch so, wo bei uns der Schuh drückt – aus Gesprächen mit den Bürgern.“ Die aber sprechen derzeit wenig über Feinstaub und viel über Lärm. „In Stuttgart ist sicher die Luftqualität der größere Aufreger, bei uns ist das anders“, sagt Ilk. „Das soll uns aber nicht davon abhalten, noch mehr gegen Feinstaub zu unternehmen.“ Denn es gibt Handlungsbedarf. Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz veröffentlicht jedes Jahr neue Zahlen zur Luftbelastung, und die Werte in Ludwigsburg sind recht wechselhaft – vorsichtig ausgedrückt.

Ludwigsburg verweist auf den positiven Trend

Gemessen wird die Belastung an der stark befahrenen Friedrichstraße. 2014 wurde dort der zulässige Feinstaub-Grenzwert an 13 Tagen überschritten, was ein durchaus akzeptables Ergebnis ist, denn pro Jahr sind 35 solcher Überschreitungen erlaubt. 2013 sah es mit 37 Überschreitungstagen deutlich schlechter aus, im Jahr 2011 mit 46 Tagen noch schlimmer. Auch das ist ein Grund, warum die EU rügt, dass die Bemühungen im Ballungsraum Stuttgart nicht ausreichend seien.

Doch Gerald Winkler hält dagegen. „Die Tendenz ist positiv“, sagt der Leiter des Ludwigsburger Ordnungsamts. Zumal man in den vergangenen Jahren viel unternommen habe. So hat das Stuttgarter Regierungspräsidium Anfang 2013 die bis dahin geltende Umweltzone in und um Ludwigsburg deutlich erweitert, sie umfasst nun zehn Kommunen. In diesem Gebiet dürfen ausschließlich Fahrzeuge mit einer grünen Feinstaubplakette fahren. Rote oder gelbe Plaketten sind tabu, und die Verordnung wird streng kontrolliert. Nach Angaben des Ordnungsamts wurden 2014 in Ludwigsburg 4359 Verstöße geahndet.

Daneben nennt Winkler eine Palette weiterer Maßnahmen: Ludwigsburg fördere die Elektromobilität, arbeite an einem Radwegekonzept und einem Lärmaktionsplan, der auch positive Effekte für die Luftreinhaltung bringen werde. Auch die neu eingeführte Parkraumbewirtschaftung in der Oststadt habe dazu geführt, dass mehr Menschen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrräder umsteigen.

Lkw-Verbote sind schwer durchzusetzen

An einem Punkt aber ist Ludwigsburg bislang gescheitert. „Wir hätten gerne mehr Lkw-Durchfahrverbote“, sagt Winkler. Aber das Regierungspräsidium bremst alle Vorstöße und verweist darauf, dass Verbote dazu führen, dass der Verkehr sich woandershin verlagert – und dort dann neue Probleme provoziert.

Leonberg und Hemmingen

Dass Leonberg im Fokus steht, überrascht kaum. Sozusagen eingekesselt zwischen den beiden Autobahnen und der B 295 hat die Stadt eine der höchsten Verkehrsbelastungen der Region. Seit dem Jahr 2008 ist Leonberg daher eine Umweltzone, vor zwei Jahren wurden auch die angrenzenden Kommunen entlang der B 295 wie Ditzingen und Hemmingen mit aufgenommen. „Der Feinstaub macht ja nicht an der Stadtgrenze halt“, erklärt Undine Binder-Farr, die Sprecherin des Rathauses.

In Leonberg wurden die Grenzwerte zuletzt eingehalten

In Leonberg steht seit 2008 eine Messstation in der Engstelle Grabenstraße – also dem neuralgischen Punkt der Stadt, an dem die Blechlawine täglich vorbei muss. Dort wurden regelmäßig die Feinstaubwerte zwischen den Jahren 2006 und 2011 deutlich überschritten, in einem Jahr sogar 55 Mal. Die Stadt hat reagiert: Seit 2011 dürfen keine schweren Laster über 3,5 Tonnen mehr durch Leonberg fahren, 2012 wurden Autos mit roter Plakette verbannt, ein Jahr später schließlich auch die mit gelber.

Auch wurde die Grabenstraße im vergangenen Jahr komplett umgebaut und Bäume gepflanzt. Tatsächlich sind die Werte in Leonberg seither zurückgegangen. „Seit dem Jahr 2012 werden die Grenzwerte eingehalten“, sagt Binder-Farr. Zwar gibt es immer wieder Tage mit zu hoher Feinstaubbelastung, zuletzt 2013 waren es 30. Allerdings „dürfen“ ja an 35 Tagen im Jahr zu viele Partikel in der Luft schweben.

Auch das Klima hat Einfluss auf das Messergebnis

Entscheidend sind in Leonberg auch externe Faktoren. „Viel hängt vom Wetter ab“, meint die Sprecherin. Wenn im Winter viele Heizungen laufen und Inversionswetterlage herrscht, könnten Messgeräte auch ohne ein einziges Auto Alarm schlagen.

Zudem ist das Autobahndreieck nahe an Wohngebieten wie Ramtel oder Ezach. Daher warnt die Bürgerinitiative AVGL auch vor Feinstaub in diesen Randzonen. „Neben dem Lärm wird das eine zunehmende Belastung für die Anwohner“, erklärt der Vorsitzende Ewald Thoma. Zumal wenn eine vierte Spur vor dem Engelbergtunnel gebaut werde – was geplant ist.