Der Ludwigsburger Triathlet Julian Großkopf wird bei seinem ersten Marathon zweitbester Deutscher in Frankfurt. Wind und Übelkeit vereiteln eine noch bessere Zeit.

Der erste Marathon von Julian Großkopf blieb keineswegs unbeobachtet. Fünf Motorräder, ein Helikopter und drei Kameras verfolgten den Ludwigsburger am Sonntag beim Frankfurt Marathon auf Schritt und Tritt, und wer wollte, konnte den Lauf des 23-jährigen daheim immer wieder im Fernsehen beim Hessischen Rundfunk verfolgen. Für die große Aufmerksamkeit gab es einen Grund: Großkopf hatte sich bei seiner ersten Bewältigung der Mammutdistanz an die Fersen der späteren Siegerin Aned Buzunesh Gudeta geheftet. „Das hat mich unheimlich beflügelt“, sagt Großkopf. Die Äthiopierin war nämlich in einer speziellen Mission unterwegs und wollte den Streckenrekord der Frauen brechen.

 

An den Fersen der besten Frau

Das ist ihr nicht gelungen, am Ende lief sie aber mit 2:19:27 Stunden eine neue persönliche Bestleistung. Großkopf vom LAZ Ludwigsburg, der sowohl in der Läufer- als auch in der Triathlonszene auf sich aufmerksam gemacht hatte, strebte eine Zeit von unter 2:20 Stunden an, lief aber dann bei 2:21:14 als 19. in die Marathonhalle ein. Großkopf war nach dem Spezialisten Simon Boch (2:12:32) aus Regensburg, der Neunter wurde, der zweitbeste Deutsche auf dem Stadtkurs. „Das war ein überragendes Gefühl und gleichzeitig war da die totale Erschöpfung“, sagt der Athlet. Auch wenn er seine Vorgabe nicht erreicht hat, war er „topzufrieden“ mit der Zeit. Und weiß auch, wo und warum er die entscheidenden rund 80 Sekunden verloren hat.

Großkopf konnte im Profifeld starten, wurde auf der Strecke bestens mit Essen und Trinken versorgt und war auch am Vorabend mit beim Meeting, als die potenziellen Sieger die Strategie mit den sogenannten Pacemakern abgestimmt hatten. Bis Kilometer 37 war Großkopf an Gudeta drangeblieben, konnte sich bis dahin im Windschatten halten – dann musste er abreißen lassen und sich allein durch das schlechte Wetter mit Regen und heftigen Windböen kämpfen. Damit hatte auch der Titelverteidiger Brimin Misoi aus Kenia zu kämpfen, der mit 2:04:53 die Bestmarke seines mittlerweile gesperrten Landsmanns Wilson Kipsang (2:03:42) verfehlte.

Julian Großkopf hatte an einer Verpflegungsstation zudem zu viel getrunken und musste sich danach kurz übergeben. „Und diese Zeit fehlt dann am Ende“, sagt er. Während Simon Boch noch hofft, die Olympia-Norm (2:08:10) zu knacken, war der Marathon für Großkopf ein vorerst einmaliger Ausflug, denn der 23-Jährige sieht sich in erster Linie mittlerweile als Triathlet. „Der Marathon war für mich ein gelungenes Experiment“, sagt der Student der Luft- und Raumfahrttechnik, der gerade bei der Firma Mahle in Stuttgart sein Praxissemester absolviert. Der Laborversuch in Frankfurt habe ihm gezeigt, dass er auch auf der langen Laufstrecke im Hinblick auf einen möglichen Start bei einem Iron Man Potenzial habe. „Aber ich bin ja erst 23 Jahre alt, das könnte in drei bis vier Jahren anstehen“, sagt er.

20 Stunden Training pro Woche

Aktuell startet er auf der Kurz- und Mitteldistanz, investiert mehr als 20 Stunden in der Woche in seinen Sport. Der starke Läufer hat sich im Schwimmen und Radfahren stark verbessert. Dabei hat ihm der Wechsel zum SV Ludwigsburg geholfen, wo er in der 2. Bundesliga startete. „Ich muss vor allem im Schwimmen noch an der Schnelligkeit arbeiten. Wenn du zu spät aus dem Wasser kommst, hast du schon verloren“, sagt der Ludwigsburger. Leben kann er nicht von seinem Sport, das er immer noch als „Hobby“ beschreibt. Aber er hat Sponsoren und Förderer, die ihm sein Equipment finanzieren. Wenn seine Entwicklung so weitergeht, kann er sich durchaus vorstellen, für einige Zeit zu den Profi-Triathleten zu wechseln. Und wer weiß, vielleicht sind die Kameras dann ausschließlich auf ihn gerichtet.