Hohe Ticketpreise bei der Lufthansa seit der Insolvenz der Konkurrentin Air Berlin haben zu Beschwerden von Kunden geführt. Das Kartellamt prüft nun die Daten.

Frankfurt - Zahlreiche Beschwerden über höhere Ticketpreise bei der Lufthansa seit der Insolvenz der Konkurrentin Air Berlin rufen das Bundeskartellamt auf den Plan. „Wir haben die Deutsche Lufthansa gebeten, uns Informationen über ihre Preissetzung zur Verfügung zu stellen“, erklärte Kartellamtschef Andreas Mundt am Freitag. „Wir werden uns die Daten ansehen und dann darüber entscheiden, ob wir ein Verfahren einleiten.“ Es habe so viele Beschwerden gegeben, dass sich das Amt nun selbst ein Bild machen wolle, ergänzte ein Sprecher.

 

Ein Sprecher der Lufthansa bestätigte, Gespräche mit der Behörde aufgenommen zu haben und vollumfänglich mit ihr zu kooperieren. „Wir haben an der Preisschraube nicht gedreht“, betonte der Sprecher.

Umfassende Daten zu Flugpreisen sind dem Branchenexperten Gerd Pontius zufolge nicht verfügbar. Doch sollen die Durchschnittspreise auf einzelnen Strecken um 30 Prozent gestiegen sein. Die saisonal hohe Nachfrage nach Flügen im vierten Quartal treffe auf 15 Prozent weniger Kapazitäten.

Seit Ende Oktober steht ein großer Teil der Air-Berlin-Flotte auf dem Boden. Deshalb fehlten jetzt Kapazitäten bei innerdeutschen Flügen, sodass die günstigeren Tickets der Lufthansa schneller verkauft seien, erklärte der Sprecher. Die Preisgestaltung richtet sich nach einer Software, die automatisch, abhängig von der Nachfrage die Preise für bis zu 26 Buchungsklassen ermittelt.

Zusätzliche Flüge

Die Software zu ändern sei aufwendig und lohne sich nicht, da mit dem Kauf von Teilen der Air Berlin durch die Lufthansa der Engpass im kommenden Jahr voraussichtlich überwunden werde, erklärte der Lufthansa-Sprecher weiter. Um Abhilfe zu schaffen, setzt die Kranich-Airline auf der Strecke Frankfurt/Berlin seit Wochen Jumbos ein. Ab Januar soll die Lufthansa-Billigtochter Eurowings dann mit den übernommenen Air-Berlin-Fliegern zusätzliche 1000 Flüge pro Monat anbieten.

Am Flugverkehr innerhalb Deutschlands macht sich die Air-Berlin-Pleite stärker bemerkbar als bei Europa- oder Interkontinentalflügen. Der innerdeutsche Verkehr sank nach Daten des Flughafenverbandes ADV um 3,2 Prozent, während der Europaverkehr um 3,3 Prozent zulegte und der internationale um 4,3 Prozent. Das Wachstum der Billigflieger in Europa konnte die Lücke durch den Air-Berlin-Ausfall mehr als ausgleichen.