Händeringend suchen Arbeitsagenturen, Jobbörsen und Vermittlungsportale nach Weihnachtsmann-Imitatoren. Das Interesse an Auftritten des Rauschebartträgers ist größer denn je, doch an der Santa-Claus-Jobfront herrscht Fachkräftemangel.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Landauf landab dasselbe Bild: Überall in Deutschland wird händeringend nach Weihnachtsmännern gesucht. Die Bewerber sollten sich mit weihnachtlichem Gedicht- und Liedgut auskennen oder bereit sein, sich einzuarbeiten. Wer außerdem vor ungewöhnlichen Arbeitszeiten und unbequemer Arbeitskleidung nicht zurückschreckt und sich von schrägem Blockflötenspiel nicht aus der Ruhe bringen lässt, hat gute Chancen auf eine Stelle.

 

Treppauf, treppab: Weihnachtsmänner brauchen Kondition

Ein Weihnachtsmann-Bewerber zieht sich bei einem Workshop für neue Weihnachtsmänner seine weiße Perücke über. Foto: dpa/Fabian Sommer

Neben der Bescherung am Heiligen Abend bei Privatleuten sind die Auftritte von Weihnachtsmänner auch in der Vorweihnachtszeit bei Betriebs- und Vereinsfeiern sowie in Kindereinrichtungen gefragt. „Hierfür kann auf Wunsch auch ein singender Weihnachtsmann vermittelt werden“, sagt eine Sprecherin der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt mit Blick auf das Anforderungsprofil.

Die typische Arbeitsbekleidung sowie ein Auto sollten Interessenten für den Job des Weihnachtsmannes mitbringen, Kondition ebenso. „Denn es geht bei den Einsätzen treppauf, treppab, und es gilt mitunter viele und schwere Geschenke zu schleppen“, so die Sprecherin weiter.

Flaute an der Santa-Claus-Jobfront

Hansjörg Rodewald als Weihnachtsmann verkleidet klingelt bei einem Workshop für neue Weihnachtsmänner mit einer Glocke. Foto: dpa/Fabian Sommer

Doch an der Santa-Claus-Jobfront herrscht Flaute. Die größte Herausforderung für Vermittlungsagenturen ist es, passendes Personal zu finden. Tobias Groß von der Weihnachtsmann-Vermittlungsplattform Weihnachtsmann2go war erst kürzlich wieder an Universitäten unterwegs, um studentische Kandidaten zu suchen.

Doch statt im kalten Wind über den Weihnachtsmarkt zu schreiten, betreiben sie lieber Telefonakquise. Statt Kinder mit Geschenken zu beglücken, machen sie Social-Media-Marketing vom heimischen Laptop aus. Deutschlands Studenten wollen nicht mehr als Weihnachtsmänner und -frauen jobben. „Es ist sehr schwierig“, betont Groß.

Auch andere Vermittlungsagenturen suchen Darsteller. „Ich spreche Frauen, die engelhaft wirken, direkt auf der Straße an oder frage auch Schauspiel-Kolleginnen“,erklärt Angela Jehring, selbst Schauspielerin und Inhaberin der Agentur Engel in Berlin.

Workshop für Weihnachtsmänner

Frederik Tholey (2. v. li.) als Weihnachtsmann verkleidet gibt auf einem Workshop in Berlin Bewerbern Tipps für den Santa-Claus-Job. Foto: dpa/Fabian Sommer

„Eine gute Vorbereitung ist einfach alles“, unterstreicht Hansjörg Rodewald, der seit fast 30 Jahren als Weihnachtsmann unterwegs ist. „Man muss alle Namen in der Familie kennen, selbst den Vornamen der Katze. Je mehr man weiß, desto besser“, sagt der 58-Jährige, der zum Stammpersonal von Weihnachtsmann2go gehört. Außerdem sei es wichtig zu wissen, wo die Geschenke liegen, und auch für ausreichend Licht müsse gesorgt sein, denn sonst sei es unmöglich, aus dem Goldenen Buch vorzulesen, in dem wichtige Informationen über die Kinder stehen.

Damit die künftigen Weihnachtsmänner fit für die weihnachtlichen Besuche sind, geben erfahrene Weihnachtsmänner Bewerbern in einem gut zweistündigen Workshop in Berlin entscheidende Hinweise für möglichst unfallfreie Bescherungen. Organisiert wird das Ganze von Weihnachtsmann2go.

Lukrativer Job auf Zeit

Ein Weihnachtsmann läutet eine Glocke zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes in Hale/Saale. Foto: dpa/Heiko Rebsch

Gründer Frederik Tholey, im Hauptberuf Rechtsanwalt, sitzt im Dienstgewand in einem prächtigen, goldverzierten Samtsessel in einem angemieteten Tagungsraum, neben ihm Rodewald. Vor ihnen: eine bunte Mischung von Männern, vom Enddreißiger über den pensionierten Polizisten bis hin zum Rentner.

Sie alle hören aufmerksam zu, als Tholey erläutert, wie sie sich auf der Internetseite anmelden, ihr Einsatzgebiet eingrenzen und den Preis festlegen können. Anfängern empfiehlt er etwa 50 bis 60 Euro pro Besuch. An einem Abend können so einige Hundert Euro zusammenkommen.

Nachfrage nach Santa-Claus-Imitatoren steigt wieder

Der Weihnachtsmann hält den Wunschzettel von Merle (li.) bei seiner Ankunft am Weihnachtspostamt in seiner Hand. Mitte November hat der Weihnachtsmann im brandenburgischen Himmelpfort wieder seine Wunschzettel-Filiale eröffnet. Foto: dpa/Patrick Pleul

Nicht in der Hauptstadt herrscht Fachkräftemangel in der Weihnachtsmann-Branche. „Die Überzeugungstäter sind natürlich immer dabei, viele andere sind durch die Pandemie abgesprungen“, sagt Tobias Groß. Es sei ein ähnliches Problem wie in der Gastronomie, dass durch die vergangenen beiden Jahre viele Darsteller aufgehört und sich andere Jobs gesucht hätten. Die Nachfrage nach Weihnachtsmännern sei in diesem Jahr aber wieder größer geworden.

Auch Monika Kubau von der Berliner Weihnachtsmannzentrale sucht händeringend nach neuen Weihnachtsmännern. „Bei uns sind alters- oder krankheitsbedingt viele Weihnachtsmänner weggefallen“, erklärt sie. Wer sich für diese Saison als Weihnachtsmanndarsteller berufen fühlt, könne sich gerne bei den Agenturen zur Vermittlung melden.

Dieselbe Lage auch bei der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven: Insgesamt werden im Land Bremen für rund 100 Touren 20 Weihnachtsmänner gebraucht, wie eine Sprecherin der Behörde mitteilt. Demnach sind 15 Weihnachtsmänner aus vergangenen Jahren bereits eingeplant. Sie seien „alle Jahre wieder und mit Begeisterung“ dabei. Drei Bewerber befänden sich in Bewerbungsgesprächen, so die Sprecherin. Auch Frauen können sich bewerben: „Wer als Weihnachtsengel mithelfen möchte, kann sich auch gern melden.“