Eine Partynacht am Ballermann endet für einen jungen deutschen Touristen mit dem Tod. Über ein Jahr lang ging man von einem Unfall auf der Autobahn aus. Nun kommt heraus: Der 20-Jährige wurde wohl ermordet.

Überraschende Wende im Fall eines vor gut einem Jahr auf Mallorcas Flughafen-Autobahn zu Tode gekommenen Deutschen: Der 20-jährige Urlauber sei im Oktober 2022 wohl nicht Opfer eines Unfalls geworden, sondern mutmaßlich ermordet worden, teilte die Polizei am Freitag auf der spanischen Urlaubsinsel mit.

 

Zwei Männer seien als Verdächtige festgenommen und inzwischen in Untersuchungshaft genommen worden. Ihnen werde Mord zur Last gelegt.

Opfer wurde vermutlich aus fahrendem Auto gestoßen

Die Ermittler vermuten, dass das Opfer unweit der vor allem bei deutschen Touristen beliebten Playa de Palma aus einem fahrenden Auto gestoßen wurde. Dafür gebe es auch einen Augenzeugen, hieß es.

Bisher hatte man gedacht, dass der junge Tourist aus Nordhessen, der viel Alkohol im Blut hatte, sich am 8. Oktober 2022 auf der Suche nach seinem Hotel verirrt oder aus Leichtsinn auf die Fahrbahn begeben und sich dort hingelegt habe.

Der Mann wird von einem Auto überfahren

Gegen 22.30 Uhr wurde er damals auf der MA-19 Richtung Palma unweit der Playa de Palma von einem Wagen überfahren.

Die Fahrerin sagte seinerzeit aus, sie habe den auf der Fahrbahn liegenden Mann zwar gesehen, aber nicht mehr rechtzeitig bremsen oder dem leicht bekleideten Körper ausweichen können. Sie habe damals sofort angehalten und die Polizei angerufen.

Das Opfer war laut der Polizei stark angetrunken

Die Behörden sind inzwischen davon überzeugt, dass das Opfer bewusstlos auf der Fahrbahn lag, nachdem es von den beiden Verdächtigen aus dem fahrenden Wagen gestoßen wurde. Der Fall wurde deshalb bereits vor einiger Zeit von der Mordkommission der spanischen Nationalpolizei übernommen.

Die Rekonstruktion der tragischen Nacht durch die Polizei ergab Folgendes: Nach einer Partynacht mit einem Freund stieg der junge Tourist vermutlich unter noch unbekannten Umständen in den Kleintransporter zu den beiden Männern, die ihn aller Wahrscheinlichkeit nach ausrauben wollten. Das geschah mutmaßlich am sogenannten Ballermann. Der Urlauber hat den amtlichen Erkenntnissen zufolge wohl irgendwann Widerstand geleistet, da er aber laut der Polizei stark angetrunken und allein war, habe er keine Chance gehabt.

Im spanischen Malaga seien die Tatverdächtigen gefasst worden

Einer der beiden Verdächtigen wurde den amtlichen Angaben zufolge am Montag in Málaga im Süden Spaniens gefasst, der andere einen Tag später in Palma. Die beiden Spanier seien 36 und 44 Jahre alt. In Palma sei ein dritter Mann festgenommen worden, der aber inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt worden sei. Er habe den für die Tat mutmaßlich benutzten Lieferwagen eines Unternehmens beruflich gelegentlich gefahren, habe jedoch mit der Tat nichts zu tun, hieß es.

Die Polizei sprach von „komplexen“ Ermittlungen. Der Augenzeuge habe zwar den weißen Lieferwagen beschreiben, das Nummernschild des Fahrzeugs habe er aber nicht sehen können.

Polizei sei mit der Familie des Opfers in Kontakt

Deshalb seien rund 100.000 Lieferwagen Gegenstand der Ermittlungen gewesen. Die Polizei sei laut eigenen Angaben die ganze Zeit in ständigem Kontakt mit der Familie des Opfers in Deutschland gewesen, um diese auf dem Laufenden zu halten, betonte die Polizei.