Der Social-Media-Star Sebastian Hotz, seinem Publikum besser bekannt als El Hotzo, ist jetzt auch Buchautor. In der Schorndorfer Manufaktur spricht der 27-Jährige über „Mindset“, Männlichkeit – und warum er Schorndorf für das Tor zur Welt hält.

Volontäre: Luisa Rombach (lur)

Als Sebastian Hotz um kurz nach 20 Uhr auf der Bühne in der ausverkauften Manufaktur erscheint, schaut er ein bisschen verschmitzt drein. So, als sei es eine kleine Unverschämtheit, dass er auf Bühnen aus seinem Buch lesen dürfe. Dabei ist es in Anbetracht der 1,4 Millionen Follower, die der Autor und Satiriker auf Instagram vorweisen kann, kaum verwunderlich. Für Hotz, der als El Hotzo mit gesellschaftskritischen Beiträgen in den sozialen Netzwerken bekannt wurde, lässt sich sein Erfolg trotzdem auf wenige Faktoren herunterbrechen. „Hauptsächlich Zufall und Glück“, sagt er. Zudem betont er gleich mehrmals: „Ich habe keinen schweren Job.“

 

Coaching zur Selbstoptimierung

Mit dieser Untertreibung lässt sich der Erfolg seines Debütromans „Mindset“, der im April erschien und sofort auf Platz zwei der Spiegel-Bestsellerliste landete, jedoch wohl kaum begründen. Viel eher scheint dieser darin zu liegen, dass der gelernte Industriekaufmann mit dem Thema und der Aufbereitung einen Nerv trifft.

Der Roman handelt von Maximilian Krach, einem ehrgeizigen und selbstoptimierungsversessenen Coach, der anderen Männern zu Erfolg verhelfen möchte. Dabei hat er jedoch wiederholt selbst mit der Realität zu kämpfen, die seinen eigenen Ansprüchen an das Leben hinterher hinkt. Hotz wirft in dem Roman die Frage nach moderner Männlichkeit auf, nach der Rolle, die Arbeit und Selbstoptimierung in der Gesellschaft spielen. Hier findet sich die Verbindung zu seinen Beiträgen in den sozialen Netzwerken, die von Hunderttausenden gelesen werden. Denn auch wenn sich der prägnante Stil seiner Tweets nicht einfach auf einen Roman übertragen lässt, trägt dieser durch die allseits präsente Gesellschaftskritik trotzdem erkennbar seine Handschrift.

Witze auch auf eigene Kosten

In den sozialen Medien schafft es der Satiriker, den Generationen Y und Z, also jenen, die in den 1990er- und 2000er-Jahren auf die Welt kamen, mit pointierten Kommentaren zum Weltgeschehen aus der Seele zu sprechen. Schließlich besteht sein Publikum, sowohl online als auch in Schorndorf, mehrheitlich aus jenen jungen Menschen, die stets nach der besten Work-Life-Balance suchen und auf das Konzept Arbeit oft kritischer blicken als ihre Eltern.

So ist auch die Lesung eine Kombination aus Gesellschaftskritik und Persönlichem. Hotz wird mit jeder Zeile, die er vorträgt, etwas selbstsicherer und gibt dem Text damit fast die dynamische Zuspitzung, die er in seinen Onlinebeiträgen regelmäßig praktiziert.

Zu seinem Erfolg gehört aber auch, dass er die Blase, der er selbst angehört, gerne auf die Schippe nimmt. Besonders „weiße Männer Mitte 20“ nimmt er ins Visier. Er macht sich beispielsweise lustig über seine Anschaffung einer absurd teuren Espressomaschine mit unzähligen, unnötigen Extras, die ihm der Algorithmus auf Instagram so oft ausspielte, bis er sie kaufte. Der Autor zeigt, dass er sich der Absurditäten seines eigenen Daseins voll bewusst ist, und entzieht sich damit der Kritik moralischer Erhabenheit. Schließlich sitzt er mit im Boot und gibt offen zu: „Ich bin nur einen Algorithmus entfernt von dem, worüber ich mich lustig mache und was ich verachte.“

Von Bayern nach Berlin

Hotz, der aus einem kleinen Dorf in Bayern stammt und inzwischen in Berlin wohnt, spielt zudem bewusst mit den Kontrasten zwischen Land und Stadt. Er habe ein Buch, in das er alle seine Lesungen eintrage. „Ich war zuletzt in Berlin und New York, und als nächstes kommt da jetzt Schorndorf.“ Das sorgt für einige Lacher, und doch betont der 27-Jährige, damit sehr zufrieden – oder neudeutsch „fein“ – zu sein.

Denn um für seine Zielgruppe weiter eine Identifikationsfigur zu sein, darf es nicht zu viel New York in seinem Leben geben, so viel scheint klar. Stattdessen bezeichnet er Schorndorf als „das Tor zur Welt“. Schließlich komme man von hier schnell nach Stuttgart und von dort dann überall hin.

Das kommt an. Denn die Mehrheit Deutschlands wohnt eben nicht in Berlin, sondern in Orten wie Schorndorf. Und selbst wenn viele seiner Follower inzwischen vielleicht aus der Provinz in die Großstadt gezogen sind, war ihr Tor zur Welt eben doch meist ein Ort, von dem die meisten Deutschen noch nie gehört haben. Hotz weiß das. Es ist ein Grund dafür, dass er inzwischen auf Bühnen in New York, Berlin – und eben in Schorndorf sitzt. Es ist eben doch nicht nur der erwähnte Zufall und das Glück.