Das Bistum Essen wird von einem Erdbeben erschüttert. 32 Jahre nach seinem Tod wird der Gründerbischof Franz Hengsbach des sexuellem Missbrauchs bezichtigt. Die Diözese selbst nennt die Vorwürfe "gravierend" und sucht nach "möglichen weiteren Betroffenen". Eine neue, schockierende Qualität im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche. 

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Die katholische Kirche untersucht Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründungsbischof des Ruhrbistums Essen und späteren Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991). Das teilten die Bistümer Essen und Paderborn am Dienstag (19. September) in einer Presseerklärung mit.

 

Es stünden schwere Missbrauchsvorwürfe im Raum, heißt es in den beiden Mitteilungen. Angesichts dieser Vorwürfe befürchtet der amtierende Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck mögliche weitere Betroffene und ruft diese auf, sich bei den unabhängigen Ansprechpersonen des Bistums zu melden.

Wer war Franz Hengsbach?

Der "große" Franz, wie der gebürtige Sauerländer im Bistum Essen genannt wurde, war eine Art Reinkarnation eines bischöflichen Renaissancefürsten.Franz Hengsbach war ein erzkonservativer Geistlicher und weltweit - besonders im Vatikan und in Lateinamerika - mit anderen konservativen Oberhirten bestens vernetzt.

Sein Einfluss reichte weit über die Grenzen des Bistums Essen und der deutschen Kirche hinaus. Vielen Katholiken gilt er bis heute als einer der bedeutendsten deutschen Kirchenmänner des 20. Jahrhunderts, eine kirchliche Ikone und ein konservativer Vorzeigebischof.

Der "Ruhrpott-Bischof" galt auch im Ruhrgebiet viele Jahrzehnte als Lichtgestalt. 33 Jahre lang war er erster Bischof des 1958 gegründeten Ruhrbistums, zugleich Gründer von Adveniat - dem bischöflichen Lateinamerika-Hilfswerk -, lange Jahre deutscher Militärbischof und sozialpolitisch engagiert für das Revier in der Stahl- und Kohlekrise. Legendär war sein Bischofsring, der nicht mit Gold und Edelsteinen, sondern aus einem Stück Kohle geformt war - und sein geradezu fürstliches Auftreten mit weit wehendem Mantel.

Franz und Paul Hengsbach - zwei Priesterbüder

Nun aber wackelt sein Denkmal ganz gehörig. Die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen den im Jahre 1991 gestorbenen hohen Geistlichen bezeichnet die heutige Leitung des Ruhrbistums unter Bischof Franz-Josef Overbeck und Generalvikar Klaus Pfeffer als "gravierend" und sucht nach weiteren Betroffenen.

Franz Hengsbach wäre deutschlandweit der erste Spitzengeistliche, dem eigene Missbrauchstaten nachgewiesen werden würden. Eine neue, zutiefst schockierende Qualität in der jahrelangen Missbrauchskrise der katholischen Kirche.

In seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn soll Hengsbach eine 16-jährige Jugendliche sexuell missbraucht haben. Die Frau, die sich im Juni 2011 gemeldet hatte, beschuldigte zugleich Hengsbachs 2018 gestorbenen jüngeren Bruder Paul, der Priester im Erzbistum Paderborn war. Unklar blieb, ob die beiden die Taten zusammen oder hintereinander verübt haben sollen.

Kardinal Hengsbach war zu der Zeit, als die Vorwürfe erhoben wurden, schon lange tot und konnte sich nicht mehr äußern. Sein Bruder Paul bestritt die Vorwürfe bei einer Untersuchung im Paderborner Erzbistum 2011 vehement. Daraufhin seien die Vorwürfe dort und später auch bei der Kongregation für die Glaubenslehre in Rom als nicht plausibel bewertet worden, obwohl sich die Frau an die Vorgänge sehr genau erinnert habe, berichtete das Paderborner Erzbistum.

Wolte die katholische Kirche die Vorfälle vertuschen?

Diese Reaktion sei bezeichnend für den langjährigen Umgang in der Kirche mit Missbrauchsvorwürfen, sagt der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth. "Den Opfern wird nicht geglaubt. Aber kein Mensch kommt nach so langer Zeit mit erfundenen Vorwürfen."

Dass der Fall zu den Akten gelegt wurde, müsse mit dem Wissen von heute "leider deutlich in Frage gestellt werden", räumt das Erzbistum Paderborn am Dienstag (19. September) offen ein. Gegen Franz Hengsbachs Bruder Paul gab es nämlich bereits ein Jahr zuvor - im Jahre 2010 -  von einer anderen Frau Missbrauchsvorwürfe, für die die Frau später auch Anerkennungszahlungen erhielt.

Die beiden Fälle seien aber in den Akten nicht zusammen betrachtet worden. Wäre dies geschehen, wären möglicherweise beide Fälle anders beurteilt worden, so das Erzbistum weiter. Man wolle jetzt Kontakt zu den "beiden betroffenen Frauen" aufnehmen.

Was war der Auslöser für den neuen Vorwurf?

Auslöser für die jetzige Veröffentlichung war ein neuer Vorwurf einer Frau aus dem Essener Bistum, die im Oktober 2022 von einem Missbrauch durch Franz Hengsbach im Jahr 1967 berichtete. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck erfuhr davon im März dieses Jahres und ließ daraufhin auch Hengsbachs Vergangenheit in Paderborn recherchieren.

Der neue Fall und die Vorwürfe aus der Paderborner Zeit sollen deutliche Parallelen aufweisen, hieß es aus Kirchenkreisen.

Worum geht es in der aktuellen Erklärung des Essener Bischofs Overbeck?

Der amtierende Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, hat die Vorwürfe jetzt publik gemacht. Foto: Imago/Funke Photo Service
Hengsbach wurde 1988 von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben. Foto: Imago/Bonn-Sequenz
Statue der Künstlerin Silke Rehberg von Franz Kardinal Hengsbach an einer Brunnenanlage vor der Essener Münsterkirche im Stadtzentrum Foto: Imago/Michael Kneffel

Die Vorwürfe betreffen demnach den Zeitraum der 1950er bis 1970er Jahre. „Im Oktober 2022 hat sich eine Person, die anonym bleiben möchte, bei den beauftragten Ansprechpersonen gemeldet und zu Protokoll gegeben, dass sie einen sexuellen Übergriff durch Kardinal Hengsbach im Jahr 1967 erlitten hat“, heißt es in der offiziellen Erklärung von Bischof Franz-Josef Overbeck.

Hier können Sie die komplette Erklärung von Bischof Franz-Josef Overbeck im Wortlaut lesen.

Overbeck erklärt weiter, er habe im März 2023 davon Kenntnis erhalten und nach Rücksprache mit mit Simon Friede, dem Interventionsbeauftragten im Bistum Essen, beschlossen, weitere Nachforschungen anstellen zu lassen. Zwei Vorwürfe betreffen Hengsbachs Zeit als Bischof von Essen, ein Vorwurf betrifft seine Zeit als Weihbischof in Paderborn.

Wer war Franz Hengsbach und welche kirchliche Bedeutung hatte er?

Franz Hengsbach war der erste Bischof des 1957 errichteten Bistums Essen. Foto: Imago/stock&people
Mit Johannes Paul I. während des Besuchs im Bistum Essen: Hier lassen sich die beiden Kirchenmänner im Schalker Stadion in Gelsenkirchen am 2. Mai 1987 von 90 000 Menschen feiern. Foto: Imago/stock&people/Jürgen Schwarz
Bischof Hengsbach (re.) mit dem Bischof von Quito in Ekuador, Emil Stehle (1926-2017). 2021 war von kirchlicher Seite bestätigt worden, dass Stehle selbst Missbrauchstäter war. Foto: Imago/Arnold Meyer
Hengsbach war zu Lebzeiten einer der führenden Gestalten des deutschen Katholizismus. Foto: Imago/stock & people
Das Grab von Hengsbach in der neuen Krypta in der Essener Domkirche. Foto: Imago/Lars Heidrich

Franz Hengsbach war der erste Bischof des 1957 errichteten Bistums Essen. Als Paderborner Diözesanpriester war er für die Organisation der ersten Katholikentage der Nachkriegszeit zuständig und zeitweise Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. 1953 wurde er Weihbischof in Paderborn.

Am 1. Januar 1958 trat er sein Amt als erster Bischof des aus Teilen der Diözesen Köln, Münster und Paderborn gegründeten Ruhrbistums an. 1961 bis 1978 war Hengsbach Militärbischof. 1988 wurde der Essener Bischof von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben.

Hengsbach stand seiner Diözese bis kurz vor seinem Tod vor und galt Zeit seines Lebens als volksnah. 2017 sprach sich der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer für eine „Entmythologisierung“ Hengsbachs aus. Er habe neben seinen Verdiensten auch eine Atmosphäre der Angst verbreitet.

Seit wann sind die Vorwürfe gegen Hengsbach bekannt?

Hengsbach 1991 als Kapellmeister: Der Bischof galt als leutselig und besopnders den Bergleuten im Ruhrgebiet zugetan.  Foto: Funke Photo Service/Imago
Hengsbach (2. v. re.) am 28. Februar 1982 mit Bundespräsident Karl Carstens (3. v. re.) und Ernesto Kardinal Ahumada, Erzbischof von Mexiko (4. v. re.), anlässlich der Eröffnung einer Misereor-Aktion in Essen.  Foto: Imago/McPhoto Voss
Hengsbach 1990 in Essen mit dem späteren Papst Joseph Ratzinger (li.) und dem damaligen Kardinal von Krakau, Frantzek Marcharski (re.).  Foto: Imago/Arnold Meyer

Bereits 2011 sei ein erster Vorwurf gegen Hengsbach beim Bistum Essen eingegangen, der allerdings 2014 von der meldenden Person zurückgezogen worden sei. Nach dem neuerlichen Vorwurf ließ das Bistum beim Erzbistum Paderborn überprüfen, ob dort Meldungen zu Hengsbach vorliegen. Als dies in Paderborn bestätigt wurde, nahmen Mitglieder des Essener Interventionsstabs Einblick in den Paderborner Aktenbestand.

„Sie fanden dort einen Aktenvermerk, in dem Franz Hengsbach beschuldigt wird, im Jahr 1954 eine minderjährige Jugendliche sexuell missbraucht zu haben“, schreibt Overbeck in seiner Erklärung. Auch dieser Vorwurf sei 2011 erhoben worden. Das Erzbistum habe die Meldung vorschriftsgemäß an die Glaubenskongregation weitergeleitet.

„Aufgrund der Zuständigkeit der Kongregation für die Glaubenslehre sah ich den Vorgang als bearbeitet an“, erklärt Overbeck. Er sei bereits damals über den Aktenvermerk in Kenntnis gesetzt und zudem mündlich über die Entscheidung der Glaubenskongregation informiert worden, dass der Vorwurf in Rom als „nicht plausibel“ bewertet worden sei.

Hier können Sie die Erklärung des Erzbistums Paderborn im Wortlaut lesen.

Warum hat sich der Essener Bischof zu diesem Schritt entschlossen?

Hengsbach galt als großer Fußballfan (hier 1971 mit Präsident Wilhelm Neudecker, FC Bayern München). Foto: Imago/sportfotodienst

Mit Blick auf den weiteren Vorwurf habe er sich nach Rücksprache mit seinem Interventionsstab dazu entscheiden, die Vorwürfe nun öffentlich zu machen und mögliche weitere Betroffene aufzurufen, sich zu melden.

Ihm sei bewusst, „was diese Entscheidung, die ich nach gründlicher Abwägung der gegenwärtig zur Verfügung stehenden Erkenntnisse getroffen habe, bei vielen Menschen auslösen wird“, schreibt Overbeck.

Er hoffe darauf, so Overbeck weiterf, dass es bei allen anstehenden Schritten nun gelingen werde, „stets die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund zu stellen“.

Was sagt das Erzbistum Paderborn zu den Vorwürfen?

Das Erzbistum Paderborn teilte am Dienstag mit, dass es im März 2023 durch die Anfrage aus Essen von den Vorwürfen erfahren und daraufhin dem Ruhrbistum den in Paderborn vorliegenden Aktenbestand zur Verfügung gestellt habe.

In diesen Akten befinde sich ein Vorgang aus dem Jahr 2011, laut dem Franz Hengsbach und sein Bruder, der Priester Paul Hengsbach, gemeinsam beschuldigt werden, in den 1950er Jahren eine minderjährige Jugendliche sexuell missbraucht zu haben.

„Damit liegt, bezogen auf das Erzbistum Paderborn, gegenwärtig eine Beschuldigung gegen die Person Franz Hengsbach vor. Insgesamt zwei Meldungen betreffen Paul Hengsbach“, so die Mitteilung weiter. Der 2018 verstorbene Paul Hengsbach habe die Vorwürfe 2011 bei einer Befragung vehement bestritten.

Warum kommt die Untersuchung erst jetzt?

Laut dem Erzbistum sind die Beschuldigungen als nicht plausibel bewertet worden, obwohl die mutmaßliche Betroffene sich an die äußeren Umstände genau erinnert habe.

„Aus heutiger Perspektive und nach erneuter Prüfung des Personalaktenbestands von Paul Hengsbach, die mittlerweile auch durch Mitglieder der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Erzbistum Paderborn erfolgt ist, muss die damalige Plausibilitätsbeurteilung leider deutlich in Frage gestellt werden“, räumt das Erzbistum heute ein.

Wären die beiden Paul Hengsbach betreffenden Beschuldigungen seinerzeit miteinander verknüpft betrachtet worden, hätte dies möglicherweise zu einer anderen Bewertung der Vorwürfe im Sinne der beiden betroffenen Frauen geführt. „So liegt es aus heutiger Sicht nahe, dass den Frauen nicht nur Unrecht durch die Missbrauchserfahrung durch Diözesanpriester des Erzbistums, sondern auch Leid durch den Umgang mit ihnen und ihren berechtigten Anliegen widerfahren ist.“

Gab es in der Missbrauchsstudie von Februar 2023 noch keinen Verdacht?

Das Bistum Essen hatte im Frühjahr 2023 eine sozialwissenschaftliche Studie des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) in München und Berlin zur wissenschaftlichen Aufarbeitung sexualisierter Gewalt von 1958 bis heute veröffentlicht.

Seit Gründung des Ruhrbistums konnte die Studie 423 Meldungen von Verdachtsfällen feststellen. Bis 2010 habe das Bistum nur unzureichend auf Verdachtsmomente reagiert. Laut dieser IPPP-Studie fielen die meisten Hinweise auf Taten in die 33-jährige Amtszeit von Hengsbach.

Hier können Sie die komplette IPP-Studie des Bistums Essen „Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Essen:Fallbezogene und gemeindeorientierte Analysen“ lesen.

In dieser Zeit hatte es demzufolge keine festgeschriebenen Regeln für den Umgang mit sexualisierter Gewalt durch Kleriker gegeben. Der Umgang sei insgesamt „zeittypisch“ gewesen, sowohl was die fehlende Betroffenenorientierung als auch was Vertuschung angeht. Hinweise auf Taten von Hengsbach selbst gab es in der Studie nicht.

Das Denkmal von Kardinal Franz Hengsbach vor dem Essener Dom zeigt einen Wolf und ein Lamm. Letzteres kann man als Symbol für die Gläubigen verstehen, die der Bischof führen und beschützen sollte. "Anscheinend hat der Bischof auch Lämmer geschlachtet", sagt der Betroffenenbeauftragte Johannes Norpoth.

Info: Auszüge aus dem Brief des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck an alle Kleriker und Mitarbeiter im Bistum Essen

Brief von Bischof Overbeck
„Liebe Schwestern und Brüder, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie Sie wissen, ist im März dieses Jahres die IPP-Studie zum sexuellen Missbrauch in der Geschichte des Ruhrbistums veröffentlicht worden. Diese Studie zeigt in aller Deutlichkeit: In der Vergangenheit wurde Betroffenen sexualisierter Gewalt zu oft keinen Glauben geschenkt. Der Schutz der Kirche stand ganz klar vor dem Schutz der Betroffenen. Unter dem Deckmantel von Religion und Glaube wurden – so deutlich muss das auch von mir gesagt werden – schreckliche Verbrechen begangen. Ich habe mir sehr lange nicht vorstellen können, was in welchem Ausmaß alles an Grauenhaftem geschehen ist. Insbesondere die Begegnungen mit Betroffenen haben mir die Augen geöffnet. Und doch gibt es auch heute noch in der katholischen Kirche Personen, die das Ausmaß an sexualisierter Gewalt kleinreden und relativieren. Das darf nicht sein. Dem muss mit aller Entschiedenheit widersprochen werden . . .“

Vorwürfe gegen Kardinal Hengsbach
„Ich eröffne meinen Brief an Sie mit diesen einführenden Gedanken, da ich vor einigen Monaten erfahren habe, dass Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründerbischof des Bistums Essen, Franz Kardinal Hengsbach, erhoben werden. Diese Vorwürfe sind in der Tat gravierend. Ich habe mich deshalb nach gründlicher Abwägung der gegenwärtig zur Verfügung stehenden Erkenntnisse und vielen internen Beratungen dazu entschieden, diese Vorwürfe jetzt öffentlich zu machen. Mir ist dabei sehr bewusst, was diese Entscheidung bei vielen Menschen auslösen kann, die Kardinal Hengsbach als geschätzten Gründerbischof unseres Ruhrbistums in Erinnerung haben. Umso wichtiger ist mir, Ihnen einige Hintergründe zu erläutern, damit Sie meine Entscheidung einordnen können . . .“

IPPP-Studie
„Bei der Vorstellung der IPP-Studie habe ich gesagt, dass wir in unserem Bistum angesichts der massiven Versäumnisse in der Vergangenheit ehrlich sein müssen. Möglicherweise stellt sich bei manchen von Ihnen deshalb die Frage, weshalb ich nicht schon früher über die Vorwürfe gegen Kardinal Hengsbach informiert habe und in diesem Schreiben auch nicht näher auf die vorliegenden Vorwürfe eingehe. Mir war äußerst wichtig, eine gründliche Abwägung zu treffen und dazu auch die notwendigen Recherchen durchzuführen, die ich eben beschrieben habe . . .“

Schutz der Betroffenen
„Von besonderer Bedeutung ist aber auch der Schutz der Person, die sich an unsere Ansprechpersonen gewandt hat. Sie möchte unbedingt geschützt bleiben und hatte deshalb auch den Wunsch, die Öffentlichkeit nicht zu informieren. Nach den weiteren Recherchen zeigt sich mir aber: Es ist nicht auszuschließen, dass es weitere Betroffene sexuellen Missbrauchs durch Kardinal Hengsbach geben kann, die bislang nicht in der Lage waren, von ihren leidvollen Erfahrungen zu berichten. Sie möchte ich ermutigen, sich an die Ansprechpersonen zu wenden.“