Kampfsport wird in Deutschland immer beliebter. Das gilt vor allem für MMA – Mixed Martial Arts. Hier ein Überblick über diesen Trendsport.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

MMA – Mixed Martial Arts – sucht in Deutschland immer noch nach Anerkennung. Dabei füllen Events dieses Kampfsports schon seit Jahren regelmäßig die großen Hallen des Landes. Einer der Stars der deutschen MMA-Szene ist Christian Jungwirth aus Bopfingen im Ostalbkreis.

 
Christian Jungwirth kämpft seit sechs Jahren als professioneller MMA-Kämpfer. Seine Bilanz: 22 Kämpfe, 14 Siege, 8 Niederlagen. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Der 37-Jährige blickt auf eine bewegte Biografie zurück. Früher wollte er Profi-Fußballer beim VfB Stuttgart werden. Doch schon mit 22 Jahren war der Traum vom Profifußball wegen zahlreicher Verletzungen geplatzt.

Mit 30 kam Christian Jungwirth erstmals in Kontakt mit dem Kampfsport Mixed Martial Arts (MMA). Heute sei er „das Gesicht des Sports in Deutschland“, wie „The Kelt“ („Der Kelte“), so sein Spitzname im Ring, über sich sagt.

Hier können Sie die Lebensgeschichte von Christian Jungwirth in der StZN lesen.

Was sind Mixed Martial Arts?

Mixed Martial Arts – übersetzt gemischte Kampfkünste – sind ein Vollkontakt-Kampfsport, bei dem Techniken aus Kampfsportarten wie Judo, Ringen, Grappling, Boxen, Jiu-Jitsu, Kickboxen, Muay Thai, Taekwondo und Karate eingesetzt werden. Gekämpft wird mit dem ganzen Körper im Stand und am Boden.

Wie gefährlich sind MMA?

Bei der Kombination aus Schlägen, Tritten, Knie- und Ellbogenstößen gibt es kaum Regelbeschränkungen. Die Kämpfer, die in unterschiedliche Gewichtsklassen eingeteilt sind, befinden sich in einem achteckigen Maschendrahtkäfig, dem Oktagon.

Ein Sieg kann durch Aufgabe, K. O., Abbruch des Schiedsrichters oder Punkte errungen werden. Da der Gegner auch am Boden attackiert werden darf, steht der als „Käfigkampf“ betitelte Sport in der öffentlichen Kritik. Die Kämpfer tragen Bandagen und Handschuhe sowie Mund- und Tiefschutz.

Wie beliebt sind Mixed Martial Arts?

In den USA sind Mixed Martial Arts längst beliebter als Boxen, weil die Zuschauer die Sportart wegen der verschiedenen Kampfstile und der wenigen Beschränkungen spektakulärer finden. Mehr als 100 Millionen Zuschauer weltweit verfolgen mittlerweile die erstmals 1993 stattfindenden Kämpfe der „Ultimate Fighting Championship“ (UFC), der bekanntesten MMA-Organisation in den USA. Seitdem hat es Hunderte MMA-Veranstaltungen der UFC in der ganzen Welt gegeben.

Wie populär ist MMA in Deutschland?

Die Sportart wird auch in vielen Ländern Europas immer beliebter und lockt in Deutschland zum Teil Zehntausende Zuschauer in die Hallen. Nach Angaben der „German Mixed Martial Arts Federation e. V.“ gibt es rund 55 Sportschulen und Vereine, die im Rahmen ihres Verbandes organisiert sind und diese über insgesamt 23 000 Mitglieder.

Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hatte 2021 einen Sachstandsbericht über „Die Extremkampfsportszene. Überblick, Organisation und Regulierung“ in Deutschland erstellt.

Werden MMA-Kämpfe öffentlich übertragen?

2010 setzte die Bayerische Landeszentrale für neue Medien ein Übertragungsverbot von MMA im Fernsehen durch. Die Medienschützer hielten „die Massivität der gezeigten Gewalt für nicht akzeptabel“. 2014 wurde dieses Verbot durch das Verwaltungsgericht München aufgehoben. Seitdem sind MMA-Kämpfe wieder auf Privatkanälen und im Internet zu sehen.

In Deutschland werden UFC-Kämpfe nicht im Free-TV übertragen, sondern sind auf DAZN beschränkt. DAZN ist ein kostenpflichtiger Streamingdienst, der seit August 2016 betrieben wird und Sportübertragungen über das Internet anbietet.

Wie groß ist die Kampfsportszene?

Manche Kampfsportarten wie Judo, Ringen oder Karate sind in Verbänden organisiert, allerdings nicht MMA, weshalb es auch keine verlässliche Zahlen über diesen Sport gibt.

Der Kampfkunst-Sportler Sixt Wetzler, der im Hauptberuf Leiter des Deutschen Klingenmuseums in Solingen und international als Lehrer für die philippinische (Klingen-)Kampfkunst Kali tätig ist, schätzt, dass rund zwei Millionen Menschen in Deutschland Kampfsport betreiben. „Wenn man allein schon die Karate-, Judo- und Taekwondo-Sportler, Ringer, Boxer sowie Fechter im Deutschen Olympischen Sportbund zusammenzählt, kommt man auf 630 000 Mitglieder.“

Wo kann man Mixed Martial Arts in Deutschland trainieren?

In der Vollkontakt-Sparte trainiert man nicht wie im Fußball oder in der Leichtathletik in Vereinen, sondern in sogenannten Gyms Naveen. Das sind Trainingsräume für Kampfsport, was im traditionellen japanischen Kampfsport dem Dojo entspricht. Gyms werden als gewerbliche Einrichtungen von Kampfsport-Trainern geleitet, die meist mehrere Kampfsportarten anbieten.

Das Training unterscheidet sich deutlich von den Wettkämpfen. Man steigt sachte ein, erarbeitet sich nach und nach Hebel-, Würge- und Schlagtechniken. Richtig zur Sache geht es nur in Wettkämpfen. „MMA ist ein ganzheitliches Training par excellence“, sagt Ingo Froböse, Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln, „vorausgesetzt, man respektiert die Tabus und Grenzen des anderen.“

Wer betreibt Mixed Martial Arts?

Nach Aussage von Martin Meyer, Kampfsportwissenschaftler und Dozent an der Universität Vechta, sind Menschen mit Migrationshintergrund in MMA-Gyms überdurchschnittlich vertreten. „Die Kleinteiligkeit der Strukturen im MMA hat aber auch dazu geführt, dass Gyms leicht in den Untergrund abrutschen können, wie wir es zum Beispiel bei Neonazi-Gruppen feststellen.“