Der Gemeinderat Renningen hat einer Fortführung des Angebots durch die Firma Zeus Scooters für ein weiteres Jahr zugestimmt.

Mehr als 3000 Ausleihen und mehr als 5500 gefahrene Kilometer: Die Bilanz der rund sechswöchigen Testphase mit E-Scootern in Renningen kann sich sehen lassen. Die Gefährte sind durchaus beliebt und werden viel genutzt. Doch was bringen sie für die Verkehrsentlastung? Darüber wurde im Renninger Gemeinderat am Mittwoch kontrovers diskutiert. Die große Mehrheit entschied sich, eine dauerhafte Einrichtung der Geräte zu erlauben – aber zunächst befristet auf ein Jahr und mit bestimmten Auflagen seitens der Verwaltung.

 

Die Firma Zeus Scooters hatte über die Sommerferien testweise 50 Roller im Stadtgebiet im Einsatz, die über eine App kostenpflichtig ausgeliehen werden können. Beim Abstellen gilt das sogenannte Free Floating. Das heißt, die Roller dürfen überall da abgestellt werden, wo es nicht ausdrücklich verboten ist, zum Beispiel in Einfahrten oder von der Stadt festgelegten Tabuzonen. Dazu gehören auch die Schulen und der Ernst-Bauer-Platz. Zugleich gibt es gesonderte Bonuszonen, zum Beispiel an den Bahnhöfen. Wer seinen Roller dort abstellt, erhält einen Rabatt. Das soll die Nutzer motivieren, den Roller nicht einfach irgendwo liegenzulassen.

Viele Fahrten beginnen am Bahnhof

Die Zahlen sprechen für sich. Selbst in der Stadt Straubing mit 50 000 Einwohnern gab es in einem ähnlichen Testzeitraum nur etwas mehr Fahrten, berichtete Marcello Lallo, Leiter des Fachbereichs Bürger und Recht. Für die Anschlussmobilität seien sie zudem ein echter Gewinn, wie die Zahlen belegen: Die mit Abstand meisten Fahrten beginnen oder enden an den drei Bahnhöfen. Auch Bosch ist ein beliebtes Ziel. „Von dort kam extra der Wunsch, das die Roller bleiben.“

Was sich aus den Zahlen nicht herauslesen lässt: Lassen die Nutzer für den Roller tatsächlich das Auto stehen? Oder hätten sie die Strecke andernfalls mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt? Diese Frage bewegte auch einige Gemeinderäte. Schließlich werden mit den Scootern pro Fahrt im Durchschnitt nur 1,3 Kilometer zurückgelegt. „Ich denke, wir schaffen damit ein reines Spaßangebot, dass die Leute weniger zu Fuß gehen oder radfahren“, sagte der CDU-Stadtrat Andreas Kindler. Einen ökologischen Effekt sah er nicht, im Gegenteil, schließlich müssten die Geräte hergestellt, gewartet, aufgeladen und bei Bedarf umgeparkt werden.

Breitweg: Für junge Menschen ein Gewinn

Das „wilde Parken“ kam zur Sprache. Die Beschwerden seien nach den ersten zwei Wochen zwar extrem zurückgegangen. „Das heißt aber nicht viel“, fand Resi Berger-Bäuerle (Frauen für Renningen). „Die Leute sind einfach gefrustet und haben keinen Bock mehr, anzurufen.“ Jan Hambach von der SPD schlug deshalb erneut vor, feste Abgabepunkte anstelle des Free Floatings einzurichten. Dass die Beschwerden zum Teil bei der Stadtverwaltung auflaufen statt bei der Firma, stieß einigen sauer auf.

Monika Breitweg (Grüne) sah in der Diskussion vor allem einen Generationenkonflikt. Wenn junge Menschen nachts mit der S-Bahn von der Disco heimkämen, sei so ein Roller, mit dem man schnell und sicher vom Bahnhof nach Hause komme, sehr viel wert. Die herumliegenden Roller seien ärgerlich. „Aber wenn ich bedenke, wie viele Büsche in Wege reinwachsen, sodass man mit keinem Kinderwagen mehr daran vorbeikommt, und da beschwert sich niemand“, monierte sie, „weil sich die Menschen daran gewöhnt haben.“ Die Roller seien eben neu und für viele ungewohnt, das sei alles. Auch der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) empfand es als „falsches Signal, vor allem gegenüber der jüngeren Generation, hier schon nach ein paar Wochen die Bremse reinzuhauen“. Die Mehrheit im Rat sah es genauso.

Die Scooter werden fortan in Renningen für wenigstens ein Jahr weiterbetrieben. Die Stadt erlaubt allerdings maximal 75 Stück. Es bleibt beim Free Floating mit Bonuszonen. Zeus Scooters soll unter anderem wegen des zusätzlichen Verwaltungsaufwands jährlich pro Roller zehn Euro an die Stadt Renningen zahlen. Dennis Metzulat (SPD) schlug zudem eine Umfrage unter den Nutzern vor, um herauszufinden, wofür sie die Roller nutzen, ob als Alternative zum Auto, zum Fahrrad oder anderem, um bei dieser Frage mehr Licht ins Dunkel zu bringen.