Der Schorndorfer Sänger Luca Noel erreicht mit seinen Songs auf TikTok Hunderttausende, jetzt spielt er seine erste große Tour. Auch ein Konzert in Stuttgart ist geplant.

Volontäre: Luisa Rombach (lur)

Popstar ist Traumberuf vieler Jugendlicher. Das war bei Luca Noel aus Schorndorf nicht anders. Der Unterschied zu den meisten anderen ist, dass er heute, mit inzwischen 23 Jahren, realistische Chancen auf eine Musikkarriere hat. Er steht kurz vor seiner ersten Tour, für die er auch im Stuttgarter Wizemann Halt machen wird. „Ich bin froh, dass das mit dem Erfolg so lange gedauert hat, weil es sich jetzt nach dem richtigen Moment anfühlt und ich Zeit hatte, mich weiterzuentwickeln“, sagt der Sänger.

 

Von Justin Bieber zu Casper

Diese Veränderung ist durchaus auch hörbar, gibt es doch einen merklichen Unterschied zwischen den Songs, die er vor einigen Jahren veröffentlichte, und denen, die es nun auf seine neue EP „7 Leben“ geschafft haben. Orientierte er sich früher vor allem an den kanadischen Sängern Justin Bieber und Shawn Mendes, hat er heute andere Vorbilder: „Ich höre fast nur noch deutsche Songs mit Tiefe, vor allem viel von Casper.“ Demnach klingt seine Stimme heute etwas rauer, haben die Lieder etwas mehr Kante.

Für Musik begeistert sich der Schorndorfer schon lange: Mit zehn Jahren fängt er an, Gitarre zu spielen. Kurz darauf beginnt er, eigene Songs zu schreiben. Damals noch auf Englisch und, wie er selbst zugibt, mangels guter Sprachkenntnisse nicht besonders gut. „Ich dachte, man kann nur Popsänger werden, wenn man englische Texte hat.“ Inzwischen schreibt und singt Luca Noel auf Deutsch, auch wenn ihm das nicht immer leichtfällt: „Auf Deutsch zu schreiben, ist schwieriger, da auf Englisch viel einfach akzeptiert wird, weil es cool klingt.“

Lieber Mannheim als Berlin

Die Entscheidung, sich voll auf die Musik zu konzentrieren, fällt der Sänger bereits 2017. Trotzdem holt er das Fachabitur nach und macht eine Ausbildung zum Mediengestalter. Als der Erfolg als Sänger auf sich warten lässt, überlegt er, nach Berlin zu ziehen. „Ich dachte, vielleicht läuft es da besser.“ Doch dann wird er auf die Popakademie in Mannheim aufmerksam, wo er inzwischen Popmusikdesign mit dem Schwerpunkt Singer-Songwriter studiert. Er ist im dritten von sechs Semestern, lässt sich aber Zeit mit dem Studium. Der Fokus liegt bei Luca Noel inzwischen eher auf der Karriere. „Trotzdem finde ich das Studium sehr hilfreich.“

Nach Hause schafft er es, seitdem er in Mannheim lebt, nicht mehr so oft: „Ich genieße es, in Mannheim unter neuen Leuten zu sein und dass ich hier sein kann, wer ich sein mag.“ Gleichzeitig ist ihm die Unterstützung seiner Familie wichtig, nennt seine Mutter seine „Top-Supporterin“.

Doch die ist offensichtlich nicht seine einzige Unterstützerin, werden seine Songs doch schon jetzt hunderttausendfach in den sozialen Netzwerken gespielt. Besonders auf der Internetplattform TikTok hat er großen Erfolg. Diese ist inzwischen dafür bekannt, immer wieder neue Musiktrends hervorzubringen und so manchem aufstrebenden Künstler praktisch über Nacht zu einer Karriere zu verhelfen. „Man muss das Momentum nutzen, und dann kann einem TikTok neue Türen öffnen“, sagt Luca Noel über seine Präsenz und seinen Erfolg auf der Plattform. Sein erfolgreichstes Video wurde inzwischen 2,3 Millionen Mal angesehen.

Der Algorithmus als Nonplusultra

Dass dahinter viel Arbeit und eine ausgeklügelte Social-Media-Strategie stecken, wird schnell deutlich: „Man muss den Algorithmus verstehen und richtig nutzen, das ist heute Pflicht in diesem Geschäft.“ Das sei manchmal anstrengend. „Aber es hat mir auch dabei geholfen, eine Fanbase aufzubauen“, erklärt der Schorndorfer. Dabei geht es vor allem darum, regelmäßig Videos zu posten, weil der Algorithmus das belohnt, indem er diese dann vielen Nutzerinnen und Nutzern ausspielt. Um heute erfolgreicher Musiker zu sein, braucht es also offensichtlich mehr als das Vermögen, ein Instrument zu spielen und die Töne zu treffen.

Dass der Fokus heutzutage oft mehr auf der Aufmerksamkeit der Millionen potenzieller Fans als auf der Musik liegt, macht Luca Noel durchaus zu schaffen: „Man verliert dadurch manchmal den Fokus zur Musik.“ Das habe er im vergangenen Jahr gemerkt. „Da war ich super viel unterwegs und habe den Grund vergessen, warum ich Musik mache“, gesteht der Sänger.

Ruhiger verspricht das neue Jahr für Luca Noel jedoch nicht zu werden. Schließlich beginnt Ende Januar seine erste eigene Tour, nachdem er im vergangenen Jahr unter anderem Michael Schulte auf dessen Tournee unterstützt hatte. Nun aber ist er der Hauptact bei neun Konzerten, die ihn quer durch die Republik führen werden. „Ich bin schon nervös deswegen, aber ich habe eine super Band und freue mich auch sehr“, gesteht der Sänger. Ob sich der Traumberuf Popstar für Luca Noel wirklich erfüllt, dürfte wohl auch vom Erfolg der Tour abhängen. Die Chancen stehen nicht schlecht – TikTok zufolge.