Ist Nellingen noch heute stolz auf einen „Führer“-Besuch von 1933? Eine Infotafel auf dem neuen Radweg Bärenpfade hatte bei manchem diesen Eindruck erweckt. Jetzt hat die Gemeinde reagiert.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Nach Kritik an einer Station auf dem neuen touristischen Radweg Bärenpfad auf der Schwäbischen Alb hat die Gemeinde Nellingen (Alb-Donau-Kreis) reagiert und den Text auf einer Infotafel geändert und ergänzt. Die Vorstellung einer großen Feldlinde als „Hitlerlinde“ habe zu Irritationen geführt, räumte der Bürgermeister Christoph Jung (parteilos) ein.

 

Den Namen hatte der Baum im Nationalsozialismus erhalten, nachdem Adolf Hitler von dort mit anderen Größen des Regimes im Jahr 1933 ein Reichswehr-Manöver beobachtet hatte. Nach dem Krieg wurde der Name aus den Flurkarten wieder getilgt, im Volksmund hielt er sich aber offenbar.

Der Baum wird zum Mahnmal

Auf einer Infotafel und im Prospekt des im Frühjahr neu ausgewiesenen Bärenpfads für Radtouristen war an den Namen und den Anlass der damaligen Benennung erinnert worden. Radfahrer wunderten sich. Es klinge fast so, als ob die Nellinger immer noch stolz auf den Hitlerbesuch seien.

Dies lag auch daran, dass eine historische Einordnung auf der Tafel und im Prospekt unterblieb. Diese ließ Jung nun ergänzen. Die Bezeichnung stehe „sinnbildlich für einen Personenkult von diktatorisch geführten Regimen.“ Insofern sei der Baum ein „Mahnmal an uns alle, unsere Demokratie zu schützen und zu bewahren“.

Die Gemeinde haben den Baum inzwischen auch offiziell als Mahnmal ausgewiesen, sagte Jung. „Wir sehen dies auch angesichts der weltweiten Entwicklung hin zu autokratischen Systemen als Denkanstoß für uns alle, sich für unsere Demokratie und Pluralismus einzusetzen.“