Berhan Tongay macht nun im Gemeinderat für die SPD Politik: Die Kommune habe Potenzial, sagt der 28-Jährige, der die Nachfolge von Eberhard Seidel angetreten hat.

Hemmingen - Nicht nur reden, sondern machen, lautet das Motto von Berhan Tongay. „Partizipieren statt meckern“, formuliert es der Hemminger. Der 28-Jährige ist zu Jahresbeginn in den Gemeinderat seines Ortes nachgerückt.

 

Er hatte schon einmal kandidiert, doch da blieb ihm der Einzug ins Kommunalparlament denkbar knapp verwehrt. Im Januar rückte Tongay dann für Eberhard Seidel in den Rat nach. Nach fast 18 Jahren im Gremium habe er den Jüngeren den Vortritt lassen wollen, hatte der inzwischen 70-jährige Seidel seinen Rückzug begründet.

Über den Schulunterricht zur Politik

Er sei über den Gemeinschaftskundeunterricht zur Politik gekommen, erzählt der 28-jährige Tongay. Am Hans-Grüninger-Gymnasium in Markgröningen diskutierten sie im Unterricht über Bildung, Hartz IV und Armut: Damit war sein politisches Interesse geweckt. Tongay ging zur SPD – weil diese die „größte Schnittmenge“ mit seiner Meinung bot.

Vielleicht wurde es aber auch die SPD, weil sie die „Partei der Migranten“ ist, wie es Tongay formuliert. Obwohl er „Hundertprozent Hemminger“ sei, ist das Thema Migration eben auch seines. Dem waschechten Schwaben wurde die eigene Herkunft zur politischen Motivation. Nicht, dass er sich dafür rechtfertigen müsse. Aber allein sein Name klingt offenbar so ungewöhnlich für manche, dass Tongay wenn schon keine Fragen, dann doch oft zumindest mimische Reaktionen auslöst. In der Arbeitsgemeinschaft Migration des SPD-Kreisverbands ist der junge Hemminger inzwischen einer von zwei Stellvertretern des Marbacher Vorsitzenden Burak Araz.

Den Anliegen der jungen Generation Gewicht geben

Nicht nur reden, sondern zur Veränderung beitragen, das will Tongay. In seiner Freizeit ist er auch als DJ aktiv. „Ich bin eher der Macher-Typ“, sagt der Bauingenieur, der kurz vor seinem Masterabschluss steht. Er sehe sich nicht nur von Berufs wegen, sondern auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht als Brückenbauer, sagt der Hemminger. Seine Beteiligung an der Gründung der Juso-AG Strohgäu Anfang des Jahres lag deshalb nahe. „Die Wünsche, Ziele und Ideen junger Menschen im Strohgäu müssen wieder mehr Gewicht bekommen“, sagt Tongay. Dafür wolle sich die AG einsetzen.

Dass Themen bisweilen zunächst abstrakt seien, hält ihn nicht davon ab, Leute zu überzeugen von etwas, das man nicht greifen könne. „Glaubt etwas und agiert dann“, fordert er nicht nur vom Gemeinderat. Denn immer nur zu reagieren sei falsch. Damit sei man nicht vorne dabei, auch wenn man könnte:„Hemmingen hat sehr viel Potenzial.“ Gewiss wünsche man sich die großen Gewerbesteuerzahler im Ort. „Aber was machen erst die Gemeinden, die gar nichts haben?“ Vor dem Hintergrund der Finanzsituation der Kommune sei es erst recht angebracht, sich über deren Entwicklung Gedanken zu machen.

Dass er mit dieser Haltung Diskussionen provozieren wird in einem von CDU und Freien Wählern dominierten Rat, dessen ist sich Tongay bewusst. Er gehe dem nicht aus dem Weg, will seine Meinung aber auch nicht verbissen vertreten. Denn „es gibt nicht die perfekte Meinung“.