Er war einer der wichtigsten DDR-Autoren, widerständig und selbstbewusst gegen die Herrschaft der Partei. Nach 1989 blieben seine Leser ihm bei vielen Streifzügen durch die preußische Geschichte treu. Ein Nachruf auf den großen deutschen Erzähler Günter de Bruyn

Berlin - Sein Einzelgängertum war so anerkannt wie seine verästelte Kennerschaft preußischer Kulturgeschichte. Seit Fontane ist kein Schriftsteller so tief, so redlich und vor allem so unaufgeregt in die preußische Geschichte eingetaucht. Günter de Bruyn kannte alles und alle. Die Überschüsse waren beträchtlich. Ob man „Preußens Luise“, „Die Zeit der schweren Not“, „Gräfin Elisa“ liest oder sein Spätwerk „Kossenblatt“, immer wieder ist man vom diagnostischen Urteil de Bruyns über das Preußen im 19. Jahrhundert beeindruckt. Von dieser Intention war auch seine Herausgeberschaft der Reihe „Märkischer Dichtergarten“, in der er neben große Namen die vergessenen stellte. Sein brandenburgischer Resonanzraum bleibt unverdächtig, zeigt er doch immer das Preußen der kulturellen Übergangswerte. Aber vor allem ist er nicht darauf zu beschränken, dafür zeigt er sich als Erzähler zu universalistisch.