Die Stuttgarter Clubszene ist divers. Das beweist der Kessel jede Woche. Wir waren mal wieder auf Stuttgarts Tanzflächen unterwegs und wollen euch einige weibliche DJs vorstellen, die ihr kennen solltet.

Stadtkind: Laura Müller-Sixer (six)

Egal ob in Festival Line-ups oder im Nachtleben: Oft sind Frauen und FlNTA-Personen, also Frauen, Lesben, intersexuelle-, nicht binäre-, trans- und agender Personen, noch immer unterpräsentiert. Das liegt definitiv nicht daran, dass es zu wenige gibt. Beweis dafür liefern allein die Clubs dieser Stadt. Wir stellen euch heute einige weibliche DJs vor, die uns aktuell auf die Tanzflächen im Kessel spülen.

 

Und übrigens: Don’t call them DJane. Denn DJ wird abgeleitet von dem englischen Wort „Discjockey“, welches genderneutral ist. Somit braucht es also die „Jane“ schlicht und einfach nicht.

Kiti Arsa

Die Newcomerin ist längst kein Geheimtipp mehr: Dabei hat DJ Kiti Arsa, wie Jenny Müller sich als DJ nennt, einen eher ungewöhnlichen Start im Stuttgarter Nachtleben hinter sich. Ihre Karriere begann vor ungefähr vier Jahren in einem Stuttgarter Luxuskaufhaus, wo ihr damaliger Freund als DJ gebucht wurde und sie im Schlepptau hatte. Seine Bookerin sprach Jenny an und fragte, ob sie denn nicht auch mal Lust auf einen Gig hätte. Gesagt, getan. „Ich dachte, why not“, erzählt sie lachend von diesem Sprung ins kalte Wasser. Denn in nur zwei Wochen brachte sich die junge Stuttgarterin selbst das Auflegen bei – und fand Gefallen daran.

Amy.G.Dala

Amy.G.Dala heißt eigentlich Nanni und war schon in vielen Kollektiven unterwegs. Manche kennen sie auch unter ihrem zweiten DJ-Namen „Miss Evoice“. 2003 besuchte sie zum ersten Mal eine Techno-Veranstaltung und ist seitdem fasziniert davon. 2005 kaufte sie sich ihre ersten Plattenspieler und ließ sich das Auflegen von befreundeten DJs beibringen. Seit 2009 lebt sie in Stuttgart und wird immer wieder von Veranstalter:innen gebucht. Momentan ist die 37-Jährige bei Waldtraut Lichter e.V. aktiv und spielt in Clubs wie der Romantica oder Fridas Pier. „Ich halte mich nicht an einem bestimmten Genre fest, aber unter Miss Evoice spiele ich eine Mischung aus Disco, Techno und Deep House. Da ich noch eine andere Richtung ausprobieren wollte, habe ich Amy.G.Dala gegründet. Unter diesem Namen spiele ich Downtempo, vom Stil her ist das ähnlich, nur langsamer.“

Joy

Angefangen hat es mit einer Top-Fünf-Platzierung beim Supreme DJ-Contest im Stuttgarter Perkins Park, nun ist die 27-jährige Joy inzwischen nicht mehr aus der urbanen Club-Szene wegzudenken. Jedes Wochenende reist die Stuttgarterin von Club zu Club in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. On top konnte sie sich als Tour-DJ von unter anderem Loredana einen Namen machen und wird regelmäßig für unterschiedliche Events gebucht. Viele Stuttgarter:innen kennen sie als Resident DJ bei der Veranstaltungsreihe Trap or die, doch ihr musikalischer Horizont reicht weit über Trap hinaus: Joy spielt Hip-Hop, Trap, Rap, RnB, Afro, Amapiano, Jungle, Garage, UK und gerne auch mal Open Genre sowie Edits.

Tamara Wirth

Tamara Wirth ist Kommunikationsdesignerin und DJ. Eigentlich sollte das mit der Musik alles nur ein Hobby sein – doch die Kunsthochschule bot ihr einige Gig-Chancen und so lernte sie viele Gleichgesinnte und heutige DJ-Freund:innen kennen. Gemeinsam mit Max Haslauer und Ben El Halawany startete sie eine Partyreihe in der Rakete sowie die MaxMara Partys im Ice Café Adria. Seit dem Corona Lockdown 2021 ist sie fester Teil des Rave-Kollektivs Ritual:Digital. Im Frühjahr 2023 hat sie ihre eigene Cast-Show im neu gegründeten Lobby Radio von Hotel Central, bei der es experimentellen Sound der lokalen FLINTA*-Szene geben soll. Musikalisch bewegt sie sich im elektronischen Bereich, zwischen House, Breaks, Techno, Minimal und Trance.

Die Fisimatenten

Neben ihrem beruflichen Engagement für die Stuttgarter Popkultur ist Amelie Köppel auch DJ und legt gemeinsam mit ihren Kolleginnen Bets und Inga als Fisimatenten good old Indie-Musik auf. Uns hat sie einige Storys aus dem Stuttgarter Nighlife verraten >>>.

Azlay

Azlay zog mit 18 Jahren nach Stuttgart, um Medienwirtschaft zu studieren und erschloss sich recht schnell das Nachtleben in Stuttgart. Ihre ersten Erfahrungen sammelte sie in der Schräglage – mit verschiedenen Jobs und ersten eigenen Veranstaltungen. Seit 2018 legt sie selbst als DJ auf. Warum? Eigentlich ganz easy: „Weil mich die Musik in Clubs gelangweilt hat.“ Aktuell spielt sie diverse Genres, „Hauptsache es ist schnell und tanzbar“, also viel Instrumentals, Edits mit Baile Funk und unterschiedliche Afro Productions bis hin zu UK-Sounds wie Garage, Jungle und UK-Funky.

Vany

Und so schließt sich also der Kreis: Vanessa Ruckh, die unter anderem Herausgeberin des Sexzine ist, hat mit DJing angefangen, nachdem sie einen Flinta* DJ Workshop bei Tamara Wirth an der Kunstakademie belegt hatte. Die 26-jährige Studentin hat Spaß daran gefunden und legt nun regelmäßiger in Stuttgarter Bars, Clubs und Nachtlocations auf. Dabei spielt sie Dark Electro/Ebm/Industrial und an einem melancholischen Bar-Abend auch gerne mal High Energy und Italo Disco.

Gaisma/Tumsi

Geboren in Lettland hat sich Alisa Scetinina seit ihrer Kindheit mit Musik und lettischem Tanz beschäftigt. Mit fünfzehn Jahren folgte der Umzug nach Deutschland, um an der Hochschule für Musik und Theater München Ballett zu studieren. Neben ihrem musikalischen Wirken und verschiedenen DJ- sowie Performance-Alteregos, beschäftigt sie sich ebenfalls mit visuellen Projekten. Hierzu gehören analoge Fotografie, größtenteils hinter, manchmal auch vor der Kamera, außerdem Collagen und Videoarbeiten, die sie häufig zu ihrer Musik in Kontext setzt. Alisa wirkt in ihren Arbeiten, die sich zwischen Choreografie und Improvisation wiederfinden, als Komponistin, Cinematografin und Performerin.

DJ Tess

Theresa Jäger ist im Schwarzwald geboren und hat in Heidelberg Lehramt studiert. Durch ihr Hauptfach Kunst lernte sie in einer Atelier-Gemeinschaft andere DJ-Kolleg:innen kennen, die ihr beim Start geholfen haben. „Zu Beginn hieß es einfach: üben, üben, üben.“ Schon 2016 wusste sie, dass sie unbedingt im ehemaligen Freund und Kupferstecher auflegen will. „Der Club hatte damals einen riesen Hype, auch in Heidelberg“, sagt sie lachend. Eine Nachricht an Booker Chris und ein Treffen später war das dann beschlossene Sache. Es folgten eine erste eigene Veranstaltungsreihe im Suessholz sowie Gigs beim Splash und mit hochkarätigen Künstler:innen. In ihrem Sound will sich Theresa nicht festlegen – früher spielte sie vor allem Slush-House und Future-Beats, aktuell hat sie sich in anderen Genres weiterentwickelt und legt auch Techno-Musik auf. “Ich muss es einfach selbst feiern.“