Kaum schlägt der Circus Bravissimo seine Zelte in Weil der Stadt auf, kommt dort ein Alpakababy auf die Welt. Jetzt ist die Zirkusfamilie auf der Suche nach einem Namen.

Obwohl sie noch nicht einmal 48 Stunden alt ist, steht das neugeborene Alpakamädchen des Circus Bravissimo auf erstaunlich stabilen Beinen. Neugierig trabt sie über die Wiese, sobald jemand an die Umzäunung tritt, die Ohren steil nach oben gerichtet, die kleine Nase in der Luft, die zwei Kulleraugen aufmerksam. Nur als es Futter gibt, da tritt plötzlich Verwirrung ein: Die anderen Alpakas, Schafe und Ochsen, die ebenfalls das Gehege des kniehohen Nachwuchses bewohnen, stürmen zum Salat, der ihnen gerade serviert wurde. Das Alpakababy rennt mit – warum genau, das scheint es in seiner kurzen Zeit auf Erden noch nicht verstanden zu haben.

 

Alpakas „wie eine Familie“

Seit Sonntag ist der Circus Bravissimo, der vor allem in der Region Stuttgart und in Baden-Württemberg unterwegs ist, zu Gast im Weil der Städter Teilort Merklingen. Kaum war die Karawane aus Filderstadt angereist und hatte die Zelte aufgeschlagen, war auch schon der Alpakanachwuchs da. „Das ging ganz schnell“, berichtet Giuliano Frank, der den Zirkus mit seiner Familie in der inzwischen achten Generation betreibt. Beim Arbeiten auf dem Gelände sei er hin und wieder an dem Gehege der Alpakas vorbeigelaufen. „Und plötzlich lag das Fohlen da.“ Um zu kontrollieren, ob es dem Nachwuchs auch gut geht, näherte er sich den beiden Tieren – und wurde von der Mutter prompt angebrummt.

Inzwischen, wenige Tage nach der Geburt, hat der Beschützerinstinkt der Mutter wieder ein wenig nachgelassen: Auf der Wiese tollt das kleine Alpakamädchen auch mal ganz alleine umher, während die erwachsenen Alpakas entspannt zuschauen. Wer zusammengehört, lässt sich leicht erspähen: Von der Mutter hat das Alpakafohlen einen Fleck im Rückenfell geerbt. Auch die anderen Alpakas seien nach der Geburt gleich um den Nachwuchs herumgeschwirrt und hätten es angestupst. „Die haben sich richtig gekümmert“, erzählt Frank. „Wie eine Familie.“

Über 60 Tiere reisen mit dem Zirkus

Die menschliche Zirkusfamilie, die neben Giuliano Frank auch seinen Bruder Giovanni, die beiden Ehefrauen und Kinder einschließt, zieht alle ihre Tiere selbst auf – etwa auch die beiden Kamele, die weiter hinten in dem Gelände gemütlich auf Stroh herumkauen, während Hühner zwischen ihren Beinen umherflitzen. Auch bei der Geburt der jüngeren der beiden Kameldamen, Mutter und Tochter, war Giuliano Frank dabei – zumindest fast. „Ich bin nachts alle zwei Stunden aufgestanden, um nach der Mutter zu schauen“, berichtet Frank. „Tagelang. Ich war so müde.“ Nur einmal, da ging er einige Meter weiter, um die Tiere zu füttern, kam zurück – und fand ein putzmunteres Kamelbaby vor. „Da hätte ich alle die Nächte gar nicht aufstehen brauchen.“

Über 60 Tiere, darunter auch Pferde, Schlangen, ein Stier, Schildkröten, Gänse und Hunde, hat der Zirkus inzwischen. Um die Tiere so wenig wie möglich zu strapazieren, würden sie an Reisetagen ganz zum Schluss in die Transportwagen gebracht, so der Zirkuschef. Lange Strecken zwischen den einzelnen Stationen legt der Zirkus kaum zurück – der nächste Halt nach Weil der Stadt ist etwa in Leonberg. Außerdem, so betont Frank, habe man die Tierzelte und Gehege inzwischen in dreifacher Ausführung. Diese würde man am neuen Standort bereits einen Tag vor Anreise aufbauen, damit die Tiere nach der Fahrt gleich wieder auf die Weide können.

Zwei Jahre in Schönaich gestrandet

Längere Pause hatte der Zirkus zwangsläufig während der Coronapandemie. Fast zwei Jahre war die Familie in Schönaich gestrandet, ganz ohne Aufführungen. „Das war eine schwere Zeit“, erinnert sich Frank. „Die haben wir nur mit der Hilfe der Einwohner überstanden.“ Die hätten etwa immer wieder Futterspenden für die Tiere vorbeigebracht. Landwirte hätten kommentarlos Heuballen auf der Zirkuswiese abgeladen. 2022 ging es dann aber wieder los mit der Tournee. Neben den Zirkusshows sind die Franks auch mit ihrem Streichelzoo in Pflegeheimen – immer wieder ein großer Erfolg, so Giuliano Frank.

Zwei Wochen schlägt die Zirkusfamilie nun ihre Zelte in Merklingen auf, die erste Show ist am Donnerstag, 14. September. Zehn Tage später wird dann wieder eingepackt, die Reise geht nach Leonberg. Bis dahin gibt es dann vielleicht sogar noch mehr Alpakanachwuchs: Denn im Moment sind noch zwei weitere Stuten trächtig.

Das Fohlen braucht einen Namen

Vorschläge
Die Familie Frank ist derzeit noch auf der Suche nach einem Namen für das Alpakamädchen – gerne mit Bezug auf Weil der Stadt. Namensideen können an redaktion@leonberger-kreiszeitung.zgs.de geschickt werden.