Ausnahmezustand herrscht an Altweiberfasching in Bad Cannstatt. Tagsüber verkaufen Eisbären Matjesbrötchen und Hühner Eier. Am Donnerstagabend wartet ein weiterer Höhepunkt.

Stuttgart - Das als Maus verkleidete Mädchen drückt sich für einen Moment ganz fest an ihre Mama, als die Felbe auf sie zukommt. Aus Angst vor der Maske will die Kleine gar nicht hinschauen. Doch dann zieht der Hästräger einen Lolli aus der Tasche und das Mäuschen ist entzückt. Solche putzigen Szenen spielen sich nach dem Felbentanz beim Närrischen Wochenmarkt zwischen Stadtkirche und dem Alten Rathaus in Bad Cannstatt ab. Die Stimmung ist ausgelassen. Die Lumpenkapelle heizt den Zuschauern ein und hilft beim Warmschunkeln, denn die Sonne lässt sich nicht blicken an diesem Schmotzigen Donnerstag. Gegen die Kälte hilft eine rote Wurst oder ein Glühwein und natürlich Tanzen.

 

Narrengruppen stürmen die Bühne

Der Cannstatter Büttel und vor allem seine Bütteline geben alles auf der Bühne und stimmen immer wieder den Narrenruf „Älles frisch“ ein. Es ist der 33. Wochenmarkt und passend zur Schnapszahl kann man an einigen Ständen auch Obstbrände oder Eierlikör verkosten, die einem von einer Maus mit rosafarbenen Ohren kredenzt werden. Überhaupt haben sich die Marktbeschicker samt ihrer Stände aufgebrezelt mit Kostümen und Girlanden. Kristof Romanczuk verkauft seine Matjesbrötchen am Fischstand im Kostüm eines zahmen Eisbären und wird dabei von Eskimofrauen unterstützt. Und wenn man am Stand vom Hof Leutenecker vorbeikommt fällt einem unweigerlich der Ohrwurm „Ich wollt ich wär ein Huhn“ ein“, denn selbige bringen an der Altweiberfasnet ihre Eier unter die Leute. Selbst die Sträuße bei Blume Steinle leuchten noch ein bisschen bunter, wenn sie von lustigen Clowns verkauft werden.

Zahlreiche Narrengruppen stürmen die Bühne, darunter die Stuttgarter Rössle, der Quellenclub Cannstatt, die Zigeunerinsel sowie die Münster Knollebäuch, die mit ihren Kartoffelmasken prädestiniert für den Wochenmarkt sind. Die Remshexen grooven sich wie jedes Jahr in Bad Cannstatt auf die Fasnet ein, um dann um 18 Uhr in Waiblingen das Rathaus zu stürmen. Die Kälte macht ihnen nichts aus – schließlich stürzen sie sich am Fasnetdienstagabend zum Schluss der Session in den eiskalten Rems. Aber daran wollen sie jetzt nicht denken.

Schulfrei am Schmotzigen Dunschdig?

Gut drauf ist auch die Hobby-Tennisgruppe aus Filderstadt. Die zwölf Seniorinnen sind schon seit acht Jahren Stammgäste beim etwas anderen Einkaufen. Jede hat eine grüne Tasche mit allerlei Gemüse und einen Primelstock vor sich stehen. Gewonnen bei einer Tombola. Darauf stoßen sie mit einem Sekt Rosé an. Fastnacht ist aber auch immer politisch und so werden sich die Schüler über eine Forderung der Bütteline freuen: „Es gehört längst abgeschafft, dass die Kinder am Schmotzigen Dunschdig noch in die Schule müssen.“