Nach mehr als 25 Jahren Diskussionen ist es endlich gelungen, am Leonberger Bahnhof eine öffentliche Toilette zu installieren.

Leonberg - An diesem Ort geht es im wahrsten Sinne des Wortes um ein dringendes Bedürfnis. Aber ein stilles Örtchen ist es nicht, denn zu den S-Bahnen, die hier im Halbstundentakt vorbeirauschen, fahren hier täglich auch weit mehr als 500 Busse vorbei. Doch das stört nicht. Nun gibt es am Leonberger Bahnhof endlich eine öffentliche Toilette.

 

„Was lange diskutiert wurde, ist nun komfortabel und modern umgesetzt“, bringt es der Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) auf den Punkt. „Endlich ist es gelungen, eine Bereicherung in der Gestaltung des Bahnhofbereiches zu realisieren.“

Unterschiedliche Provisorien

Es gibt Themen, die begleiten einen Lokaljournalisten über Jahrzehnt. Ein solches ist das Problem einer öffentlichen Toilette am Bahnhof. Dieses ist inzwischen seit mehr als 25 Jahren akut. Bis 1994 gab es im Bahnhof ein öffentliches Klo. Doch dann hat der Schienenkonzern beschlossen, dass der Leonberger Bahnhof zu klein sei dafür und der Betrieb zu teuer.

Es wurde eine mobile Toilette aufgestellt, doch die wurde häufig beschädigt. Dann wurde für die Fahrgäste ein Zugang zu der Toilette der Gaststätte „Drehscheibe“ vereinbart. Das haben die Bahn und die Stadt mit jeweils fünf Euro am Tag finanziert. Doch seit die Drehscheibe eine Raucherkneipe ist und somit der Zutritt von Jugendlichen unter 18 Jahren untersagt ist, funktioniert das auch nicht mehr. Nun haben die Stadtverwaltung und der Gemeinderat die Stadtwerke mit dem Betrieb beauftragt. Die Anlage geliefert hat eine Spezialfirma aus dem nordrhein-westfälischen Burbach.

Die Anlage als solche hat rund 145 000 Euro gekostet, mit den Baukosten summiert sich die Installation auf rund 190 000 Euro, erläutert der Oberbürgermeister. „Hinzu kommen noch weitere 22 000 Euro im Jahr für die Reinigung“, sagt der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid als Chef der Stadtwerke.

Die Toilette wird vorerst einmal am Tag gereinigt. „Zeichnet sich mehr Bedarf ab, werden wir darauf reagieren“, so Vonderheid. Die Toilette ist in einem Quader auf dem ersten Bahnsteig untergebracht. Sie besteht aus zwei Teilen. Zum einen ist rechts die Unisex-Toilette, die barrierefrei gestaltet ist. Sie zu benutzen kostet 50 Cent. Es werden zwar alle Münzen angenommen, doch bei Überbezahlung gibt es kein Rückgeld. „Ein Münzwechsler ist sehr teuer, zudem müsste er immer mit Wechselgeld versorgt werden“, argumentiert der Chef der Stadtwerke.

Für die Benutzer wird die Klobrille jedes Mal automatisch gereinigt. Mit dem CBS-Schlüssel kann die Toilette kostenlos genutzt werden. Dieser ist ein 1986 vom CBF Darmstadt – Club Behinderter und ihrer Freunde in Darmstadt in vielen Ländern eingeführtes Schließsystem, welches körperlich beeinträchtigten Menschen ermöglicht, mit einem Einheitsschlüssel selbstständig und kostenlos Zugang zu behindertengerechten sanitären Anlagen und Einrichtungen zu erhalten. Er passt in der Regel in ganz Europa.

Kostenlos genutzt werden kann auch der andere Toilettenteil – das Urinal. „Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Verunreinigungen durch das kleine Geschäft geschehen, und weil es nur vier Minuten Umsteigezeit von der S-Bahn in den Bus gibt, sollte die Anlage zügig benutzt werden können“, erläutert der Erste Bürgermeister die Überlegungen für die kostenlose Nutzung dieses Toilettenteils.

Keine einfache Standortsuche

„Es war nicht einfach, einen Standort zu finden, um die Anschlüsse verlegen zu können“, sagt der Leonberger Baubürgermeister Klaus Brenner. Die neue Anlage sei nur ein Bestandteil in Sachen Aufwertung des Bahnhofbereichs. Förderung dafür gab es auch von der Region aus dem Programm „Regionale Mobilitätspunkte“.

Doch Brenner blickt weiter: „Die Aufwertung des gesamten Bahnhofareals als Tor zur Stadt vom heutigen Wertstoffhof an bis zu dem denkmalgeschützten Sandsteingebäude rechts des Bahnhofes wird eines der großen zukünftigen städtebaulichen Projekte der Stadt.“ Dies auch vor dem Hintergrund der großen Bosch-Ansiedlung auf dem Hofmeister-Areal-