Die Ausflugsschiffe des Unternehmens sind wieder auf dem Neckar unterwegs. Am Neckarknie in Bad Cannstatt liegen jetzt zwei Schiffe aus Heilbronn. Aus Spargründen hat Neckar-Käpt’n das vollelektrische Schiff „Electra“ verkauft.

Der Neckar-Käpt’n schnallt den Gürtel enger. „Finanziell ist es immer noch schwierig“, erklärt der Pressesprecher Heiko Volz, „wir fahren einen Sparkurs“. Im Zuge dessen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben zum Jahreswechsel das vollelektrische Schiff „Electra“ auch aus wirtschaftlichen Gründen verkauft. „Der Neckar-Käpt’n muss mit seinen Ressourcen stark haushalten. Trotz guter Umsätze sind die Kosten erdrückend. Die Schiffe sowie Anlegestellen sind alle schon in die Jahre gekommen, wurden restauriert, aber benötigen eine permanente Wartung“, sagt Volz.

 

Elektroschiff mangelte es an Leistung auf dem Neckar

Die Electra, Baujahr 1954 , hatte der Neckar-Käpt’n vor drei Jahren gekauft. Es fuhr vollelektrisch und emissionsfrei und wurde 2021 per Schwertransporter vom Rursee in der Eifel geholt. „Leider war sie für längere Fahrten auf dem Neckar nicht gut geeignet. Trotz Solarpanels auf dem Dach hatte sie Probleme bei starker Gegenströmung. Da mangelte es ihr an entsprechender Leistung.“ Das Problem: Neben dem Motor müssen auch die Heizung beziehungsweise die Klimaanlage, die Kühltruhen und die Küchenmaschinen gleichzeitig mit Energie versorgt werden. „Dennoch hat die Electra von Beginn an ihren Dienst auf dem Neckar zuverlässig erledigt“, wie Jens Caspar, Geschäftsführender Gesellschafter des Neckar-Käpt’n, betont. Das Elektroschiff fahre problemlos bis zu acht, neun Stunden am Stück. Derzeit befinde sie sich auf der Werft. „Die Electra erhält ohne Probleme den neuen Schiffs-TÜV“, so Caspar. Dass ein vollelektrisches Schiff langsamer fahre und andere Möglichkeiten biete als ein Dieselschiff, sei klar. Für den neuen Schiffseigner sei sie passend.

Zwei Ausflugsboote aus Heilbronn in Bad Cannstatt

Wer das Neckarknie vor der Wilhelma anschaut, dem fällt auch auf, dass dort andere Ausflugsboote liegen: Neu sind die zwei Schiffe MS Neckar-Fee und MS Neckarperle, die vom Standort Heilbronn nach Stuttgart verlegt wurden, wie Volz mitteilt. Der Hintergrund: Das Flaggschiff des Neckar-Käpt’n, die MS Wilhelma, befinde sich momentan in der Werft und könne voraussichtlich erst ab Mai wieder eingesetzt werden. Auch mit dem Wegfall der Electra, dem kleinsten Schiff, seien diese Schiffe aus Heilbronn geholt worden, wo die Fahrten gestrichen wurden.

Von der Idee der Elektroschiffe ist Caspar nachwievor überzeugt. Er will alle Schiffe elektrifizieren und mit Photovoltaik ausstatten, wie er sagt, auch die Neckar-Fee.

Über die Situation des Schifffahrtunternehmens war immer wieder diskutiert worden. Zuletzt hatte die CDU-Gemeinderatsfraktion Gespräche der Stadt mit dem Neckar-Käpt’n gefordert, damit die Personenschifffahrt eine Zukunft hat. Sie verlangte, dass die Stadt dem Neckar-Käpt’n unter die Arme greift. Der Geschäftsführer Caspar hatte zuletzt von Altlasten vom Vorbesitzer, die zu sehr hohen, ungeplanten Kosten für Nachrüstung der Schiffe und Anleger geführt hätten, Personalkosten, Energiekosten, Zinsen und zwei unerwarteten Motorschäden berichtet. „Wir hoffen immer noch auf eine Unterstützung der Stadt, in finanzieller, organisatorischer Art und bei der Kommunikation“, erklärte Volz. Das Unternehmen wolle Vollgas geben, doch immer wieder gebe es größere Ausgaben.

Gut würden die Events mit dem Floß Neckarbesen und die Piratenfahrten laufen. Bis zum 3. November soll es außerdem Schlagerfahrten, Weinproben, Konzerte und Kinderferienprogramm, Brunch, Lesungen, Muttertags- und Dinnerfahrten neben den Linien- und Tagesfahrten geben.

Unternehmen hofft auf Unterstützung der Stadt

Erfreulich sei, sagt Volz, dass der Neckar-Käpt’n voraussichtlich vom 25. bis 27. Mai und vom 1. bis 3. Juni auch an der Anlegestelle Mühlgrün Fahrgäste ein- und aussteigen lassen darf. „Die Genehmigung der Stadtverwaltung liegt vor“, sagt der Sprecher. Diese Änderung hängt mit dem Abbruch der Rosensteinbrücke zusammen.