Beim ZDF-Talk „Markus Lanz“ am Dienstag nahm die Talkrunde Mario Voigt in die Zange. Der Thüringer CDU-Partei- und Fraktionschef zeigte sich vor dem geplanten TV-Duell mit AfD-Politiker Björn Höcke für manche Geschmäcker zu zögerlich. So reagiert das Netz.

Digital Desk: Nina Scheffel (nse)

Der CDU-Politiker Mario Voigt war am Dienstag zu Gast in der ZDF-Talksendung Markus Lanz. Dabei stand er unter anderem Rede und Antwort zum geplanten TV-Duell mit AfD-Politiker Björn Höcke vor der Landtagswahl in Thüringen im September 2024 – für einige Talkgäste zu zögerlich. Denn mit Blick auf das Duell mit dem Rechtsaußen der AfD wird, auch innerhalb der CDU, befürchtet, dass das Format Höcke eine Plattform zur Selbstdarstellung bieten könnte.

 

In der Diskussion über die amerikanische Israel- und Russlandpolitik hielt sich der CDU-Politiker Voigt ebenfalls zurück. Auf die Eingangsfrage von Talkshow-Host Markus Lanz, ob Voigt sich Joe Biden (Demokrat) oder Donald Trump (Republikaner) als Wahlsieger in den USA wünsche, reagierte er ausweichend – er würde eigentlich keinen wählen wollen, es sei ein „deprimierender Zustand“, so der CDU-Politiker. Er wäre für Nikki Haley gewesen.

Klare Positionierung bleibt aus

Nachdem Journalisten den Politiker in der Sendung mit einer Umfrage aus Ostdeutschland, wonach eine Mehrheit der Menschen der Meinung ist, Deutschland solle „nicht mehr der verlängerte Arm der Amerikaner sein“, konfrontierten, sprach sich Voigt für eine anhaltende Unterstützung Kiews aus, gleichzeitig müssten diplomatische Initiativen diskutiert werden. Wenn ein hoher Prozentsatz in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt der Meinung sei, man sei Spielball amerikanischer Interessen, müsse man diese Stimmungslage auch respektieren.

Die Talkgäste im Studio begegneten dieser Aussage mit Kritik. „Wo soll diese Absetzbewegung eigentlich begründet sein? Wo sehen Sie denn Unterschiede zu den Amerikanern? Wo setzen die etwas gegen Ihren Willen durch?“, fragte etwa die Deutschlandfunk-Journalistin Sabine Adler. Der CDU-Politiker reagierte auch daraufhin vage, sodass Moderator Markus Lanz sich einschaltete und in die Runde fragte: „Haben Sie verstanden, was Voigt will?“

Dass man auf die russlandspezifischen Befindlichkeiten der ostdeutschen Wähler Rücksicht nehmen müsse, darüber war sich die Talkrunde einig. Wie es nach der Landtagswahl im September weitergehen solle und mit wem der potenzielle neue Ministerpräsident Voigt regieren wolle, blieb jedoch unklar. Trotz aktueller Umfragewerte sprach sich der CDU-Politiker für eine Deutschlandkoalition (CDU, SPD, FDP) aus und befand auch ein Bündnis mit der Wagenknecht-Partei und den Grünen für möglich, eine Zusammenarbeit mit der Linken schloss er aber aus. In den Augen des stellvertretenden „Zeit“-Chefredakteurs Martin Machowecz grenze das an „Realitätsverweigerung“. Man müsse sich für die Linken öffnen und für den „Worst Case“, einen Durchmarsch der AfD, gewappnet sein, sagte der Journalist in der Sendung.

Voigt sieht sich TV-Duell gewachsen

Mit Blick auf das TV-Duell mit AfD-Mann Höcke zeigte sich Voigt zuversichtlich. „Wir sind weltoffen und wir brauchen eine qualifizierte Zuwanderung, aber wir entscheiden selbst, wer kommt“, sagte er am Dienstag mit Blick auf die Migrationspolitik. Solche Dinge wolle er im Gespräch mit Höcke ansprechen. Es sei falsch, über Leute nur zu reden, man müsse sie auch „konfrontieren“.

In der Talkrunde äußerte sich daraufhin Skepsis, ob das mit Höcke gelingen könne. Der „Zeit“-Journalist Martin Machowecz etwa zeigte Bedenken. Er selbst würde die Sendung nicht moderieren wollen, das sei ja ein Zweikampf, und es sei demokratietheoretisch merkwürdig, dass Ministerpräsident Ramelow nicht dabei sei. Machowecz äußerte den Verdacht, Voigt wolle nur seinen Bekanntheitsgrad steigern: „Wenn Sie den Höcke in der Debatte stellen – okay. Aber wenn Sie es nicht schaffen, dann möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken.“


So reagiert das Netz

Auch Zuschauerinnen und Zuschauer waren vermehrt dieser Auffassung, wie in den Kommentaren zu einem vom ZDF auf Youtube veröffentlichten Videoausschnitt der Talksendung zeigt. So kommentierte ein Nutzer: „Die Verunsicherung ist förmlich zu riechen.“ „Ein total blasser Kandidat. Er kann doch niemanden begeistern“, äußerte sich ein anderer.

Entsprechend fielen die Netzreaktionen auf der Plattform X aus. Unterstützung hingegen gab es seitens der CDU.

CDU-Politiker Paul Ziemiak lobte die „kluge & besonnene Perspektive“ seines Parteikollegen Mario Voigt.

Eine X-Nutzerin hingegen beschwerte sich über die fehlende Positionierung Voigts.

Es fehle Mario Voigt an konstruktiven Ideen und Charisma, so der Vorwurf eines X-Nutzers.

Viele Nutzer trauen Mario Voigt das TV-Duell mit AfD-Politiker Björn Höcke rein rhetorisch nicht zu.

Auch Vergleiche mit CDU-Politiker Michael Kretschmer blieben nicht aus.

Markus Lanz in der Mediathek

Seit 2008 wird die Talkshow von Markus Lanz im ZDF ausgestrahlt. Die Sendung des gebürtigen Südtirolers wird von Dienstag bis Donnerstag in einem Hamburger Fernsehstudio aufgezeichnet und am späten Abend im ZDF ausgestrahlt – oft zeitversetzt, manchmal auch live. Die Sendezeit liegt meist bei 23.15 Uhr - kann aber je nach Rahmenprogramm auch variieren. Die Lanz-Videos sind in der ZDF-Mediathek abrufbar.