Der Einzelhandel bleibt vom Lockdown zwar verschont, dennoch sind sich Citymanager Hahn und Handelsverbandspräsident Hutter einig: Die neuen Corona-Maßnahmen treffen die Falschen. Eine Umfrage im Handel zeigt: Die Angst vor der Pleite wächst.

Stuttgart - Der Handel dachte eigentlich, er habe den Infektionsschutz vor dem Coronavirus im Griff. So verbreitet sich die Kunde, dass in den großen Stuttgarter Einkaufshäusern keine Infektion zurückverfolgt werden konnte – nicht aus dem Gastrobereich der Zentren, und beim Personal auf der Fläche ist so gut wie keine Infektion bekannt.

 

Mit Fassungslosigkeit reagiert der Einzelhandel auf die neuen Maßnahmen. Die Ministerpräsidenten einigten sich mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) darauf, dass sich in den Geschäften nicht mehr als ein Kunde pro zehn Quadratmeter aufhalten darf.

„Die Lage ist megaschwierig“, sagt City-Manager Sven Hahn: „Jetzt werden auch diejenigen bestraft, die bisher hochprofessionell mit dem Hygieneschutz umgegangen sind. Diese Maßnahmen treffen die Falschen.“ Natürlich sei die Eindämmung des Virus erste Bürgerpflicht, so Hahn, aber nach allem, was man wisse, verbreite sich das Virus vor allem in Einrichtungen und auf privaten Feiern. Daher ist sich Hahn sicher: „Dieses Mal lassen sich die Flurschäden nicht durch Subventionen wegdrücken.“ Damit gibt er ziemlich genau das Stimmungsbild im Handel des Landes wieder, wie eine aktuelle Umfrage des Handelsverbandes Baden-Württemberg (HBW) belegt.

Danach befürchten Händler drastische Umsatzeinbußen durch einen erneuten Eingriff seitens der Politik. „Jegliche Beschränkungen im Einzelhandel vor Weihnachten bedeuten das Aus für Tausende Betriebe, auch für gesunde, mittelständische Händler“, sagt der HBW-Präsident Hermann Hutter. Das Weihnachtsgeschäft sei für die meisten Händler traditionell die umsatzstärkste Periode im Jahr. „Insofern würde ein Lockdown – egal ob light oder verschärft – die Händler ins Mark treffen“, meint Hutter. Dies gelte auch für jegliche Form der Zutrittsbeschränkungen. Wie der Stuttgarter City-Manager Sven Hahn ist er der Meinung, dass es dafür keinen Grund gebe. „Das weiß auch die Politik. Im Handel, so haben sich sowohl Gesundheitsminister Jens Spahn sowie die zuständigen Minister im Land als auch zahlreiche Virologen und andere Experten geäußert, hat es während der Pandemie bisher zu keiner Zeit nennenswerte Infektionsherde gegeben“, betont Hutter.

Angst vor der Pleite

Wie ernst die Lage vor allem in der Innenstadt ist, zeigen auch die Daten des Immobilienverbands Deutschland (IVD) zur Königstraße: Dort ist die wöchentliche Passantenfrequenz infolge der Corona-Krise vorübergehend um 86 Prozent gegenüber dem Jahreshöchstwert zurückgegangen. Aktuell liege die Passantenzahl im Oktober knapp 40 Prozent unter dem Jahrestopwert.