Die studierte Theologin und Psychologin Rosemarie Ilg ist neue Pfarrerin an der Versöhnungskirche in der Kirchengemeinde Leonberg-Nord.

Leonberg - Pfarrerin Rosemarie Ilg ist in der Kirchengemeinde Leonberg-Nord neu gestartet. Sie teilt sich mit Pfarrerin Elisabeth Nitschke die Pfarrstelle an der Versöhnungskirche in Leonberg-Ramtel.

 

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Die 50jährige Seelsorgerin ist in Böblingen geboren und aufgewachsen. Von Kindheit an war sie der Kirche verbunden, hat sich in der Jugendarbeit engagiert und schnell gemerkt, dass die Arbeit mit Menschen das ist, was sie machen will. „Darum dachte ich, Medizin wäre das richtige für mich. Vor allem die Psychologie hat mich fasziniert“, erzählt sie. Ihren künftigen Beruf wollte sie mit ihrem christlichen Glauben verbinden und dabei Zeit für die Menschen und für Gespräche haben: „Die Seelsorge war mir schon immer ein Herzensanliegen. Letztendlich habe ich mich deshalb dann doch für das Theologiestudium entschieden.“

Studium führt sie bis nach Schottland

Doch die Psychologie hat sie nicht losgelassen, sie hat auch dieses Fach studiert. Das sei anstrengend gewesen, erinnert sie sich, „aber ich wollte mehr Fachwissen aufbauen, zum Beispiel das Zusammenspiel von Psyche und Krankheit erkennen und verstehen.“

Ihr Studienweg hat die Theologin von Heidelberg über Tübingen bis in die schottische Hauptstadt Edinburgh geführt. „Die englische Sprache hat mich gereizt, deshalb habe ich die Gelegenheit genutzt, einige Zeit in Edinburgh zu verbringen. Außerdem fand ich den Einblick in die anglikanische Kirche sehr spannend. „Da viele psychologische Fachartikel auf Englisch sind, profitiere ich doppelt davon.“

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Die Pfarrstelle in Leonberg ist für Rosemarie Ilg nach zwei Jahren im Schuldienst als Religionslehrerin an sonderpädagogischen Schulen in Böblingen ein willkommener Wiedereinstieg in die Gemeindearbeit. „Zu unterrichten macht mir viel Spaß und ist mir wichtig. Denn ich finde, Religionsunterricht gehört klar zum Bildungsauftrag“, bezieht die Seelsorgerin Stellung, „und auch Schüler mit erhöhtem Förderbedarf sollen den ganzen Fächerkanon erleben dürfen. Die Kinder haben Freude an den Ritualen und den Liedern, die wir singen.“ Und nicht zuletzt ist der Unterricht mit besonderen Kindern Ausdruck einer christlichen Haltung: jeder ist in Ordnung, so wie er ist. Klar, dass Rosemarie Ilg auch den Religionsunterricht an der Karl-Georg-Haldenwang-Schule übernimmt.

Die Kirche müsse sich öffnen

Trotzdem freut sie sich darauf, wieder mit und in einer Gemeinde zu wirken. „Ich bin in Leonberg sehr herzlich willkommen geheißen worden“, freut sie sich, und sie ist gespannt auf die neue Gemeinde und ihre Aufgaben. Dabei hat sie nicht nur die Kerngemeinde im Blick, sondern auch diejenigen, die die Angebote der Kirche nicht kennen oder wahrnehmen.

„Die Kirche muss sich öffnen, sie muss zu den Menschen kommen. Und es gilt zu überlegen, wie das bewerkstelligt werden kann. Gerade in schwierigen Zeiten wie jetzt, in denen die Menschen oft mehr und mehr vereinsamen, müssen wir wachsam sein und der Einsamkeit entgegenwirken“, ist ihre Überzeugung. Die teilt sie mit ihrem Mann Wolfgang, Pfarrer und Professor an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg, mit dem sie seit 21 Jahren verheiratet ist.

Pfarrerin mit kreativen Hobbys

Wenn Arbeit und Familie der engagierten Pfarrerin Zeit lassen, ist sie vor allem kreativ. Ungewöhnliche Dekorationen, Betongießen, Töpfern, Holzarbeiten – was sie interessiert, probiert sie aus. Dazu unternehmen Rosemarie und Wolfgang Ilg gerne ausgedehnte Touren per E-Bike: „Dann genießen wir auch mal die Auszeit zu zweit“, plaudert die Theologin aus dem Nähkästchen. Vier Töchter im Alter von 10 bis 20 Jahren können anstrengend sein.

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In ihrem Leben gibt Rosemarie Ilg der Glaube halt. „Es ist die Perspektive der Hoffnung, auch über das Leben hinaus, dass ich getragen werde und die Geborgenheit, die ich empfinde. Ich habe die Gewissheit, auf meinem Weg nicht allein zu sein“, erklärt sie. „Kirche ist etwas Lebendiges, nichts Verstaubtes. Und das will ich kommunizieren.“