„Hä? Was hat der gerade gesagt?“ Mit solchen Nachfragen beim Fernseh-Krimi-Vergnügen soll Schluss sein. ARD und ZDF setzen dafür auf eine neue Tonoption.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Unerträglich, außerirdisch, nur etwas für Menschen mit Luchsohren: Regelmäßig gerät das Fernsehpublikum in Wallung, wenn es um die Verständlichkeit von Spielfilm-Dialogen geht. Vor allem der „Tatort“ ist bei diesem Thema ein zuverlässiger Aufreger, schließlich kommt es bei der Lösung eines Kriminalfalls auf das kleinste Detail, also auch auf jedes Wort an.

 

Am Montag sind Zeitungsredaktionen deshalb in regelmäßigen Abständen mit der Klärung von Leseranfragen beschäftigt. „Lernen die Schauspieler eigentlich nicht mehr, laut und verständlich zu sprechen?“, heißt es da. Oder: „Die sollen mal ihr Handwerk lernen. Schließlich zahlen wir Gebühren, aber nicht für ein so schlampiges Genuschele.“ Und die vermittelnde Antwort erklärt dann, dass Fernsehfilme heute mehr Lebensnähe suchten, realistischer und glaubwürdiger sein wollten und deshalb in ihnen eben auch schneller, schlampiger, mit Slang und Dialekt durchsetzt gesprochen werde.

Weniger Hintergrundgeräusche, leisere Musik

Doch nun ist Schluss mit: Hä? Was hat der gerade gesagt? Zeitungsredakteure können sich fortan montags in aller Ruhe der Wochenplanung widmen. Und auch die Kolleginnen und Kollegen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern sind raus aus der Erklärungsnot, wofür die vielen Gebühren denn gezahlt würden, wenn man am Ende nichts verstehe. ARD und ZDF bieten nämlich von nun an dem Fernsehpublikum eine zusätzliche Tonoption an, die für eine bessere Verständlichkeit durch weniger Hintergrundgeräusche und leisere Musik sorgen soll. Das ZDF teilte am Mittwoch zu seinem neuen Tonangebot „Klare Sprache“ mit: „Es hebt die Sprache deutlicher hervor und verbessert damit die Sprachverständlichkeit.“

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Das Angebot steht ab sofort für das ZDF-Hauptprogramm zur Verfügung, die Programme ZDF Neo, 3 Sat und ZDF Info folgen nach und nach. Auch die ARD bietet das neue Tonangebot „Klare Sprache“ nach eigenen Angaben im Ersten sowie in den dritten Programmen von Norddeutschem Rundfunk, Westdeutschem Rundfunk und Rundfunk Berlin-Brandenburg an. Weitere Sender sollen später folgen.

Unter den Tonoptionen wie „Stereo“ oder „Originalton“ findet sich „Klare Sprache“ nun als zusätzliches Angebot und ist über Satellit, Kabel und DVB-T2 HD verfügbar. Die Tonspur „Klare Sprache“ muss am Endgerät oder am Videoplayer ausgewählt werden. Auch in den Programm-Livestreams übers Internet soll der neue Service in Kürze verfügbar sein. Der Trick: Algorithmen sorgen für einen Ton, der das gesprochene Wort präsenter macht.

Untertitel für Hörgeschädigte sind passé

In Zukunft muss man sich also nicht mehr mit Kopfhörern vor den Bildschirm setzen oder die Untertitel für Hörgeschädigte einblenden, wenn man jedes Wort des TV-Krimis verstehen will. Mancher Fernsehschauspieler, manche TV-Darstellerin muss sich für vernuschelte Dialoge nun eine neue Ausrede suchen. An zu viel Kunstrauschen und Realitätswollen der Regie kann schwere Verständlichkeit dann nicht mehr liegen. Auch auf den Inhalt des Gesagten – in den vielen Talkshows etwa – hat die Option „Klare Sprache“ keinen Einfluss.