Cappuccino oder Latte Macchiato? Alles kalter Kaffee. Ein alter Bekannter ist wieder im Trend: der Filterkaffee. Die ehemals verpönte Plörre wird in den hippsten Kaffee-Bars von San Francisco bis Berlin zelebriert. Und in Geradstetten.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - In der Berliner Kaffeebar The Barn wird derjenige schräg angeschaut, der seine Bestellung unvorsichtigerweise auf Deutsch aufgibt. Das Café in Mitte – der städtebaulichen Übersetzung des Begriffs Hipstertum – ist eine Anlaufstelle für so genannte Expats, der Gruppe an Fachkräften, die nur für kurze Zeit im Ausland arbeitet und sich daher erst gar keine Mühe gibt, die Landessprache zu lernen. Im Barn bestellt man seinen Kaffee auf Englisch. Geordert wird aber kein Cappuccino, sondern: Filterkaffee. Natürlich nicht in der teuflischen Teutonen-Thermoskannen-Variante. Die Zubereitung des Kaffees wird im Barn zelebriert. Zuerst wird eine Kaffeesorte ausgewählt. Die Bedienung empfiehlt einen „Huye Mountain Filter“, der angeblich die Geschmacksnoten Brombeere, Blutorange und Milchschokolade vereint. Mindestens. Dann zelebriert ein Barista an einer Keramik-Vorrichtung die Zubereitung jeder Tasse einzeln. Willkommen in der neuen, hippen Filterkaffee-Welt.

 

Das unerwartete Comeback des Filterkaffees ist dabei keine originäre Ausprägung Berliner Überspanntheit. Ob im angesagten Mission District in San Francisco, im supercoolen Hoxton in London oder im furchtbar trendigen Williamsburg in New York: In den hippsten Kaffeehäusern wird der so genannte „Drip Coffee“, von Englisch „to drip“ für „tropfen“, mittlerweile inszeniert. Sogar in der Region Stuttgart gibt es einen Gastronom, der der einst verpönten Plörre huldigt: Ausgerechnet im für seine Urbanität weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Geradstetten im Remstal versucht sich Wirt Björn Bergmann in seiner Krone als Koffein-Druide.