Im Februar hat Jochen Maurer sein Amt als neuer Pfarrer der Erlöserkirche angetreten. Er will nun möglichst rasch seine Gemeinde kennen lernen.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Noch stehen Umzugskartons in den Zimmern und Fluren im Pfarrhaus, draußen beladen Möbelpacker gerade einen Umzugswagen und dirigieren ihn langsam und vorsichtig den steilen und schmalen Weg hinunter zur Birkenwaldstraße, vorbei an der Erlöserkirche. Monika Renninger zieht aus, und Jochen Maurer zieht ein: Renninger ist die neue Chefin des evangelischen Bildungswerks Hospitalhof, und Maurer ist ihr Nachfolger – als Pfarrer der Erlöserkirche und gleichzeitig geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Nordgemeinde.

 

Der 47-Jährige war zuvor circa zehn Jahre Pfarrer in Bittenfeld, einem Stadtteil von Waiblingen. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Nun also Stuttgart-Nord. Erste Eindrücke hat Jochen Maurer bereits sammeln können. „Es ist eine spannende Situation hier im Bezirk: im Nordbahnhofviertel, am Pragsattel, am Killesberg – das sind nach allem, was ich gehört habe, ganz verschiedene Milieus.“ Das reizt ihn – auch der Gegensatz zwischen den Großbaustellen für Stuttgart 21 und im Europaviertel sowie den Neubaugebieten beispielsweise am Killesberg. „Und meiner Wahrnehmung nach sind eine große Zahl der Gemeindemitglieder hier engagiert.“ Das freut ihn. „Da wird Gemeinde konkret.“

Menschen Verantwortung zutrauen

In der Gesprächsreihe „Blauer Montag“ hat sich Maurer gleich an seinem ersten Arbeitstag der Gemeinde vorgestellt, zwischen 30 und 40 Gäste waren da, schätzt er. „Da kamen durchaus genaue Nachfragen: Was mein Lieblings-Bibelspruch ist, oder: Was werden Sie denn neu machen?“ Das werden wir sehen, hat er darauf geantwortet. „Ich bin nicht derjenige, der von außen Themen setzt“, sagt er. Stattdessen wolle er sehen, was bereits da ist, was gut läuft, was vielleicht nicht. Dann könne man gemeinsam mit den Gemeindemitgliedern sehen, wohin es gehen soll. „Ich möchte den Menschen Verantwortung zutrauen, ohne gleich zu fragen, ob es rein passt oder nicht.“ Gleiches gilt für die organisatorischen Prozesse, für die er als geschäftsführender Pfarrer der Gemeinde zuständig ist. „Meine Vorgängerin hat Prozesse geprägt, da muss man sehen, wie und wo man einsteigen kann.“

In den nächsten Wochen wird Jochen Maurer hauptsächlich damit beschäftigt sein, sich einzuarbeiten und die vielen verschiedenen Facetten der Gemeinde kennenzulernen. Josef Wiest, der den Stadtteilchor Nord leitet, hat er bereits getroffen. „Das ist eine tolle Sache, diese enge Verzahnung zwischen Stadtteil und Kirchengemeinde.“ Auch auf die kollegiale Zusammenarbeit mit Juliane Jersak und Karl-Eugen Fischer, den beiden anderen Pfarrern der Nordgemeinde, freut er sich.

Gespannt auf die Investitur

Im April wird dann auch Maurers Familie zu ihm stoßen. „Das liegt daran, dass mein jüngster Sohn im März noch in Bittenfeld konfirmiert wird, weil wir ihn nicht aus der Konfirmandenklasse herausreißen wollten“, sagt Jochen Maurer. „Es ist durchaus eine emotionale Aufgabe, aus einem Ort wegzuziehen, den man zehn Jahre lang als Heimat gekannt hat.“ Lediglich der Tochter wird das wohl ein bisschen leichter fallen als ihren beiden Brüdern: sie besucht seit jeher das Gymnasium Sankt Agnes in Stuttgart.

Nun steht am Sonntag zunächst einmal Jochen Maurers Investiturgottesdienst an. „Ich bin auch hier sehr gespannt und freue mich darauf, wer alles kommt“, sagt er. „Ab da ist man richtig vorhanden.“