Gut, aber nicht spitze: das neue Album der schwedischen Band Roxette besticht mit gewohnter Güte, zeigt aber auch mangelnde Innovationsfreude.

Stuttgart - Manchmal sagen Songtexte mehr als ärztliche Bulletins. „It’s been a good Time“, singt Marie Fredriksson in „April Coulds“ mit noch immer voluminöser, kräftig-klarer Stimme – „I wish you the best“. Da mögen Roxette-Fans noch so gerne den offiziellen Verlautbarungen aus dem Umfeld der Band vertrauen, in denen es heißt, dass die Krebserkrankung der Sängerin derzeit unter Kontrolle sei: Worte wie diese klingen – zumal im elften und letzten Song, also ganz am Ende von „Good Karma“ vorgetragen – doch ein wenig nach Abschied. Gut möglich also, dass diese Platte des nach Abba zweitgrößten schwedischen Popwunders (dreißig erfolgreiche Jahre, 75 Millionen verkaufter Tonträger) zum Schwanengesang wird.

 

Ein gerüttelt Maß an Melancholie liegt über dem Album – auch „Why Don’t You Bring Me Flowers“ ist eher Klagelied und Trauermusik als „nur“ eine bewegende Pianoballade. In erkennbarem Kontrast dazu: „20 BPM“, das an unbeschwerte „Joyride“-Zeiten erinnert. Alles zusammen ergibt ein Album, das ein vielleicht letztes Mal mit kräftigem Pinselstrich ein Bild von der Vergangenheit und Gegenwart einer bemerkenswerten Band zeichnet. Dass dabei manches leicht daneben geht („You Make It Sound So Simple“ bemüht sich mit Elementen aus Rap und Elektro-R-’n’-B etwas zu verkrampft um Anschluss an die Moderne), wird angesichts einer mutmaßlich schwierigen Zukunft fast zur Nebensache.