Die Menschen wollen zwar immer gesünder leben, aber auf Feste will bestimmt keiner verzichten: Thomas Himmer und Dennis Schäfer haben deshalb einen Aperitif kreiert, der wie Sekt wirkt, aber keinen Alkohol intus hat.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Beim Thema Getränke gehen die Ideen offensichtlich nicht aus. Die jüngste Erfindung stammt aus dem Kreis Esslingen und hat einen viel versprechenden Namen: Lust & Feast heißt der Aperitif, der nach Party klingt, aber dennoch jeden nüchtern bleiben lässt. Bier ohne Prozente ist längst Standard: Allein die Produktion von alkoholfreiem deutschen Bier hat sich seit dem Jahr 2012 verdoppelt. Am Wein ohne Umdrehungen wird ebenfalls seit Jahrzehnten herumgetüftelt, nur noch nicht der Massengeschmack getroffen. Zuletzt kündigten die Bittenfelder Fruchtsäfte ein neues Verfahren für einen neuen, guten Tropfen an. Und längst wurde auch den Spirituosen ihr ungesunder Nebeneffekt genommen: Gin, Whisky und Rum muss nicht mehr betrunken machen. Nur haben auch sie wieder das übliche Problem, dass sie mit dem Original nicht wirklich mithalten können. Alkohol ist nun mal ein Geschmacksträger, und der wird diesen Destillaten eben genommen.

 

In der Küche experimentiert

Diese Entziehungskur haben sich Thomas Himmer und Dennis Schäfer einfach gespart. Ihr Getränk kommt von vornherein nicht mit Alkohol in Berührung. Im Bekanntenkreis ist dem Rechtsanwalt und dem Marketing-Manager aufgefallen, dass immer öfter Alternativen für Sekt und Prosecco gesucht, jedoch nicht gefunden wurden. Ihre Kreation ist vom Teekochen inspiriert: Rund 100 Botanicals kauften sie sich und experimentierten damit in ihrer Küche. Am Ende kamen dabei drei Versionen heraus, die seit vergangenem Dezember auf dem Markt sind. Die Kräuter, Blumen und Pflanzenextrakte werden in Wasser kalt ausgezogen. Danach kommen Zitronensäure und Rübenzucker als Geschmacksträger dazu, am Ende wird das Getränk filtriert und karbonisiert. Ein Weingut bei Freiburg übernimmt das Abfüllen in die Sektflasche.

Bei der Version Bucco steuern die Blätter der gleichnamigen Pflanze ein Cassis-Aroma bei, warme, aromatische Kräutertöne und erfrischende Minze stecken in dem Getränk. Zum Aperitif wird die Erfindung aus Wolfschlugen durch eine erwachsene Bitternote im Abgang abgerundet. Alles in allem durchaus ein ernst zu nehmendes Partygetränk!

Das Urteil der Weinrunde: 

Holger Gayer Eine wilde Mischung: Das Teil schmeckt nach Pfefferminz und Kräutertee, vornerum süß, hintenrum bitter. Der Alkohol fehlt jedenfalls nicht.

Michael Weier Der Kollege nimmt mir die Worte aus dem Mund: Wilde Mischung steht auch bei mir. Leicht krautig, süß, aber eben Tee. Sprudeliger Tee. Witzig.

Harald Beck Sagen wir so: Das ist mal was ganz anderes. Mit Wein allerdings hat das weniger zu tun, aber als alkoholfreien Aperitif kann ich mir das vorstellen.

Lust & Feast Bucco, 15,90 Euro, Lust & Feast GmbH, Wolfschlugen, 01 76 / 60 97 13 97, www.lvstandfeast.com