Wer kennt die Bundestagskandidaten? Eine nicht repräsentative Umfrage brachte Erstaunliches zu Tage. Unter die Fotos der Wahlkampfkandidaten haben wir eines von Paul Breitner geschmuggelt.

Möhringen - In gut einer Woche wählt Deutschland. Viele Wahlberechtigte denken, es gehe nur um Angela Merkel oder Peer Steinbrück – also Schwarz oder Rot. Ganz so einfach ist es aber nicht. Wir wählen schließlich Bundestagskandidaten, die unsere Interessen in Berlin vertreten sollen. Zeit für uns zu fragen: Kennen Sie die hiesigen Bewerber? Wir haben diese Woche Menschen auf der Epplestraße angesprochen. Zwischen die Bilder der fünf Spitzenkandidaten des Wahlkreises Stuttgart I, Stefan Kaufmann, Ute Vogt, Cem Özdemir, Judith Skudelny und Christina Frank, haben wir ein Foto des früheren deutschen Fußballnationalspielers Paul Breitner geschmuggelt. Die Ergebnisse sind zum Schmunzeln.

 

Stefan Kaufmann, CDU

„Das ist doch der Rudolf!“

Die Degerlocher Bürger verwechseln den Bundestagsabgeordneten Stefan Kaufmann von den Christdemokraten auch gerne mal mit Roland Rehmet, der für die FDP in Hamburg Wahlkampf betreibt. „Ich nehm’ Stefan Kaufmann übel, dass er die Schießerei gutgeheißen hat“, sagte eine Passantin, die mit ihrer Aussage aber eigentlich die Kampagne von Rehmet meint. Jener sorgte mit dem Slogan „Schießsport ist Freiheit“ für Furore. Weniger gravierend ist eine andere Verwechslung: „Das ist doch der Rudolf!“ – wobei ungeklärt bleibt, wer dieser Rudolf ist. Die restlichen Sechs von Zehn Befragten erkannten Kaufmann problemlos.

Ute Vogt, SPD

Das Wahlkampfteam von Ute Vogt kann sich zumindest in Degerloch auf die Schultern klopfen, weil viele sie durch die Plakate erkannten. Sieben von zehn Passanten erkannten die SPD-Politikerin einwandfrei. Eine junge Frau zögerte: „Hat sie etwa ihr Konfirmationsbild rausgesucht?“ Anscheinend trübt die 80er-Jahre-Frisur das Bild. Trotz Plakaten an jeder Ecke kommt es auch bei Vogt gelegentlich zu Verwechslungen – „Das ist die... die Renate“, sagte eine ältere Dame enthusiastisch.

Cem Özdemir, Grüne

Im Vergleich zu einigen Kontrahenten schneidet Cem Özdemir von den Grünen bei der Umfrage auf der Epplestraße gut ab. Die meisten wissen, dass er Politiker ist, manche auch noch mehr: „Das ist der Türke, ein Politiker“, sagt eine junge Motorradfahrerin. Beruhigen sollte das Wahlkampfteam, dass nur zwei Passanten überhaupt nichts mit seinem Konterfei anfangen konnten. Und ein junger Wähler schloss eine Zweitkarriere für den Grünen-Politiker nicht aus: „Das ist doch der Cem. Der Fußballspieler.“

Judith Skudelny, FDP

Judith Skudelny wird seltener erkannt

Bei manchen Passanten gibt es auch charmante Wissenslücken. Die Kandidatin der FDP, Judith Skudelny, wird seltener erkannt als ihre Wahlkampfgegner – und verwechselt. „Das ist doch die Heidi Klum“, äußerte sich ein Passant. Da trifft es weniger hart, wenn Sieben von Zehn gar keine Ahnung haben, wer auf dem Foto zu sehen ist. Und den Vorschlag einer anderen Passantin können wir auch nicht vorenthalten: „Sie hätte mal lieber ihr Konfirmationsbild raussuchen sollen. Auf den aktuellen Bildern sieht sie furchtbar alt aus.“

Christina Frank, Linke

Wahrscheinlich, weil er jeden Tag an dutzenden Wahlplakaten vorbei fährt, kennt der Postbote als einer der wenigen Befragten Christina Frank von den Linken. Sogar die Tatsache, dass „sie irgendwas mit Verdi zu tun“ hat, ist ihm durchaus geläufig. Zur Information: Sie ist dort Gewerkschaftssekretärin. Allerdings mussten wir einen älteren Herren vertrösten. Er dachte, Frank arbeite bestimmt bei uns im Pressehaus.

Paul Breitner,FC Bayern

Viele Plakate schützen vor Verwechslung nicht

Wahrscheinlich lag es an der Gesprächsrunde mit Günther Jauch im Anschluss an das große Duell zwischen Merkel und Steinbrück, bei der auch der ehemalige Fußballer beteiligt war. Immerhin sechs von zehn Passanten kannten deshalb Paul Breitner, den Ex-Nationalspieler, der 1972 Europameister und zwei Jahre später mit der deutschen Elf Weltmeister geworden ist. „Ach ja, das ist der Dingsbums. Der Fußballer mit den krummen Beinen“, sagte eine ältere Dame.

Fazit

Breitners Fußballkarriere ist seit 30 Jahren beendet. Trotzdem ist er nach wie vor ein bekanntes Gesicht. Aber gelegentliche Verwechslungen sind auch bei ihm nicht ausgeschlossen. „Das ist doch der Kretschmann“, meinte eine Österreicherin. Vielleicht, weil jener zeitgleich im Restaurant Fässle zu Mittag aß. Und die Moral von der Geschicht’: Viele Plakate schützen vor Verwechslung nicht.