Sein Chef hat für ihn gekämpft: Der Lagerist von Gastronom Michael Schmücker sollte nach Nigeria abgeschoben werden. Nach dem Druck in der Öffentlichkeit kam es nicht dazu. Am Freitagabend kehrte Felix O. zu den Kollegen ins Varieté zurück, die ihn feierten.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Sollte ein junger Mann aus Nigeria, der seit zwei Jahren in Stuttgart fleißig arbeitet und seinen Lebensunterhalt selbst verdient, in seine Heimat abgeschoben werden? Michael Schmücker, Caterer bei zahlreichen Veranstaltungen, Weindorf-Wirt und Gastronom des Friedrichbau Varieté, war froh, einen Lageristen wie Felix O. gefunden zu haben – für einen Job, für den er keine deutschen Bewerber fand. Am Mittwoch, 6 Uhr, hat die Polizei den Westafrikaner in dessen Wohnung in Ostfildern aus dem Bett gerissen und ihn nach Frankfurt auf den Flughafen gefahren.

 

Michael Schmücker nannte das Vorgehen der Behörden „skandalös“

Von dort aus sollte Felix O. nach Nigeria geflogen werden – in ein Land, dessen Staatsbürger in Deutschland in den meisten Fällen als politische Flüchtlinge abgelehnt werden. „Skandalös“ und „unglaublich“, sagte Schmücker, sei es, wenn man einen so „pflichtbewussten“ und „zuverlässigen“ Mann, der keinem auf der Tasche liege und für ihn eine wichtige Arbeit leiste, wie einen Verbrecher in Handschellen abführe. Der Wirt handelte am Mittwoch schnell, schaltete eine Anwältin und den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband ein, informierte unsere Redaktion und die Öffentlichkeit über die sozialen Medien.

Über einen Eilantrag auf einstweilige Verfügung erreichte Schmückers Anwalt, dass das Verwaltungsgericht Stuttgart etwa 20 Minuten vor dem geplanten Abflug nach Nigeria den Westafrikaner, der bereits im Gate des Frankfurter Flughafens saß, zurückholen ließ in die Pforzheimer Abschiebehaft. Am Freitagnachmittag ist dann das Urteil in der Hauptsache gefällt worden. Die Richter entschieden, dass Felix O. in Deutschland bleiben darf, seine Duldung also verlängert wird.

Der 27-Jährige war wieder ein freier Mann. Sein Chef holte ihn am Stuttgarter Hauptbahnhof ab, fuhr ihn ins Friedrichsbau Varieté, wo er ihm erst einmal einen großen Teller mit seinem Liebesessen hinstellte. Die Kollegen freuten sich sehr und ließen den beliebten, stets bescheidenen und eifrig arbeitenden Nigerianer hochleben. „Felix musste an diesem Abend natürlich nicht arbeiten“, berichtet Michael Schmücker, „er war sehr hungrig, weil ihm das Essen in der Haft nicht so geschmeckt hat“.

MdL Haag will den Fall im Landtag zur Sprache bringen

Die schriftliche Begründung für den Stopp der Abschiebung liegt noch nicht vor. Schmücker rechnet mit etlichen Behördengängen, die nun folgen. Er ist über das Happy-End sehr froh und bedankt sich bei allen, die ihn unterstützt haben. „Viele meinten, die Chancen sind gering, dass ein Nigerianer bleiben kann“, sagt der Wirt.

Der Stuttgarter Landtagsabgeordnete Friedrich Haag (FDP) will das Thema im Landtag zur Sprache bringen. Seine Forderung: Bei strenger Abschiebungspflicht von abgelehnten Asylbewerber müsse es immer Ausnahmen geben von Beschäftigten, die für die deutsche Wirtschaft wichtig seien.