Fellbacher Gewerbetreibende machen mit einer Aktion mobil gegen Nord-Ost-Ring auf dem Schmidener Feld. Dem Argument für die vierspurige Umgehungsstraße, das Gewerbe benötige den Ring als wichtige Infrastrukturmaßnahme, widersprechen sie.

Fellbach - Mit einem konzertierten Aktionstag am 30. September soll der Bevölkerung und der Politik eindringlich vor Augen geführt werden, was der Nord-Ost-Ring bedeutet. Die Gewerbevereine Oeffingen und Fellbach markieren dann gemeinsam mit Unternehmen aus Schmiden, der Stadt Fellbach, Landwirten, der Arge Nord-Ost und vielen Kooperationspartnern den geplanten Trassenverlauf. „Wir werden mit Bändern, Fahnen und Fahrzeugen deutlich sichtbar den Straßenverlauf zeigen“, erklärt Sebastian Aupperle, der Vorsitzende des Oeffinger Gewerbevereins, im Namen der Initiatoren. Zweieinhalb Kilometer lang – angefangen vom Tennhof bis zum Waiblinger Weg – sollen die Autos wie im Stau Stoßstange an Stoßstange stehen.

 

Die betroffenen Kommunen wehren sich vehement gegen den Straßenbau

Der Nord-Ost-Ring und die Filderauffahrt sind Bestandteil des Regionalverkehrsplans. Nach langen Diskussionen wurde die Straße Mitte Juli von der Regionalversammlung in den dringlichen Bedarf aufgenommen. Die betroffenen Kommunen, allen voran Fellbach und Kornwestheim, wehren sich deshalb umso vehementer gegen den Straßenbau, der ihrer Meinung nach nichts verbessern, sondern nur noch mehr Verkehr in den Großraum Stuttgart ziehen würde.

Doch erst kürzlich hat eine Umfrage unter der staugeplagten Bevölkerung Stuttgarts eine Mehrheit für den Nord-Ost-Ring ergeben. „In Stuttgart war auch immer nur eine knappe Gemeinderatsmehrheit dagegen, dort ist der Ring ja sogar ein Teil des Luftreinhalteplans“, sagt Jörg Schiller. Der Fellbacher CDU-Stadtrat ist zusammen mit dem Gewerbeverein Oeffingen Initiator des Aktionstags der Gewerbetreibenden gegen den Nord-Ost-Ring in der Hauptstraße in Oeffingen und auf der geplanten Straßentrasse gen Hegnach.

„Wir wollen und müssen die Leute jetzt aufklären, denn viele, die die Straße später nicht direkt vor der Haustüre haben, sind dafür, aber bei uns wird Naturraum unwiederbringlich zerstört“, sagt Schiller. Wo genau würde der Nord-Ost-Ring verlaufen? Welche Feldflächen wären betroffen, und wie stark verändert eine vierspurige Straße die Landschaft? „Wir müssen den Straßenverlauf und die Dimensionen praktisch vor Augen haben, damit wir wissen, was wir verlieren“, erklärt Jörg Schiller.

Es gibt am Aktionstag ein ausführliches Informations- und Diskussionsangebot

Die Sorge wächst, dass der Straßenmoloch tatsächlich Realität wird. „Im Moment ist es richtig brisant. Wir müssen jetzt aufstehen, etwas tun und sagen, dass wir es nicht wollen“, sagt Jörg Schiller. Denn ein immer wieder vorgebrachtes Argument für die vierspurige Umgehungsstraße ist, dass das Gewerbe den Ring als wichtige Infrastrukturmaßnahme befürworte, ja benötige. Dieser Aussage stellen sich viele Fellbacher Gewerbetreibende nun vehement und sichtbar entgegen. Sie sind der Überzeugung, dass Logistik heute mit anderen Maßnahmen sinnvoller gestaltet werden kann und kritisieren, dass der Nord-Ost-Ring über das Schmidener Feld wertvolle landwirtschaftliche Flächen zerstört, dabei aber nicht wirklich Entlastung bringt. Am Aktionstag soll deshalb eindrucksvoll gezeigt werden, wo und wie die geplante Straße in die Natur eingreift und welche Räume dadurch beeinträchtigt werden.

„Natürlich sind wir gerade als Gewerbetreibende an Staubekämpfung und mehr Mobilität interessiert. In der Region müssen dringend Lösungen gefunden werden“, sagt Sebastian Aupperle. Es gehe auch nicht um das Nein-Sagen, sondern um vernünftige zielführende Konzepte. Deshalb gibt es am Aktionstag ein ausführliches Informations- und Diskussionsangebot. Verschiedene Redner, die beispielsweise Impulse aus der Stadtplanung, dem Landschaftsschutz oder der Verkehrsplanung geben, sind bei der „Aktion-Hocketse“ auf der Straße eingebunden, dazu gibt es Diskussionsforen und Infotafeln.

Der Gewerbeverein Schmiden beteiligt sich – Stand heute – nicht geschlossen am Protest. „Der Vorstand tut sich aus verschiedenen Gründen noch schwer, aber es sind einige Unternehmer aus dem Stadtteil dabei, und auch der Gewerbeverein will am Aktionstag in irgendeiner Form mitmachen“, sagt Jörg Schiller.