Der Großvater von König Willem-Alexander der Niederlande war Mitglied der NSDAP. Jetzt hat sich erstmals sein Enkel dazu geäußert.

Korrespondenten: Helmut Hetzel (htz)

Die in den Niederlanden geführte Debatte über die NSDAP-Mitgliedschaft von Prinz Bernhard zu Lippe-Biesterfeld (1911–2004), dem Großvater des amtierenden Königs Willem-Alexander, schlägt hohe Wellen. Sie spitzt sich auf die Frage zu: Warum hat der Prinz seine Mitgliedskarte der Nazipartei nicht vernichtet?

 

Nach Informationen der Zeitung „NRC-Handelsblad“ war die Mitgliedskarte von Prinz Bernhard lange Zeit im Besitz von US-General Lucius Clay. Clay war nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Oberbefehlshaber der US-Armee in der amerikanischen Zone des besetzten Deutschlands. Der deutschstämmige Prinz hatte 1937 die niederländische Thronfolgerin und spätere Königin Juliana (1909–2004) geheiratet.

US-General gab dem Prinzen das Original zurück

General Clay hatte die NSDAP-Karte des Adligen offenbar Jahre lang in seinem privaten Safe aufbewahrt. Clay spielte angeblich mit dem Gedanken, das Original zu vernichten, nachdem er Kopien hatte anfertigen lassen. Stattdessen soll er aber das Beweisstück an den Prinzgemahl übergeben haben. Der wiederum vernichtete es auch nicht, sondern bewahrte es in seinem Privatarchiv auf. Warum, das fragt man sich heute.

Der Prinzgemahl selber hatte mehrfach öffentlich behauptet: „Ich war nie Mitglied in der NSDAP.“ Glaubte er am Ende selbst an seine Lüge – seine Lebenslüge –, nie Mitglied der Hitlerpartei gewesen zu sein? Hat er die vier Jahre, die er von 1933 bis 1937 Mitglied war, nach Ende des Krieges einfach verdrängt? Fest steht, dass er er aus der Partei austrat, als er sich 1936 mit der damaligen Kronprinzessin Juliana der Niederlande verlobte.

König Willem-Alexander öffnet die Familienarchive

Und was wusste die königliche Familie? Eine erste Reaktion von König Willem-Alexander (56) dazu kam am Donnerstagabend. Sie lässt aufhorchen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Nachricht über meinen Großvater großen Einfluss hat und viele Gefühle auslöst, insbesondere bei der jüdischen Gemeinschaft. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir der Vergangenheit ins Auge blicken müssen.“ Er hätte die Möglichkeit gehabt, „Dinge aus dem Archiv wegzuholen“, sagte der Monarch: „Aber ich habe das nicht getan. Ich finde, dass das ganze Archiv offen und transparent sein muss für die Geschichtsschreibung.“

Willem-Alexander hatte bereits zuvor die Privatarchive der königlichen Familie für Historiker zugänglich gemacht, allerdings nur bis zum Jahr 1948. Zu fragen ist, was die älteste Tochter von Prinz Bernhard, die abgedankte Königin Beatrix, von der Nazivergangenheit ihres Vaters wusste und warum sie, wenn sie Bescheid wusste, die NSDAP-Mitgliedskarte nicht vernichten ließ. Auch sie hatte natürlich Zugang zu dem Privatarchiv ihres deutschstämmigen Vaters. Die heute 85-Jährige war von 1980 bis 2013 Königin der Niederlande. Dann übergab sie ihr Amt an ihren ältesten Sohn, den heutigen König Willem-Alexander.