Das deutsche Containerschiff „Joseph Schulte“ fährt nach fast anderthalb Jahren kriegsbedingter Wartezeit aus dem südukrainischen Hafen von Odessa in Richtung Bosporus. Der Frachter nutzt einen temporären Seekorridor – auf eigenes Risiko.

Ein deutsches Containerschiff hat nach fast anderthalb Jahren kriegsbedingter Wartezeit den südukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa verlassen. Die „Joseph Schulte“ fahre auf dem für zivile Schiffe eingerichteten temporären Korridor, der von und zu den Seehäfen der Ukraine führt, teilte Vizeregierungschef Olexander Kubrakow am Mittwoch bei Facebook mit. Der Frachter nehme Kurs auf den Bosporus. Die Hamburger Reederei Bernhard Schulte bestätigte auf Anfrage, dass das Schiff unterwegs sei. Die ukrainische Marine hatte vergangene Woche einen Seekorridor ausgewiesen, der von Handelsschiffen auf eigenes Risiko genutzt werden kann.

 

Das Schiff unter der Flagge von Hongkong transportiert den ukrainischen Angaben zufolge mehr als 2100 Container mit etwa 30 000 Tonnen Fracht. Es saß in Odessa seit dem russischen Einmarsch im Februar 2022 fest.

Die Ukraine wehrt seit mehr als 17 Monaten eine russische Invasion ab. Die ukrainischen Schwarzmeerhäfen werden dabei von der russischen Flotte blockiert. Eine internationale Vereinbarung für ukrainische Agrarexporte aus drei Häfen um Odessa war im Juli nicht verlängert worden. Seitdem hatte kein Frachter mehr die Häfen um Odessa angesteuert. Russland sieht alle Schiffe auf dem Weg in ukrainische Häfen als potenzielle Transporteure von Nachschub für die ukrainische Armee an. Am Sonntag hatte das russische Militär ein Schiff auf dem Weg zum Donauhafen Ismajil gestoppt und kontrolliert.