Im Almtal in Oberösterreich können Kinder die Natur erleben. Etwa bei einer Tour mit dem Waldpädagogen Fritz oder bei der Käseherstellung.

Grünau - Wem enge Kurven beim Autofahren zu schaffen machen, der sollte sich wappnen: Die Anfahrt zum Hochberghaus Grünau auf 1200 Meter Höhe ist äußerst kurvenreich, steil und abenteuerlich. Doch die etwa zehn Minuten dauernde Fahrt auf der Passstraße lohnt sich, denn das urige Berghaus liegt inmitten saftiger Wiesen am Rande des Waldes, mit einem traumhaften Blick auf die umliegenden Berggipfel wie den Traunstein oder den Zwillingskogel.

 

Im Winter kann man die Ski direkt an der Haustür anschnallen und auf die Piste gehen - doch das ist wieder eine ganz andere Geschichte. Bevor es zum Abendessen mit Gröschtl und Kasspatzen geht, hat Hüttenwirt Wolfgang Rohrauer noch eine Überraschung parat. „Jürgen zeigt euch jetzt, wie man echte Butter macht“, sagt er, und schon wirft der lederbehoste Jürgen die Buttermaschine an. Klar: Butter ist natürlich die Weiterverarbeitung des ausgeflockten Zeugs, das herauskommt, wenn man die Sahne für den Kuchen aus Versehen zu lange geschlagen hat.

Doch dass genau dieses „zu lange gerührte“ Produkt aus echter Milch eben auch fantastisch schmecken kann, lernen die Kinder an diesem frühen Abend vom Senner Jürgen. „Boah, lecker“, sagt etwa der sieben Jahre alte Leopold und schnappt sich gleich noch ein Stück Brot mit der frischen Butter drauf. Auch der von Jürgen hergestellte Käse ist buchstäblich erste Sahne und schmeckt auch den Stadtkindern eindeutig besser als die abgepackten Scheiben aus dem Discounter. „Was glaubt ihr: Wie viel Liter Milch braucht es für ein solches Stück Bergkäse?“, fragt Jürgen, und schon schnellen die Finger der Kinder in die Höhe.Dass es dann aber doch mehr als 100 Liter sind, mögen die Knirpse kaum glauben.

Die Kleinen schwärmen im Gehölz

Auch am nächsten Morgen gibt es die frisch hergestellte Butter aufs Brot, und eine kräftige Grundlage ist durchaus angebracht, denn nun geht’s in den Wald zum Fritz. Der Fritz, das ist ein kerniger Kerl Ende sechzig, mit wachen Augen, grauem Haar und derben Stiefeln. Vor 20 Jahren hat Fritz Wolf die Waldpädagogik nach Österreich gebracht und seit damals unzählige Forstarbeiter oder Quereinsteiger in anderen europäischen Ländern ausgebildet. Dass er sich sowohl im Wald als auch mit Kindern bestens auskennt, merkt man gleich zu Beginn seiner waldpädagogischen Führung.

„Jeder von euch bekommt einen Pappteller und sammelt darauf erst einmal die Pflanzen und Blumen, die ihm gefallen“, gibt Fritz seine Anweisungen - und schon schwärmen die Kleinen ins Gehölz. Heraus kommen wunderbare Blumenteller und kreative Gebilde, die sie stolz mit nach Hause nehmen, nachdem sie auch noch ihre Holzamuletts eigenhändig gesägt und bemalt haben. Doch Waldpädagogik ist natürlich noch sehr viel mehr als Basteln, und so führt Fritz seine Gruppe aus Erwachsenen und Kindern immer tiefer in den Wald.

„Hier, streichelt mal über diesen Klee, und dann schaut, was passiert“, sagt er und macht es auch gleich vor. Tatsächlich: Vor den staunenden Kinderaugen schließen sich die zartgrünen Blättchen des Klees wie zu einer kleinen Blume. Während des Marsches durch den Wald erklärt der Waldpädagoge alles, was ihm gerade so einfällt; er zeigt Tierspuren an Bäumen, erklärt Pflanzen und macht auf Geräusche und Gerüche aufmerksam. „Es hat katastrophale Folgen, wenn Kinder nicht mit der Natur in Verbindung kommen“, sagt der 66-Jährige und widerspricht auch gleich dem Klischee, dass Kinder vom Land mehr über Tiere und Pflanzen wüssten als Stadtkinder.

Natur, Genuss, Ruhe und Zeit mit der Familie

„Das schenkt sich nix“, sagt er und stapft weiter zur dicken Eiche, der die Kinder per „Baum- Mikrofon“ nun ihre Fragen stellen können. Wer ins Almtal kommt, der wird häufiger auf Einheimische und Touristiker treffen, für die das Leben im Einklang mit der Natur, das Lernen und Erleben an der frischen Luft im Vordergrund stehen. Der im vergangenen Jahr neu eröffnete, 52 Kilometer lange Almuferweg etwa ist so ein markantes Zeichen für das, was sich die Almtaler auf die Fahnen geschrieben haben: Natur, Genuss, Ruhe und Zeit mit der Familie. Sanft schlängelt sich der beinahe durchgängig Kinderwagen-taugliche Weg vom Almsee im Süden bis nach Bad Wimsbach im Norden.

155 Genusspunkte wie etwa Rastplätze, ein Niederseilgarten, Hängesessel hoch über dem Almsee, gemütliche Holzliegen und Einkehrmöglichkeiten sorgen für Gelegenheit zum Rasten und Spielen. Einzigartig in Österreich: Der Almuferweg ist praktisch durchgängig direkt mit der Bahn über 20 Haltepunkte erreichbar. „Wenn jemand nicht den ganzen Weg laufen kann oder möchte, der kann einzelne Etappen mit dem Zug zurücklegen“, erklärt Tourismus-Obmann Christian Steinhäusler. Lehrreich geht es auch im Cumberland Wildpark zu.

Zwischen der eindrucksvollen Kulisse des Toten Gebirges und dem kristallklaren Almfluss bietet der Park auf einer Fläche von 60 Hektar mehr als 500 Wildtieren einen natürlichen Lebensraum. Superstars des Parks sind die Waldrappen, sie gehören zu den gefährdetsten Vögeln der Welt. Seit 1973 ist im Park die Forschungsstelle der Konrad-Lorenz-Stiftung untergebracht, die das Verhalten dieser schwarzen Vögel untersucht. Derzeit leben hier 39 ausgewachsene und zehn junge Waldrappen.

„Ich kenne jeden einzelnen Vogel und weiß immer genau, worüber sie sich unterhalten“, erzählt der Vogelkundler Josef Hemetsberger. Auch Bären, Wölfe, Urwildpferde, Graugänse, Steinböcke und Luchse haben hier ihre Heimat. Im Park werden auch Themen-Führungen angeboten - und für müde Wanderer lockt das neue Besucherzentrum mit Biergarten und Spielplatz .

Infos zu Oberösterreich

Anreise
Mit dem Auto auf der A 1 nach Salzburg, Abfahrt Regau, weiter bis Grünau. Dort Richtung Kinderland Schindelbach/Kasbergbahnen und über die kostenpflichtige Passstraße zum Hochberghaus. Hausgäste bekommen die Kosten erstattet. Mit dem Zug zweimal umsteigen in Passau und Wels. Taxitransfer möglich.

Unterkunft
Idyllisch gelegenes Haus mit tollem Blick auf die umliegenden Berge: Hochberghaus, DZ ab 78 Euro, mit HP ab 94 Euro. www.hochberghaus.at

Wunderschön mit Liegewiese, Spiel-und Grillplatz: Ferienbauernhof Peter’n, drei Ferienwohnungen ab 55 Euro/Tag. www.bauernhof.at/peternferienhof

Tolle Lage am glasklaren Almfluss und guter Ausgangspunkt für Ausflüge: Campingplatz Schatzlmühle, Stellplatz ab 9,50 Euro/Tag: www.almcamp.at

Essen und Trinken
Essen und Trinken: Forellenhof Wieselmühle, www.wieselmuehle.at. Beim Essen kann man den Forellen beim Schwimmen zuschauen. Für Nicht-Fischfans gibt’s auch andere Gerichte.

Gasthof Jagersimmerl, www.jagersimmerl.at , urige Stuben mit Holzeinrichtung.

Ausflüge und Touren
Familienpark Agrarium in Steinerkirchen/Traun: www.agrarium.at

Cumberland Wildpark in Grünau: www.wildparkgruenau.at

Museum Hackenschmiede in Bad Wimsbach- Neydharting: www.bad-wimsbach.at

Sensenmuseum in Scharnstein: www.sensenmuseum.at

Waldpädagogische Führungen, buchbar über das Tourismusbüro Almtal.

Führungen mit Österreichs bekanntestem Märchenerzähler Helmut Wittman: www.maerchenerzaehler.at

Allgemeine Informationen
Tourismusverband Almtal, www.almtal.at