ARD und ZDF präsentieren in München ihre weit reichenden Pläne für die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Neben den Wettbewerben, die in Deutschland ab 6 Uhr morgens gezeigt werden, soll auch über Menschenrechte berichtet werden.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Während die Protagonisten der olympischen Berichterstattung von ARD und ZDF aus Sotschi (vom 7. bis 23. Februar 2014, Paralympics vom 7. bis 16 März) im Münchner Olympiapark noch inmitten von Schneewatte vor ein paar hellblauen Stellwänden posieren, quillt schon balalaikazitternd der kommende sportliche Dauerschlager aus den Boxen: „Kalinka“, das Lied vom „Schneeball“. Noch pfeifen die Leute dazu, jedenfalls hier in München bei der Vorstellung des Programms. Ob sie noch die Lippen spitzen werden, wenn die ersten 240 Übertragungsstunden allein des Fernsehens hinter ihnen liegen?

 

Winterspiele unter Palmen: in die Kälte jedenfalls kommen die Berichterstatter wohl kaum. Sotschi liegt auf dem Breitengrad von Nizza. Es sind aber auch – Sonne hin, Sonne her – Wladimir Putins Spiele, diktatorisch aus dem Boden gestampft. Wie stehen ARD und ZDF dazu?

Peter Frey, der Chefredakteur des ZDF, sagt, man sei sich bewusst, wo man in Russland sei und wolle nicht nur auf die Spiele, sondern auch „auf das ganze Land schauen“. Man dürfe sich „nichts vormachen lassen“. Volker Herres, der Programmdirektor des Ersten, ergänzt, man bewege sich sicher nicht in einer „lupenreinen Demokratie“. Gerade deswegen habe man in Beiträgen ein Auge auf die Menschenrechte, auf die Umwelt nach den teils „brachialen Umsiedlungen“, und natürlich, rein sportlich gesehen, aufs Doping. Gleichwohl sei Russland „nicht die Sowjetunion“. Aber nun zum puren Sport im Fernsehen.

Ein gemeinsames Studio am Meer

ARD und ZDF teilen sich vor Ort ein großes, gläsernes Studio, ziemlich nahe an der Olympischen Flamme. Es steht nicht im Broadcast Center, worauf alle sehr stolz sind, aber doch noch in der Abteilung „Hot“, also am Meer. Das Motto der Spiele heißt „ Hot. Cool. Yours.“ Cool wird es eher im Kaukasus werden. Zwei Stunden mindestens brauchen Teiles des Trosses jeweils, bevor sie die Höhenregion Krasnaja Poljana erreicht haben, in der Sprache des IOC Mountain Cluster geheißen. Über 98 Wettbewerbe insgesamt soll berichtet werden, dabei kommen zu den traditionellen Sportarten Skispringen, Biathlon, Ski Alpin, Bob und Rodeln auch ein paar neue Wettbewerbe auf alle Beteiligten zu. Dazu gehören in diesem Jahr unter anderen: Skispringen der Frauen, Ski Halfpipe, Slopestyle Ski und Slopestyle Snowboard. Da Sotschi der deutschen Zeit um drei Stunden voraus ist, gehen die Sender teilweise schon um kurz nach sechs Uhr in der Früh die Wettbewerbe an.

Was die Moderatoren und Experten betrifft, können sich ARD und ZDF auf arrivierte Kräfte stützen. Im Ersten moderieren abwechselnd Gerhard Delling und Michael Antwerpes. Für das ZDF alternieren Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne. Katarina Witt, Kati Wilhelm, Dieter Thoma, Markus Wasmeier (der „beste Pisten“ für Ski Alpin verspricht) und Peter Schlickenrieder unterstützen die Kommentatoren der ARD; der ehemalige Biathlet Sven Fischer und Marco Büchel (Ski Alpin) sorgen für Insiderwissen beim Zweiten. Zusätzlich beschäftigt das ZDF den Sportpsychologen Hans-Dieter Hermann, der fürs Mentale zuständig sein soll.

Der emotionale Transport

Besonderes Augenmerk gilt bei der ARD dem trimedialen Ansatz, da ist derzeit der Bayerische Rundfunk führend. Ihm obliegt auch die Federführung beim Hörfunk-Team, das ähnlich breit gestreut arbeiten soll wie bereits bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London. Zahlreiche Live-Streams ergänzen das Programm, und natürlich sind beide Sendeanstalten gemeinsam Online präsent. Hauptziel aber bleibe, so die Verantwortlichen Frey und Herres, eine umfassende Live-Berichterstattung und „der emotionale Transport“ (Gerhard Delling) der Ereignisse. Sobald die Gefühle und Gefühligkeiten am Schwarzmeerstrand und in den Bergen Russlands bewältigt worden sind, wird ein Großteil des Equipments direkt nach Südamerika weiter geleitet, wo schon der nächste emotionale Höhepunkt des Fernsehjahres wartet. Im Juni 2014 beginnt in Brasilien die Fußball-WM.