Gutscheine für exklusive Spa-Hotels, veganes Hundefutter, teure Anti-Aging-Cremes, sogar Schönheits-OPs: Warum es für Marken so attraktiv ist, in den „Gift Bags“ für die Oscar-Nominierten aufzutauchen.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Den Oscar können nur wenige mit nach Hause nehmen, aber die inzwischen schon legendär gewordenen „Gift Bags“ – Zehntausende von Dollar wert – dürften den Gästen der Academy Awards den Abend auch versüßen, wenn sie bei der Preisverleihung leer ausgehen.

 

Die luxuriösen „Goody Bags“ haben übrigens rein gar nichts mit der „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“ zu tun, die die Oscars ausrichtet. Die „Everyone Wins“-Geschenketüten kommen von der Marketingagentur „Distinctive Assets“ aus Los Angeles, die sich laut ihrer Homepage Produktplatzierungen in der Welt der Schönen und Reichen zur Aufgabe gemacht hat.

Die Agentur packt 25 Tüten für die 25 Schauspielerinnen, Schauspieler und Regisseure, die in den Kategorien „Beste Hauptdarstellerin“, „Bester Hauptdarsteller“, „Beste Nebendarstellerin“, „„Bester Nebendarsteller“ und „Beste Regie“ nominiert sind (>> die Nominierten auf einen Blick finden Sie hier).

Rund 126.000 Dollar in einer Tüte

Das US-Magazin „Forbes“ schätzte, dass eine „Everyone Wins“-Tüte bei den Oscars im vergangenen Jahr 126.000 US-Dollar (rund 119.000 Euro) wert war.

Seit Ende der 1980er gibt es die „Everyone Wins“-Tüten – damals wurden sie noch von der Academy selbst verteilt. Doch dann trat Mitte der Nullerjahre die US-amerikanische Steuerbehörde auf den Plan und die Academy beendete die Praxis.

„Wir beschenken Filmstars nicht aus Nächstenliebe“

„Distinctive Assets“ sprang in die Lücke und machte die „Gift Bags“ zu ihrem Geschäftsmodell. Schließlich zahlen Unternehmen aus aller Welt viel Geld, damit ihre Produkte zu den Stars kommen.

Auf ihrer Homepage macht die Marketingagentur auch gar keinen Hehl aus ihren Absichten: „Wir beschenken Filmstars und Musikikonen nicht aus Nächstenliebe. Wir beschenken sie aus dem gleichen Grund, aus dem sie mehr als 20 Millionen Dollar für einen einzigen Film erhalten – weil ihre Marke einen Warenwert hat.“

Urlaub in den Schweizer Alpen

Was die Nominierten in diesem Jahr in ihren Geschenketüten finden werden, daraus macht die Agentur kein Geheimnis – ganz im Gegenteil. Auf Instagram kann man sehen, was in den „Gift Bags“ steckt: Gutscheine für Luxusurlaube in den Schweizer Alpen (für 50.000 US-Dollar) oder in der Karibik (schlappe 25.000 US-Dollar wert), Luxuskosmetik, sogar veganes Hundefutter.

Über die Jahrzehnte ist die Bestückung immer hochpreisiger geworden. Heute ist die Academy nicht besonders angetan, dass ihre Nominierten derart verwöhnt werden. Die Verantwortlichen fürchten sich angesichts der luxuriösen Goodies für Menschen, die ohnehin schon ein Vielfaches des normalen Amerikaners verdienen, vor schlechter Presse, die auf die Oscar-Verleihung abfärben könnte. Manche Schauspielerinnen und Schauspieler, Regisseurinnen und Regisseure entscheiden sich auch dafür, die „Gift Bags“ abzulehnen – aus genau diesem Grund.