Jetzt ist wieder die Zeit der Osterbrunnen. Vielerorts haben Ehrenamtliche auch im Altkreis Wasserspender mit bunten Eiern und frischem Grün als Schmuck für die Ortsmitte hergerichtet. Die Arbeit, die darin steckt, ist nicht ohne.

Sie sind wieder da, grün und bunt: Die Osterbrunnen im Ortskern vieler Kommunen. Sie erinnern daran, dass Feierlichkeiten ins Haus stehen. In Hemmingen bestaunen die Bürgerinnen und Bürger, groß wie klein, mit und ohne Kamera, den Wasserspender auf dem Alten Schulplatz. Der Osterbrunnen gehört zum Marktplatz, seitdem der Obst- und Gartenbauverein im Jahr 2011 den ersten schmückte. Die Inspiration war ein Brunnen im oberschwäbischen Oberstadion bei Ulm, in dessen Osterschmuck zigtausende Eier integriert sind.

 

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Der Obst- und Gartenbauverein hat sich mittlerweile aufgelöst, der Brauch des Brunnenschmückens setzt sich dank des ortsgeschichtlichen Vereins jedoch fort. „Wir haben den Brunnen übernommen, weil es einfach schön ist“, sagt die stellvertretende Vereinsvorsitzende Christel Raasch und lacht. Der Osterbrunnen sei ein schöner Anblick und gehöre zum Frühling dazu. Und überhaupt: „Ich könnte es auch gar nicht sein lassen, es zu machen“, sagt die 71-Jährige. Sie war schon als OGV-Mitglied Teil des Teams Osterbrunnen.

Jedes Ei trägt eine Handschrift

Die Eier sind aus Styropor – das Vorbild in Oberstadion hat echte –, besprüht in Gelb und Blau, die Farben Hemmingens, und Rot. Die Mitglieder des OGV bemalten sie damals. Christel Raasch verzierte bevorzugt rote Eier mit weißen Pünktchen. So trägt jedes Ei die Handschrift der Person, die es bemalt hat. Einige Eier sind marmoriert, auf anderen sind Hornveilchen und Schneeglöckchen oder Hasen zu sehen. Die fertigen Eier erleichtern Christel Raasch und ihrem Team die Arbeit. Trotzdem gibt es noch einiges zu tun.

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Eine Woche, bevor der Osterbrunnen kurz vor Palmsonntag eingeweiht wird, klappert Christel Raasch mit einem Helfer samt Anhänger die Häckselplätze nach Grünzeug ab, nach Thuja – auch Lebensbaum – und Eibe. Das Buchs-Grün ist von privat. Etwas Lampenfieber habe sie vor jeder Tour, berichtet Christel Raasch. „Wir finden immer genug Grün, aber vorher wissen wir das ja nicht.“ Das gesammelte Grün werde nicht braun, es werde bloß trocken.

Im vergangenen Jahr fehlten 50 Eier

Mit einer Helferin hat Christel Raasch vier Stunden lang in der Gemeinschaftshalle Thuja und Co. vorbereitet und ums Gestell gewickelt. Die sechs einzelnen Stahlträger, die Mitarbeiter des Bauhofs erst kahl vom Keller des Rathauses bringen und später geschmückt zum Marktplatz fahren, hatte anno 2011 ein Kunstschmied aus dem Ort gefertigt, für jedes Brunneneck eine Strebe. Zum Schluss werden die Eier, befestigt an Holzspießen, reingesteckt.

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Am Anfang waren es 120 Stück je Strebe. Wie viele Eier es nun sind, vermag Christel Raasch nicht zu sagen. „Wir werden sie beim Abbauen zählen“, sagt sie und lacht wieder. Weil im vergangenen Jahr 50 Eier fehlten, hat sie etliche aus ihrer Kiste geholt, die dann noch bemalt werden mussten. Die 71-Jährige ärgert sich zwar, dass manche Menschen die Eier stehlen oder dass Kinder damit Fußball spielen und sie so zerstören. „Aber wir lassen uns nicht den Spaß verderben“, sagt Christel Raasch. Werden die Eier eben ersetzt. Voriges Jahr wurde zudem das Nest aus Weiden neu geflochten. Es thront ganz oben und enthält drei große Eier.

Aus der Fränkischen Schweiz in die Welt

Der Ursprung der Osterbrunnen ist die Fränkische Schweiz. Es war wohl so, dass die Bewohner dieser Gegend, der es an Wasser mangelt, das lebensspendende Wasser ehrten, das im Frühling wieder sprudelt, indem sie ihre Brunnen schmückten. In den 1980er-Jahren wurden sie zunehmend außerhalb der Fränkischen Schweiz bekannt.