Reinhard und Josua Baumgärtner betreiben als Vater-Sohn-Gespann das Panoramaweingut in Hohenhaslach. Und das ist nur eine dieser Geschichten, die das Leben schreibt. Unsere Serie "Erfolgreiche Winzer aus der Region"

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Falls jemand auf der Suche nach einer dieser Geschichten ist, die so komisch sind, das nur das echte Leben sie schreiben kann, wäre diese ganz weit vorn. Sie spielt in Hohenhaslach, einem Dorf am Rücken des Strombergs, das allein schon wegen seiner Lage hinreichend kurios ist.

 

Etwa 2000 Menschen leben dort, die eine Hälfte davon oben am Berg, die andere unten im Tal. Dazwischen sind Weinberge, die von Familien wie den Baumgärtners beackert werden. Gemeinsam haben sie viele Jahre ein Weingut betrieben. Doch dann haben sie sich vor ein paar Jahren getrennt.

Seither bewirtschaftet Reinhard Baumgärtner oben das Panoramaweingut und sein Vetter Friedrich unten das Weingut Fried Baumgärtner. Beide Teilfamilien leben gut auf diese Weise – und zur Freude ihrer Kunden, die die Weine aus beiden Hälften genießen können.

Freude an Experimenten auf dem Panoramaweingut

Nun begab es sich aber, dass beide Baumgärtners unabhängig voneinander ihre Rieslinge ins Rennen um die erste Württemberger Weinmeisterschaft schickten. Der Zufall wollte es, dass sie auf Position 15 und 16 von der Vorauswahljury getestet wurden. Da die Probe blind stattfand (das heißt, dass keiner der Juroren wusste, was er im Glas hatte), erkannten die Prüfer zwar, dass sie nacheinander zwei hervorragende Weine versucht hatten, ahnten aber nicht, dass die beiden Testlinge verwandt sein könnten.

Denn der eine, der vom Fried, bestach vor allem durch seine Mineralik, sein schlankes Wesen. Der andere, der vom Reinhard beziehungsweise von seinem Sohn Josua, war das krasse Gegenteil: opulent, fruchtig und mit einer barocken Süße, die aber nie aus der Rolle fiel.

Diese Art von Experimentierfreude zeichnet die Baumgärtners vom Panoramaweingut aus, seit sie dort oben auf dem Berg ihr eigenes Ding machen. Lemberger, Riesling und Co. sind zwar auch ihnen heilig. Aber welch konservativer Winzer käme darüber hinaus auf die Idee, Malbec in Württemberg zu pflanzen?

Das Malbec-Experiment von Hohenhaslach

Reinhard Baumgärtner hat’s getan, nachdem er vor 15 Jahren bei einer verdeckten Cabernet-Weinprobe einen bemerkenswerten Piraten entdeckt hat. Mit seiner fruchtigen und erfrischenden Art sei ihm der Malbec positiv aufgefallen, sagt Baumgärtner und erzählt, „dass unser Rebveredler uns dann nach einigem hin und her in Frankreich 25 Reben für unseren Weinschaugarten organisiert hat“. Direkt am Panoramaweingut habe er den Wuchs und die Eigenschaften der Trauben einige Jahre lang intensiv beobachtet, ehe er sich 2015 entschieden habe, in einer guten Südlage auf kiesigem Mergel 22 Ar Malbec anzupflanzen.

Das Ergebnis ist beeindruckend: Der Malbec vom Panoramaweingut überzeugt mit einem sehr transparenten, samtigen Charakter. Der Wein duftet nach Kirsche und Blaubeere und bleibt auch im Abgang superpräsent. Trotzdem ist das keine Wuchtbrumme wie es die argentinischen Malbecs gerne sind, sondern ein schlanker Geselle, den man gerne wieder einlädt. Da trifft es sich gut, dass die Baumgärtners im vorigen Jahr gleich noch einmal 30 Ar Malbec angelegt haben.

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Panoramaweingut Baumgärtner

Adresse, Telefon, Internet
An der Steige 94, 74343 Sachsenheim-Hohenhaslach, 0 71 47 / 62 98, www.panoramaweingut.de

Die Größe des Weinguts
13,5 Hektar, 80 000 Flaschen

Gründungsjahr des Weinguts
1865

ÖPNV-Anschluss
S- Bahn bis Sachsenheim, Buslinie 571 von Sachsenheim nach Hohenhaslach Staffel, Fußweg 10 min zum Weingut

Verkostung/Ausschank/Besenwirtschaft
Verkostung in der Vinothek

Feste jährliche Termine, Events, Feste, Veranstaltungen
Frühjahrsmesse im März/April, „Spargel & Wein“ im Mai, „Wein & Wild – à la carte“: Samstag, 23. September bis Dienstag, 3. Oktober (täglich von 11 bis 21 Uhr), „Schokolade & Wein“: Freitag, 27. Oktober (19 Uhr), Herbstmesse: Freitag, 10. und Samstag, 11. November (Fr 15-21 Uhr und Sa 11-19 Uhr), „Käse & Wein“: Freitag, 17. November (19 Uhr)

Günstigster Wein im Programm:
Literflaschen mit klassischen Rebsorten wie Trollinger mit Lemberger, Weißherbst oder Riesling je 5,30 Euro

Teuerster Wein im Programm
Cabernet Cubin Reserve 28 Euro

In unserer großen Wein-Serie stellen wir alle Weingüter vor, die erfolgreich in das Finale unserer „Württemberger Weinmeisterschaft“ eingezogen sind.