Nach dem Startverbot für die Sommer-Paralympics 2016 in Rio de Janeiro folgt das Organisationskomittee für Pyeongchang dem Vorbild des IOC und lässt ausgewählte russische Sportler unter neutraler Flagge zu.

Bonn - Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) ist dem Vorbild des IOC gefolgt und erlaubt ausgewählten russischen Athleten die Teilnahme an den Winter-Paralympics in Pyeongchang vom 9. bis 18. März. Das IPC gab am Montag in Bonn bekannt, dass der Ausschluss des Nationalen Paralympischen Komitees Russland (RPC) bestehen bleibt, nachweislich saubere Sportler aber unter neutraler Flagge teilnehmen dürfen.

 

Das IPC rechnet mit 30 bis 35 russischen Startern in Südkorea. Bei den vorigen Winterspielen 2014 im russischen Sotschi waren es noch 69.

Von den Sommer-Paralympics 2016 in Rio de Janeiro waren die russischen Athleten noch komplett ausgeschlossen worden. Das Internationale Olympische Komitee hatte für seine Winterspiele in Südkorea vom 9. bis 25. Februar ebenfalls das Nationale Komitee Russlands gesperrt, bisher aber 169 als sauber geltende Sportler eingeladen. Sie dürfen unter neutraler Flagge und ohne Hymne starten.

Keine Flagge, keine Hymne

Die russischen Para-Athleten werden in Südkorea unter der Flagge des IPC starten, bei Siegerehrungen wird die paralympische Hymne gespielt. Russische Politiker und Mitglieder des RPC werden nicht akkreditiert, auch russische Mannschaften dürfen nicht teilnehmen.

Die ausgewählten Einzelsportler müssen bestimmte Bedingungen erfüllen, unter anderem müssen sie sich in den vergangenen sechs Monaten mindestens zwei offiziellen Doping-Tests unterzogen haben.

„Die Entscheidung vor Rio war die richtige. Es handelte sich bei den positiven Proben nicht um Zufall und nicht um Einzelfälle, sondern um eine organisierte Aktion, die den Sport, wie wir ihn kennen, bedroht“, sagte der neue IPC-Präsident Andrew Parsons: „Aber nun, 17 Monate später, haben wir eine neue Situation. Es gab signifikante Verbesserungen, denen wir Tribut zollen müssen.“

Einzelne Sportler dürfen starten

Damals habe man nicht sagen können, welche Sportler sauber sind und welche nicht. „Wir haben jetzt großes Vertrauen, dass das System in Russland nicht mehr korrupt ist und wollen jenen Athleten, die sauber sind, die Teilnahme unter neutraler Flagge ermöglichen“, sagte Parsons.

Das RPC war nach Rio zu zahlreichen Maßnahmen aufgefordert worden – unter anderem der Akzeptanz und Anerkennung des McLaren-Berichts, in dem Russland flächendeckendes Doping bescheinigt wird. „Obwohl das RPC suspendiert bleibt, haben sie erhebliche Fortschritte gemacht. Das müssen wir anerkennen“, sagte Parsons. Starten dürfen einzelne Sportler im Biathlon, Ski alpin, Langlauf, Snowboard und im Rollstuhl-Curling. Im Sledge-Eishockey darf kein russisches Team teilnehmen.

In Sotschi waren Russen dominierend

Im Weltcup durften russische Athleten in diesem Jahr provisorisch unter neutraler Flagge starten, damit sie im Falle einer Paralympics-Zulassung die Qualifikations-Kriterien erfüllen konnten. Zahlreiche Athleten führen dabei ihre Weltcup-Wertung an. Auch 2014 in Sotschi dominierten die Russen den Medaillenspiegel.

Mit 30 Gold-, 28 Silber- und 22 Bronzemedaillen und damit insgesamt 80 Podestplätzen lagen sie weit vor den zweitplatzierten Deutschen (9/5/1/15). Der Deutsche Behindertensportverband hatte im Vorfeld der Entscheidung vehement einen Komplett-Ausschluss der Russen gefordert.