Der Chef der Kernstadt-Abteilung wehrt sich gegen seine Abwahl.

Leonberg - Wenn an diesem Freitagabend die Gesamtfeuerwehr zur Jahreshauptversammlung in die Strohgäuhalle bittet, ist unter Tagesordnungspunkt 4 das Stichwort „Abteilungskommandant Leonberg“ vermerkt. Tatsächlich hätte der Kommandant Wolfgang Zimmermann einen neuen Mann auf diesem Posten vorgestellt: Volker Röckle, bisher Gerätewart in der Hauptwache in der Römerstraße.

 

Doch dazu wird es wohl nicht kommen. Der bisherige Abteilungskommandant Torsten Bareither setzt sich juristisch zur Wehr. Seine am 18. Dezember auf einer internen Abteilungsversammlung stattgefundene Abwahl sei nicht rechtens gewesen, sagt sein Anwalt Holger Gloistein. Daher könne auch kein neuer Kommandant der Kernstadt-Feuerwehr bestimmt werden. Beim Verwaltungsgericht Stuttgart hat der Anwalt eine sogenannte einstweilige Anordnung beantragt.

Damit ist die notwendige Bestätigung Volker Röckles als neuer Kommandant der Innenstadt-Feuerwehr durch den Gemeinderat vorerst vom Tisch. Diese hatte noch bis Donnerstag auf der nichtöffentlichen Tagesordnung des zuständigen Verwaltungsausschusses gestanden, der am Donnerstagabend getagt hat.

Gericht empfiehlt Vertagung

Doch dann ging im Leonberger Rathaus ein Schreiben des Verwaltungsgerichtes ein. In diesem wird der Stadt nahegelegt, mit der Entscheidung des Gemeinderates so lange zu warten, bis das Gericht über die Rechtmäßigkeit von Bareithers Abberufung befunden hat. Gewählt ist der Abteilungskommandant noch ein Jahr.

Martin Kaufmann kann damit leben. „Es ist klug, dass diese Personalentscheidung gerichtlich überprüft wird“, sagt der neue Oberbürgermeister auf Anfrage unserer Zeitung. „Dann wissen beide Seiten, woran sie sind.“ Kaufmann, der vor seiner Wahl angekündigt hatte, die Feuerwehr in sein Dezernat zu übernehmen, will sich zu den Gründen, die zu der feuerwehrinternen Absetzung Bareithers geführt haben, nicht äußern. Zunächst müsse er sich in die Gesamtthematik tiefer einarbeiten.

Auch der zuständige Feuerwehr-Bürgermeister Ulrich Vonderheid hüllt sich in Schweigen. Eine Anfrage unserer Zeitung nach den Hintergründen verwies sein Büro an die städtische Pressestelle. Daraufhin schaltete sich der OB persönlich ein.

Viele Einsätze in Warmbronn

So stehen weiterhin zahlreiche Gerüchte, Spekulationen und Anschuldigungen unkommentiert im Raum, die seit der Absetzung Günther Widmaiers als Gesamtkommandant vor vier Jahren die Runde machen. Insider berichten, dass Abteilungen in den Stadtteilen mittlerweile oft auffällig viele Einsätze zugeteilt bekommen. Insbesondere in Warmbronn wären die jährlichen Einsätze sogar von einer einstelligen auf eine fast dreistellige Zahl hochgegangen. Fakt ist, dass Ulrich Vonderheid als Kandidat im OB-Wahlkampf mehrfach darauf hingewiesen hatte, dass die Wache in Warmbronn nicht mehr ausreichend und ein Neubau nötig sei.

Zudem tauchen immer wieder Zweifel auf, ob wirklich alle Fahrzeuge, die in den vergangenen Jahren angeschafft wurden, nötig sind. Bareither soll auf all das hingewiesen haben. Teile des Gemeinderates sind nun dafür, dass ein ausgebildeter Brand-Inspektor als hauptberuflicher Leiter der Feuerwache eingestellt wird.