Das Straßenbauamt des Landkreises Esslingen erhält demnächst das erste von zwei speziell gefertigten Brennstoffzellenfahrzeugen. Sie sind Teil eines ambitionierten Vorhabens.

Noch im Monat Oktober, kündigte der Landrat Heinz Eininger in der jüngsten Sitzung des Kreistages an, werde der erste von zwei Brennstoffzellenlastwagen an das Straßenbauamt des Landkreises Esslingen übergeben. Die Fahrzeuge sind Teil des Projekts „Emissionsfreie Straßenmeisterei“, mit dem die Kreisverwaltung ein ambitioniertes Ziel verfolgt: Der Fuhrpark der gemeinsam mit dem Landkreis Göppingen betriebenen Straßenmeistereien in Deizisau, Kirchheim und Geislingen soll schrittweise auf leise und abgasfreie Fahrzeuge umgestellt werden.

 

Mit dem Projekt, betonte Eininger, nehme der Landkreis bei Nutzfahrzeugen eine Vorreiterrolle ein. Bereits seit Herbst vergangenen Jahres ist der erste Elektrotransporter im Einsatz. Auch die beiden neuen Brennstoffzellenfahrzeuge werden von dem in der Göppinger Kreisgemeinde Zell ansässigen Unternehmen Elektrofahrzeuge Stuttgart (EFA-S) individuell gefertigt.

Es handelt sich um einen Transporter mit Doppelkabine und Pritsche sowie um einen Van mit neun Sitzplätzen und einem zusätzlichen Ladevolumen von sieben Kubikmetern. Die beiden Kleinlaster, die das klassische Nutzungsspektrum eines Fahrzeugs in kommunalen Bauhöfen abbilden, kommen jeweils auf ein zulässiges Gesamtgewicht von 4,6 Tonnen und erhalten einen Antrieb, der eine Brennstoffzelle mit Wasserstofftanks und einer Batterie kombiniert. Damit können sie mit nur einer Tankfüllung etwa 500 Kilometer weit kommen – batteriebetriebene leichte Nutzfahrzeuge hingegen schaffen im besten Fall gut 200 Kilometer. Die größere Reichweite ist von Bedeutung: Bei den drei Straßenmeistereien, die sich um insgesamt 1159 Straßenkilometer in den beiden Landkreisen kümmern, sind längere Fahrzeiten und Fahrten unter Last die Regel. Zudem muss zum Beispiel die Ochsenwanger Steige mit ihrer 17-prozentigen Steigung von Schnee befreit werden können.

Das aus vielen Quellen mit einer Gesamtsumme von rund 950 000 Euro gespeiste Projekt, das der Landkreis gemeinsam mit dem an der Hochschule Esslingen angesiedelten Institut für nachhaltige Energietechnik und Mobilität sowie Partnern aus der regionalen Wirtschaft in Angriff genommen hat, sei ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft, betonte Eininger. „Wir leisten hier nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch dafür, dass ein Teil der Wertschöpfung der neuen Antriebstechnologien in der Region bleibt.“

Die kombinierte Antriebsvariante hat zudem den Vorteil, dass das 700-Bar-Tankstellennetz entlang der Fernverkehrsstraßen genutzt werden kann. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es Mitte vergangenen Jahres in Deutschland 92 Wasserstofftankstellen. Eine davon ist am Stuttgarter Flughafen an der OMV-Tankstelle zu finden, in der Region gibt es weitere Stationen in Sindelfingen, Fellbach, Wendlingen und Metzingen. Den Worten des Landrats zufolge wird die Kreisverwaltung in einem weiteren Schritt den Aufbau einer Tankstelleninfrastruktur für grünen Wasserstoff – klimaneutral aus erneuerbarem Strom erzeugt – entlang der Autobahn 8 bei Weilheim fördern. Man wolle die mittelständische Initiative bei der Akquise von Fördermitteln und bei der Suche nach geeigneten Flächen unterstützen, kündigte Eininger an.